Vollmachtsrede vom 28.2.2021
Markus 3,13–15 (ELB)
13 Und er steigt auf den Berg und ruft zu sich, die er wollte. Und sie kamen zu ihm;
14 und er berief zwölf, damit sie bei ihm waren und damit er sie aussandte, zu predigen
15 und Vollmacht zu haben, die Dämonen auszutreiben.
Nein, Freunde hat Jesus sich mit diesen Maßnahmen nicht gemacht.
Es gibt sogar eine indirekte Verbrüderung seiner Familie und der Schriftgelehrten gegen ihn.
Ist ja auch verständlich.
Wir ärgern uns ja schon über Greta und ihresgleichen.
Dabei greift Greta nur die Symptome des Bösen an.
Greta und Attac und Amnestie International bekämpfen ja nicht die Krankheit selbst. Sie bekämpfen nur die Symptome, die das Böse in unserer Welt durch viele unterschiedliche Mechanismen hervorruft.
Und schon da nerven uns spontane Brückenblockaden oder Straßensperrungen wegen Fahrraddemos.
Und jetzt kommt Jesus und bekämpft nicht etwa die Symptome des Bösen, sondern das Böse selbst.
Im Vers 15 werden die Symptome des Bösen wie Krankheiten oder Behinderungen gar nicht erst erwähnt. Das sind in diesem Zusammenhang Peanuts.
Die Apostel bekommen von Jesus die Vollmacht, direkt gegen das Böse vorzugehen, und die direkteste Möglichkeit ist die Bekämpfung der Dämonen. (Und nicht der Symptome, welche die Dämonen verursachen.)
Die Schriftgelehrten haben das in Vers 22 genau richtig verstanden. Sie konnten den Sinn der Arbeit Jesu besser zusammenfassen als die meisten Christen es heute können.
Das Unglaubliche
Nun ist das natürlich nie dagewesener Wahnsinn: Das Böse direkt angreifen zu wollen.
Ich glaube, man muss sehr lange darüber meditieren, um erfassen zu können, welch ein globales, epochales und in der Weltgeschichte einzigartiges Vorhaben das ist.
Noch nie vorher in der Weltgeschichte hat jemand gewagt, das zu versuchen.
Und hinterher? Die Moslems werfen während der Pilgerfahrt immer noch Steine auf den Teufel.
Die asiatischen Religionen integrieren das Böse in ein Ausgleichssystem, weil sie ihm ansonsten nicht Herr werden.
Noch unglaublicher wird dieses Vorhaben von Jesus, wenn man sieht, dass er die Vollmacht zum direkten Kampf gegen das Böse auch noch weitergibt.
An irgendwelche Männer, von denen wir noch nicht einmal unser Auto reparieren lassen würden.
Welch eine Anmaßung!
Welch eine Arroganz!
Welch eine größenwahnsinnige Verblendung!
Das Problem des Funktionierens
Dummerweise müssen die Schriftgelehrten zugeben, dass das direkte Angreifen des Bösen bei Jesus funktioniert.
Die Dämonen werden nicht nur geschwächt, sondern sie werden wirksam vertrieben.
Und während sich Jesu Herkunftsfamilie vermutlich keine tieferen Gedanken darüber machte, wie und warum das funktioniert, waren die Schriftgelehrten gezwungen, eine Erklärung dazu abzugeben.
Und weil ihnen der Gedanke undenkbar schien, dass Gott selber dahinter steckt – denn wo in den Schriften wird die direkte Konfrontation zwischen Teufel und Gläubigen vorhergesagt? – darum gaben die Schriftgelehrten zu Protokoll, dass Jesus offenbar mit dem obersten der Dämonen einen Vertrag habe, und der Oberste der Dämonen kann natürlich den niedrigeren Dämonen Befehle erteilen.
Denn die Alternative für die Gedanken der Schriftgelehrten wäre gewesen, dass Jesus in einer noch nie dagewesenen Weise mit Gott in Verbindung stand. Und dass dieser Gott wiederum mit voller Kraft hinter Jesus stand, und zwar auch hier mit einer Kraft, die Mose oder David nicht gehabt haben.
Dann wäre hier auf einmal ein Mensch auf der Erde gewesen, der eine unsägliche Einheit mit Gott besessen hätte, ohne den strengen jüdischen Anforderungen zu genügen.
Nun, Sie müssen zugeben, dass das nicht geht.
Abgelehnte Revolution
Zudem wird das Problem dadurch verschärft, dass Jesus auch extrem normale Sterbliche mit der Macht ausstattet, die direkte Konfrontation mit dem Bösen zu gewinnen.
Und einige von diesen Leuten kennen wir recht genau.
Und zwei von denen werden „Donnersöhne“ genannt. Hoffen wir mal, dass das als Kompliment gedacht war. Aber bei uns dürfen solche Leute nicht predigen. Wo bleibt denn da die Würde des Gottesdienstes?
Auch hier ist das Problem, dass das Delegieren der Vollmacht funktioniert hat.
Sogar bei diesem Gelegenheitskriminellen, der als letzter in der Liste genannt wird.
Aber wenn das wirklich so ist, dass so furchtbar durchschnittliche Leute, also Max Mustermann, die Vollmacht über das Böse bekommen können, und mit dieser Vollmacht keine Umwege gehen müssen, sondern direkt und offen angreifen können und dann auch noch gewinnen, dann ist natürlich wirklich ein neues Zeitalter angebrochen.
Dann ist etwas geschehen, das so einmalig ist, so einzigartig, so …
Dann hätte sich das ganze Gefüge der Welt verschoben.
Und da ist es dann schon verständlich, dass Jesu Herkunftsfamilie ihn für verrückt erklärt und die Schriftgelehrten ihn zum bösesten von allen ernennen.
Und dass die Christen heute es genauso unglaublich finden.
Und darum von dieser Vollmacht praktisch nichts wissen und noch weniger Gebrauch von ihr machen.
Denn natürlich ist das eine extreme Revolutionierung von „Religion“:
Wir falten nicht mehr brav die Hände, sondern wir legen uns direkt mit dem Bösen an.
Wir sind nicht mehr demütig und fromm, sondern wir greifen an.
Wir sagen nicht mehr „bitte“, sondern wir befehlen.
Sowas konnte man damals unter den Religiösen nicht durchsetzen.
Und viel Spaß dabei, wenn Sie es in Ihrer Gemeinde durchsetzen wollen.
Dann haben Sie nicht nur den Teufel gegen sich.
P.S.:
Wenn Jesus diese Vollmacht zu direkten Angriff gegen das Böse wenigstens den Schriftgelehrten übertragen hätte.
Die ja gemäß ihrer Ausbildung, ihres Standes und ihrer priesterlichen Herkunft die wahren Anwärter auf so eine weltbewegende Vollmacht gewesen wären.
Aber die größte Revolution der Weltgeschichte mit Hinz und Kunz und Max Mustermann?
Und möglicherweise sogar mit Ihnen, lieber Leser?