Weltfriede

Dieser Artikel behandelt den politischen Frieden im Gegensatz zum inneren Frieden im Menschen oder zum Frieden in des Menschen nächster Umgebung.

Dieses Thema wird in diesem Lexikon behandelt, weil der Weltfrieden im westlichen humanitären Denken ein zentrales Ziel ist und ein extrem hochgehaltener Wert. Was natürlich verständlich ist, denn jede Form von Krieg ist furchtbar, und gerne würde man allen Menschen wünschen, dass sie allezeit in Frieden und ohne Krieg leben können.

Die Realität lässt uns aber bereits ahnen, dass umfassender Frieden gar nicht möglich ist.

Gott geht sogar noch weiter und sagt: Der Weltfriede ist gar nicht wünschenswert.

Denn wenn wir den totalen Frieden hätten, sagt die Bibel, könnte das nur eins bedeuten: Das Böse hat gewonnen. Die Finsternis hat gesiegt.

Die Möglichkeit, dass das Gute auf dieser materiellen Welt siegt, sieht die Bibel nicht. Denn das würde ja heißen, dass wir einen Zustand hätten, besser als im Paradies bei Adam und Eva. Dort lief noch die Schlange rum – aber solange die Schlange rumläuft, wird das nichts mit dem Frieden. Es sei denn, man akzeptiert die Bedingungen der Schlange.

Die Bibel schließt den Weltfrieden für diese Welt aus, weil diese Welt der (einzige) Ort ist, wo der Kampf zwischen Licht und Finsternis ausgetragen wird. Wenn Gott und der Teufel sich treffen, treffen sie sich in unserer Welt – und noch schlimmer: Sie treffen sich im Menschen und in der Welt des Menschen. Auf dieser Welt wird es aber keinen endgültigen Sieger geben: Der Teufel ist zwar vom Prinzip her besiegt und dadurch aus dem Himmel rausgeworfen, hat aber auf der Erde noch fast uneingeschränkte Macht. Darum nennt ihn die Bibel auch den „Fürst dieser Welt“. Und endgültig besiegt wird er erst am letzten Tag der Weltgeschichte.

Solange sich also der Teufel und Gott auf der Erde zum Machtkampf treffen, können wir das mit dem Weltfrieden vergessen.

Zwei Einschränkungen

Dass das mit dem Weltfrieden nichts wird, bedeutet aber nun keineswegs, dass die Christen sich irgendeine Art von Scharmützeln mit ihren Mitmenschen liefern sollen oder dürfen. Die Gläubigen sind zum Frieden mit ihrer gesamten Umgebung aufgerufen, und sie sollen ihre Feinde lieben und gut sein zu jedermann ohne Ansehen der Person. Dass andere Leute Krieg führen, ist für die Christen kein Maßstab!

Wobei wir natürlich ehrlich sein müssen: Beten ist bereits Krieg. Wer zu Gott betet in einer Weise, die Gott zum Handeln veranlasst, oder wer das Böse aus seinem Leben rauswirft, hat dem Teufel damit natürlich den Krieg erklärt. Und selbstverständlich wird der Teufel auf so eine Provokation reagieren. Womit es dann mit dem Frieden erstmal vorbei ist.

Außerdem ist die ganze Sache mit „Licht“ und „Finsternis“ vermutlich noch viel komplizierter, als wir uns das überhaupt vorstellen können. Wer da alles in der unsichtbaren Welt agiert, und wer dort welche Ziele verfolgt, können wir noch nicht einmal ahnen. Welche Macht oder welche Interessen hinter den islamischen Terroristen steckt und welche Macht die Amerikaner antreibt, und wer in all dem Durcheinander eigentlich die Guten sind, das können wir nicht durchblicken.

Bibelstellen

Da die Bibel die Existenz von Kriegen als selbstverständlich für diese Welt voraussetzt, gibt es kaum Bibelstellen, die sich direkt mit dem Thema „politischer Frieden“ oder „Weltfriede“ auseinander setzen – dieses Thema kam halt erst mit dem Humanismus und der Aufklärung auf. Für die Israeliten war Gott ihr Schutz vor Krieg – sie waren im Alten Testament Reich Gottes, damit war Gott zuständig dafür, sie vor Kriegen und vor ihren Feinden zu schützen.

Jesus hat zu seinen Lebzeiten auf der Erde den Krieg und sein Gegenteil nur ganz nebenbei erwähnt, indem er den Gläubigen z.B. riet, dass sie beten sollen, dass es nicht im Winter passiert. Als Jesus später dem Johannes die Videos aus der Offenbarung vorgespielt hat, sind diese voller Krieg von vorne bis hinten, und Jesus selbst kündigt an, er werde kommen und Krieg gegen gewisse Leute führen (Ofb 2,16).

Die einzige Bibelstelle, die tatsächlich vom Weltfrieden handelt, ist das erste Nachtgesicht des Propheten Sacharja. Dort trifft Sacharja auf vier Reiter, die den Auftrag hatten, einen Kontrollritt über die ganze Erde durchzuführen, und die nun zurückkommen und berichten, dass der Weltfriede ausgebrochen ist: „Die ganze Erde sitzt still und verhält sich ruhig.“ Daraufhin wendet der Engel Gottes, der dabei ist und Sacharja alles erklärt, was es dort zu sehen gibt, sich voller Verzweiflung an Gott und fragt ihn, wie lange das noch so weitergehen soll. Denn, so erklärt er, dieser allgemeine Frieden bedeutet, dass das Reich Gottes zerstört ist und kraftlos darniederliegt.

P.S.:

Der Autor dieses Artikels kennt die Bibelstelle, wo der Löwe und das Lamm zusammen weiden und das Kalb und der Löwe friedlich nebeneinander stehen. Sehr friedliches Bild, in der Tat. Es setzt aber – sofern man die nächsten Verse auch liest – voraus, dass alle anwesenden Menschen Gläubige sind. Über diesen Frieden schreibt auch Jh 13,35, aber mit dem Weltfrieden zwischen Nordpol und Südpol haben diese Bibelstellen nichts zu tun.