Vollmachtsrede Nummer 5
Wir machen hier jeden Sonntag eine Bibelstelle, in der das Wort Vollmacht vorkommt, oder in der „im Namen Jesu“ oder „im Namen Gottes“ vorkommt, was das Gleiche ist wie Vollmacht.
Heute also nun diese, denn auch da steht es drin. Wir sind am Palmsonntag, und Jesus sitzt auf einem Esel. Matthäus 21,9
9 Die Volksmengen aber, die vor ihm hergingen und nachfolgten, riefen und sprachen: Hosanna dem Sohn Davids! Gepriesen <sei>, der da kommt im Namen des Herrn! Hosanna in der Höhe!
Jesus hat seinen Anhängern in diesem Fall nicht widersprochen.
Als die unter Verwendung von Psalm 118,26 erklärten, Jesus komme im Namen Gottes. Also als Gesandter mit Vollmacht.
Als einer, der im Auftrag Gottes etwas auszurichten hat.
Jesus hat sogar mitgemacht, indem er diese Sache mit dem Esel initiierte und damit seinerseits sagen wollte, er sei der König aus Sacharja 9,9.
Die unendliche Geschichte der Vollmacht
Nun begleitet Jesus das Thema „Vollmacht“ ja schon von Anfang an.
Dass er mit Vollmacht lehrte und nicht wie die Schriftgelehrten, das wurde schon früh gesagt.
Dass also aus Jesu Mund mehr kam als nur die Auslegung von alten Bibelstellen.
Genauso lange wird Jesu Vollmacht auch schon angezweifelt.
Selbst als Jesus seine göttliche Vollmacht bewies, indem er Dämonen austrieb, behaupteten die Schriftgelehrten, er habe seine Vollmacht vom Chef der Dämonen.
Die Frage, ob Jesus nun wirklich im Namen Gottes handeln kann und darf, ist die Frage, an der sich alles entscheidet.
Denn wenn Jesus keine Vollmacht hat, dann ist es letztlich egal, wie die Elite Israels und die oberste Verwaltungsebene von Jerusalem sich entscheiden.
Kommt Jesus aber tatsächlich im Auftrag Gottes – hat Jesus wirklich ein Mandat – dann wäre die Ablehnung Jesu verheerend.
Dann käme der Heiland gar nicht zum Heil, sondern zum Unheil.
Dann bringt der, der Erlösung bringen soll, die Verurteilung.
Indizien und Beweise
Nun kann natürlich jeder behaupten, er käme im Namen und im Auftrag von sonstwem.
Wer keinen Zettel vorlegen kann, der als schriftliche Vollmacht durchgeht, kann lange reden.
Allerdings hat Jesus seine Vollmacht ja schon durch die Zeichen und Wunder bewiesen.
Wenn Jesus nur geredet hätte, dann wäre er wie einer dieser anderen Heilsbringer und Revolutionäre gewesen.
Aber Jesus hat auf eine Art und Weise seine Vollmacht bewiesen, die völlig einzigartig war, die jede andere Vollmacht überbot und von keiner anderen Vollmacht überboten werden konnte.
Wenn sich jetzt schlussendlich die Leute dazu aufraffen, ihn als zweiten David zu feiern, haben sie nur 1 und 1 zusammengezählt.
Mehr Vollmacht, als Jesus sie gezeigt hat, geht nicht.
Wenn der Messias kommt, was soll er größeres tun als Jesus? Lavaquellen aufbrechen lassen und Gestirne explodieren lassen ist irgendwie nicht sinnvoll, und es ist nicht aufbauend, sondern zerstörerisch und entspricht damit nicht wirklich dem Auftrag Jesu. (Übrigens haben sich in Johannes 7,31 die Massen im Tempel auch schon die Frage gestellt, ob das, was Jesus macht, noch überbietbar sei.)
Wer bedient wird
Das dumme an der göttlichen Vollmacht ist, dass sie nicht zu dem bevollmächtigt, was Menschen gerne hätten.
Folglich sehen die Ergebnisse bevollmächtigten Handelns auch nicht immer so aus, dass die Menschheit zum Applaudieren neigt.
Die göttliche Vollmacht bevollmächtigt dazu, den Willen Gottes durchzusetzen.
Der in den meisten Fällen nicht mit dem Willen der Menschen übereinstimmt.
Hätte Jesus die Römer vertrieben und die staatliche Souveränität Israels wieder hergestellt, hätten die Schriftgelehrten seine Vollmacht sofort anerkannt.
Und die, die hier „Hosanna“ geschrien haben, haben das auch so erkannt, dass es nicht zwangsläufig nötig ist, dass auf der Erde eitel Freude herrscht, nur weil Gott einen mit Vollmacht schickt.
Darum haben die, die vor und hinter dem Esel gingen, auch „Hosanna in der Höhe!“ hinzugefügt. Sie meinten, im Himmel müsse man sich jetzt doch freuen, wenn auf der Erde der himmlische König erscheint. Selbst, wenn er nicht die Römer vertreibt und sonstige menschliche Lieblingsthemen bedient.
Hat sich erledigt
Nun hat sich die Sache mit Jesu irdischer Vollmacht ja erledigt. Der läuft hier nicht mehr leibhaftig rum.
Allerdings ist der Leib Christi immer noch da.
Der Kopf ist zwar im Himmel. Aber der Körper von Jesus ist noch da und wird verkörpert durch die Gemeinde.
Und wenn der Kopf und der Körper tatsächlich zusammenarbeiten, dann haben wir das, was Jesus damals auf der Erde hatte, jetzt nicht nur universell, sondern sogar multiuniversell. Die gemeinsame Vollmacht von Jesus und der Gemeinde gilt jetzt in dem Universum, in welchem wir bevorzugt leben, aber auch in dem Universum, in dem Gott lebt.
Oder anders gesagt:
Wenn eine der zentralen Eigenschaften Jesu seine Vollmacht ist – also
- dass er weiß, was Gott wirklich will
- dass er die Macht hat, Gottes Willen durchzusetzen
- dass er dem Teufel und dem Bösen in jeder Hinsicht erfolgreich widerstehen kann
- dass er ein absolutes Mandat von Gott hat
dann müsste dieses doch auch eine zentrale Eigenschaft von Gemeinde sein.
Dann müsste man auch über die Gemeinde sagen können: Sie kommt im Namen des Herrn.
Sie hat Vollmacht.
Natürlich mit derselben holprigen Dürftigkeit, die auch Jesus hier zeigt:
- geliehener Esel (statt weißes, königliches Pferd)
- Beifall eher von den niedrigen Menschen denn von den Hohen
- schmutzige Klamotten auf der Straße statt roter Teppich
- abgerissene Zweige statt Fahnen und Girlanden
Aber wenn die Gemeinde tatsächlich der Leib Christi ist, dann müsste man von ihr doch auch sagen können: Gepriesen sei, die da handelt im Namen des Herrn.
Die Gemeinde muss nicht viel Eindruck machen. Aber den Eindruck, dass sie Vollmacht, Mandat und Auftrag von Gott hat, den sollte sie machen.