Weissagung

Weissagung bedeutet, dass man etwas weiß, das man eigentlich nicht wissen kann.

Und zwar weiß man es nicht, weil man heimlich spioniert hat oder eine geheime Informationsquelle hat, über die der Andere nicht informiert ist.

In der Bibel bezieht Weissagung sich darauf, dass man weiß, was Gott in diesem Moment oder bezüglich dieser Sache denkt.

Und man hat dieses Wissen nicht, weil man umfassend die Bibel zu diesem Thema erforscht hat und deshalb aufgrund gründlicher Exegese zu einer fundierten Meinung gefunden hat.

Sondern man hat dieses Wissen, weil Gott es einem direkt mitgeteilt hat.

Wobei die Erforschung der Bibel durchaus ihren Wert hat. Die ist nicht überflüssig. Auch durch das gedruckte Wort erklärt Gott der Welt seinen Willen.

Letztendlich bedeutet Weissagung also, Gottes Stimme hören zu können und sie verstehen zu können.

Wobei Gottes Stimme in der Regel nicht akustisch zu hören ist. Gott hat nämlich keine Stimmbänder und braucht sie auch nicht.

Übernatürlich

Damit sollte klar sein, dass es sich bei Weissagung um einen übernatürlichen Vorgang handelt.

Der einzige irdische Vergleichspunkt wäre die Hellsichtigkeit auf der Seite des Teufels.

Also diejenigen Wahrsager, die tatsächlich als Medium der unsichtbaren bösen Welt fungieren, so wie z.B. die Magd, die in Ephesus hinter Paulus hergerannt ist, oder wie die Totenbeschwörerin von En-Dor, zu der Saul am Tag vor seinem Tod ging.

Damit sind aber 99% aller Wahrsager als Vergleichspunkte ausgeschlossen, denn diese benutzen psychologische Tricks und manipulative Fähigkeiten, um den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Das eine Prozent, das tatsächlich Medium der schwarzen Seite ist, erfährt seine Kenntnisse natürlich auch auf übernatürliche Weise.

Genauso erfährt der Gläubige die Inhalte der Weissagung auf übernatürliche Weise, und damit auf eine Art, die von anderen Leuten nicht nachvollzogen werden kann.

(Das ist es, was Paulus in 1.Korinther 2,15 sagt, dass der geistliche Mensch alles beurteilt, aber von anderen Leuten in dieser Hinsicht nicht beurteilt werden kann. Für andere Menschen ist nicht nachvollziehbar, woher der Gläubige seine Informationen hat.)

Damit kann man die Weissagung auf eine Ebene stellen mit den Wirkungen des Heiligen Geistes, und der Vergleich zu anderem Übernatürlichen ist hier wieder genauso wie bei den Wahrsagern:

So wie der Mensch von einem bösen Geist besessen sein kann (also von einem Dämon) und dadurch überirdisch fremdgesteuert ist, so ist auch der Gläubige von einem Geist besessen, hat aber auf die Fremdsteuerung Einfluss, weil Gott, im Gegensatz zum Teufel, niemanden zwingt.

Die wichtigste Gabe

Unter den Geistesgaben ist laut Paulus das Weissagen die wichtigste.

Das hängt auch damit zusammen, dass man für einige andere Geistesgaben die Weissagung als Grundlage braucht.

So braucht z.B. die Gabe der übernatürlichen Lehre die Weissagung, weil nur richtig lehren kann, wer etwas gehört hat. Lesen alleine führt nicht zur Lehre in Vollmacht.

Auch für die Gabe der Krankenheilung braucht man die Weissagung, weil man sonst nicht wüsste, wen man heilen soll.

Das Hören von Gottes Stimme ist auch in den Evangelien wichtig, weshalb Jesus schon darauf hinweist, dass man achthaben soll, wie man hört.

Auch wenn Jesus sagt, der Heilige Geist würde uns in alle Wahrheit leiten, so tut der Geist das zu allererst durch Weissagung.

Nicht umsonst heißt der Heilige Geist in Offenbarung 19,10 „der Geist der Weissagung“.

Abgrenzung zur Prophetie

Weissagung hat auch eine Funktion, wenn ein Mensch allein in einem Zimmer sitzt.

„Wem Weisheit mangelt, der bitte Gott“ hat Jakobus gesagt, und auch das ist Weissagung. Ich frage Gott nach der Lösung, und Gott sagt sie mir. Jetzt ist es an mir, entsprechend zu handeln, aber möglicherweise ist es völlig sinnlos, die Antwort Gottes zu veröffentlichen.

Prophetie ist immer auf andere Menschen bezogen oder auf Gruppen von Menschen.

Da gibt es auch keinen Unterschied zur Prophetie im Alten Testament.

Weissagung kann man auch für sich behalten – z.B. deshalb, weil es nur für einen selbst ist und niemand anders Gewinn davon hätte.

Prophetie verliert ihren Sinn, wenn man sie für sich behält.

Prophetie geht dabei übrigens genau wie Weissagung nicht nur auf die Zukunft. Sie kann auch Zustände in der Gegenwart aufdecken oder Lösungen für die Gegenwart aufzeigen.

Im Grunde ist Weissagung die stille Schwester der Prophetie. Deshalb wird die Gemeinde auch aufgefordert, die Aussagen der Propheten zu beurteilen, also zu prüfen. Weil die Gefahr des Missbrauchs bei so einer lauten Gabe recht groß ist, während der Missbrauch von Weissagung kaum möglich ist und darum auch kaum vorkommt.

Schlusswort

Sowohl Weissagung als auch Prophetie dürfen niemals dem schriftlich offenbarten Willen Gottes widersprechen. Wenn sie das tun, ist etwas faul.

Es ist auch etwas faul, wenn diese übernatürlichen Gaben den Inhalt der Bibel erweitern. Egal in welche Richtung.

Die Weissagung dient eher dazu, den vorhandenen gedruckten Willen Gottes zu erklären.

Aber eine neue oder erweiterte Lehre kann und darf mittels dieser übernatürlichen Gaben nicht entstehen.

Darum wird in Offenbarung 22,18 auch ausdrücklich gedroht für den Fall, dass jemand das offenbarte Wort Gottes verändern will.

Und: Weissagung ist notwendig. Denn sie ist nach Joel 3,1 das Zeichen dafür, dass der Heilige Geist gekommen ist.