Gottes "allgemeiner" Zorn
Der Zorn Gottes, der sich erstmal pauschal gegen alle Menschen richtet, ist in der Welt, seit der Aufstand gegen Gottes Herrschaft in der Welt ist. Eine ausführliche Beschreibung dieses Tatbestandes gibt Paulus in den ersten 5 Kapiteln des Römerbriefes.
Dieser "allgemeine" Zorn Gottes zeigte sich in der Weltgeschichte nicht etwa darin, dass Gott auf die Menschen draufhaute, sondern darin, dass er sie aus seinem Herrschaftsbereich rauswarf und sie in der Folgezeit in Ruhe ließ. Gott musste, um seinen Zorn auszudrücken, nichts weiter machen. Er verschob die Menschen in den Herrschaftsbereich des Teufels, und von da an verwirklichten der Teufel und die Menschen in guter Zusammenarbeit den Zorn Gottes aus eigenem Antrieb.
So finden wir in der Bibel nach dem Rausschmiss aus dem Paradies praktisch nur noch den Zorn Gottes in der Welt. Von der Liebe Gottes ist in den Anfangskapiteln der Bibel fast nichts zu spüren, Ausnahmen wie Noah oder Abraham verstärken hier nur den Kontrast.
Auch heute ist dieser allgemeine Zorn Gottes noch mit einer ungeheuren Macht in der Welt und beeinflusst unser aller Leben. Denn dass alle Lebewesen sterben müssen und dass alle Dinge vergänglich sind, ist ein Ergebnis von Gottes Zorn. Die Krankheiten, an denen wir leiden, und das Unrecht oder die Ärgernisse, die uns zusetzen, sind nach wie vor Auswirkungen von Gottes Zorn gegen die Aufständischen.
Allerdings hat Gott im Laufe der Weltgeschichte das Ruder wieder in die andere Richtung bewegt. Die Liebe Gottes ist wieder erschienen. Schon allein deshalb, weil sie stärker ist als Gottes Zorn.
Die Liebe Gottes ist nun aber nicht so "billig" erschienen, dass sie einfach die Unbill unseres Lebens beseitigt, also die auf den ersten Blick sichtbaren Auswirkungen von Gottes Zorn rückgängig macht. Darum erschien die Liebe Gottes auch nicht in Auschwitz, was Gottes Kritiker ihm im Nachhinein ja schwer angekreidet haben, und sie erscheint heute auch nicht in den Flüchtlingsströmen und den Hungersnöten.
Sondern "darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, dass Gott seinen Sohn gesandt hat" (1.Jh 4:9), der Tod, Teufel und Zorn Gottes besiegt hat und nun all das, was uns als Folgen des göttlichen Zorns so plagt, nicht etwa vom Tisch fegt, sondern verwandelt.
Der Zorn Gottes wird für die Gläubigen also nicht einfach nur auf den Abfall getan, sondern er wird zu Segen für die Christen recycelt. Der Teufel kriegt nicht einfach einen Tritt, sondern er muss, was die Gläubigen angeht, nun Gott dienen. So dass Paulus dann im Korintherbrief und im Römerbrief beschreiben kann, dass alle Dinge, die auf dieser Welt passieren, den Gläubigen dienen müssen. Zwangsläufig. Oder anders gesagt: Dass alle die Dinge, die zum Zorn Gottes gehörten, einschließlich Tod und Teufel, nun zum Vorteil der Gläubigen wirken müssen.
Gottes allgemeiner Zorn muss nicht endgültig sein. Man kann Gott dazu bewegen, ihn in Liebe zu verwandeln.