Vollmachtsrede 51 - Kein Gebot fürs Beten in Jesu Namen
Dieses ist die vorletzte Vollmachtsrede und gleichzeitig die letzte vor der Zusammenfassung.
Und eigentlich ist diese Vollmachtsrede nur dazu da, gegen einen seltsamen Irrtum anzugehen.
Da sagte nämlich neulich jemand:
„Wir sollen ja in Jesu Namen beten.“
Wo der das herhat, weiß ich nicht.
In meiner Bibel steht das nicht.
Es gibt in meiner Bibel keine Aufforderung, dass man im Namen Jesu beten soll.
Ich kenne keine Anweisung, dass man in Jesu Namen beten soll.
Ich kenne kein derartiges Gebot und keine solche Erwartung.
Zu Jesu Lebzeiten ging es ohnehin nicht.
In den Evangelien kann das Beten in Jesu Namen als Vorgang gar nicht vorkommen, weil Jesus da noch selber gebetet hat. Wenn Tante Gertrud selber zur Bank gehen kann und ihre Geschäfte erledigen, wird sie mir keine Vollmacht erteilen.
Wenn Jesus selber das beten kann, was er beten will, erteilt er niemandem die Vollmacht, es an seiner Stelle zu tun. Jesus hat sein eigenes Reden mit Gott zu seinen Lebzeiten nicht delegiert. Warum auch? Da konnte er es ja noch selber machen.
Die Jünger in den Evangelien konnten nur in ihrem eigenen Namen beten.
Das reicht ja auch. Ich bin ja schließlich keine wertlose Null. Mein Name ist im Himmel angeschrieben, Gott erachtet mich als sein Kind als wertvoll. Für normale Gebete reicht mein Name vollkommen aus.
Wobei Beten in den Augen der meisten Menschen allerdings schon unnormal ist. Reden mit einem Gott, den man nicht sehen und akustisch nicht hören kann. Also müsste ich sachlich richtig sagen: Mein Name reicht für normale unnormale Gebete vollkommen aus.
Nur bei Johannes
Den Begriff „Beten in Jesu Namen“ gibt es nur im Johannesevangelium und dort nur in den Abschiedsreden.
Das Beten in Jesu Namen steht auch nur in ganz bestimmten Zusammenhängen.
Einmal steht es da, wo es um das Tun von Werken geht, die sich mit den Werken Jesu an Ausmaß und Bedeutung messen können oder Jesu Werk sogar noch übertreffen. Es geht hier nicht um die Alltagsprobleme westlicher weißer Christen. Joh 14,12-14
12 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird auch die Werke tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, weil ich zum Vater gehe.
13 Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das werde ich tun, damit der Vater verherrlicht werde im Sohn.
14 Wenn ihr mich etwas bitten werdet in meinem Namen, so werde ich es tun.
Die garantierte Gebetserhöhung wird hier zweimal genannt, also einmal wiederholt. Weil es nämlich um Werke geht, um Leistungen, die völlig unglaublich sind. Es geht nicht um die mehr oder weniger normalen Probleme und Schwierigkeiten, die im Leben von Menschen nun einmal auftauchen.
Es geht um Dinge, die sind so groß, das kann ich von Gott nicht verlangen. Und ich kann an und für sich eine Menge von Gott verlangen. Aber diese Dinge sind so groß, die kann nur Jesus von Gott verlangen. Oder eben ich, stellvertretend für Jesus.
Das Wissen.
In der zweiten Stelle geht es darum, dass man die Dinge weiß. Dass man nichts mehr fragen muss. Wenn man nicht mehr fragen muss, ob das jetzt der Wille Gottes ist. Joh 16,23
23 Und an jenem Tag werdet ihr mich nichts fragen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Was ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, wird er euch geben.
Die Gemeinde ist an diesem Tag auf dem Wissensniveau von Jesus. Sie braucht ihn nicht mehr zu fragen, weil sie die Antwort ohnehin schon weiß.
Und weil die Gemeinde zu 100% weiß, was Jesus will, darum kann sie in Jesu Namen bitten.
Wenn die Gemeinde aber nicht zu 100% weiß, was Jesus will, kann sie auch nicht in Jesu Namen bitten.
Dann muss sie in ihrem eigenen Namen bitten.
Geht ja auch bei Tante Gertrud nicht: Wenn ich den Willen von Tante Gertrud nicht genau kenne, kann ich auf der Bank nicht in ihrem Namen handeln. Ich kann ja nicht zur Bankangestellten sagen: „Was denken denn Sie, was meine Tante Gertrud jetzt wollen würde? Ach, peruanische Immobilienfonds sind im Angebot? Da gibt es doch diese Alpakas, das würde Tante Gertrud bestimmt gefallen. Dann nimmt Tante Gertrud jetzt diesen Fond.“
Wenn man den Willen des Vollmachtgebers nicht kennt, kann man nicht in seinem Namen handeln.
Ergebnis von Frucht bringen
Der dritte Fall, der vom Beten in Jesu Namen spricht, benennt dieses stellvertretende Beten als Folge des Fruchtbringens. Weil man Frucht gebracht hat, weil man Ergebnisse vorweisen kann, weil man also gezeigt hat, dass einem der Wille Jesu entsprechend wichtig ist, darum bekommt man in der Folge auch die Vollmacht, stellvertretend für Jesus zu bitten. Joh 15,16
16 Ihr habt nicht mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und euch <dazu> bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibe, damit, was ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, er euch gebe.
Allen dreien gemeinsam
Allen drei Stellen ist gemeinsam, was sich beim stellvertretenden Beten für Jesus im Grunde von selbst verstehen sollen: Das Beten in Jesu Namen wird immer zu 100% erhört.
So wie Gott Jesus keinen Wunsch abgeschlagen hat, weil Jesus mit Gottes Willen einig war, so wird Gott auch denen, die stellvertretend für Jesus beten, keinen Wunsch abschlagen.
Gott sagt zu Jesus nicht „nein“.
Also sagt er auch zu denen, die heute anstelle von Jesus reden, nicht „nein“.
Und genau darum kann es auch keine Aufforderung und kein Gebot geben, im Namen Jesu zu beten.
Dann müssten wir nämlich die allermeiste Zeit schweigen.
Weil man doch bei sehr vielem, was wir bitten, bei genauerer Betrachtung sagen muss, dass es vielleicht ganz gut ist, wenn Gott es ignoriert.
In unserem eigenen Namen können wir solche Bitten vor Gott bringen, wo wir die Konsequenzen einer Erhörung nicht bis zum Ende durchdacht haben. Da kann Gott dann unsere Bitten ignorieren, weil das, was sich aus unserem Munde freundlich und wohlgesonnen anhörte, am Ende nicht zu Liebe führt und vielleicht mehr dem Teufel in die Hände spielt als Gott.
Aber bitten in Jesu Namen, das ist heiligstes Zeug, das ist allerhöchstes Glaubensniveau, das ist unbegrenzte Himmelsmacht.
Das ist die seltene Ausnahme, nicht das Normale.
Darum gibt es zwar die Möglichkeit, stellvertretend für Jesus zu beten, aber ein Gebot dafür gibt es nicht.