Vollmachtsrede 47 - Wenn Rede und Ergebnis gleich sind

Matthäus 8,5-9

5 Als er aber nach Kapernaum hineinkam, trat ein Hauptmann zu ihm, der ihn bat

Der Hauptmann kommt also zu Jesus und bittet ihn.

Das hat mit Vollmacht erstmal gar nichts zu tun.

Wer bitten muss, hat keine Vollmacht. Der ist auf Gnade angewiesen. Dass man seine Bitte erhört.

Und das ist ja auch klar, dass der Hauptmann bitten muss, denn er kennt ja den Willen Jesu noch nicht. Er weiß ja nicht, ob Jesus den Diener überhaupt heilen will.Matthäus 8,9

Wenn ich bitte, hat es normalerweise ein offenes Ende, und ich weiß vorher nicht, wie es ausgeht. Das ist das Gegenteil von Vollmacht: Da weiß ich, wie es ausgeht.

6 und sprach: Herr, mein Diener liegt zu Hause gelähmt und wird schrecklich gequält. 

7 Und Jesus spricht zu ihm: Ich will kommen und ihn heilen.

Jetzt weiß der Hauptmann, was der Wille Jesu ist.

8 Der Hauptmann aber antwortete und sprach: Herr, ich bin nicht würdig, dass du unter mein Dach trittst; aber sprich nur ein Wort, und mein Diener wird gesund werden.

Diese Aufforderung an Jesus, dass der den Befehl über die Entfernung geben kann, begründet der Hauptmann jetzt damit, dass er, der Hauptmann, eine Vollmacht hat: Mt 8,9

9 Denn auch ich bin ein Mensch unter Befehlsgewalt

Das Wort, das hier für Befehlsgewalt steht, ist das gleiche, das normalerweise mit „Macht“ oder „Vollmacht“ übersetzt wird (Exousia). Überall, wo im NT „Vollmacht“ steht, steht dieses Wort.

Der Hauptmann will nun aber nicht ausdrücken, dass er ein Hauptmann mit Vollmacht ist, obwohl er das natürlich ist, sondern er will ausdrücken, dass er jemanden über sich hat. Darum übersetzen die Bibeln hier nicht „ich bin ein Mensch mit Vollmacht“, weil die Aussage eben nicht sein soll „ich bin einer, der was kann“, sondern die Aussage soll sein: „ich habe einen über mir, der was kann.“

Das hatten wir letzte Woche schon, dass Vollmacht nur mit Unterordnung funktioniert.

Der Hauptmann hat die Vollmacht nur, weil jemand über ihm ist, der ihm selber Befehle erteilen kann, in diesem Falle der General oder der Kaiser.

Und: Wenn die Leute dem Hauptmann nicht gehorchen, dann kann der Hauptmann dem General oder dem Kaiser sagen, die müssten sich jetzt selber drum kümmern.

Im Grunde genommen ist es so: Wenn der Hauptmann erscheint, erscheint eigentlich der Kaiser.

Und diese Unterordnung des Hauptmann unter den Kaiser oder den General hat Folgen:

9 Denn auch ich bin ein Mensch unter Befehlsgewalt und habe Soldaten unter mir; und ich sage zu diesem: Geh hin!, und er geht; und zu einem anderen: Komm!, und er kommt; und zu meinem Knecht: Tu dies!, und er tut es. 

Wenn der Hauptmann nicht jemanden über sich hätte, dann könnte er den Soldaten keine Befehle erteilen. Die Soldaten sind in der Mehrheit, die würden den Hauptmann verhauen. Oder zumindest würden sie ihn ignorieren.

Aber der Hauptmann hat jemanden über sich. Einen Mächtigeren. Und darum hat er eine Vollmacht. Und weil er diese Vollmacht hat, darum sind bei dem Hauptmann Wort und Tat letztlich identisch. Wenn der Hauptmann den Befehl erteilt, der Soldat möge im Nachbardorf einen Auftrag erledigen, dann muss der Hauptmann nicht selber ins Nachbardorf gehen. Wenn der Hauptmann den Befehl erteilt, dass im Nachbardorf etwas geschehen soll, dann wird das auch geschehen.

Das Wort des Hauptmanns, wenn es in Vollmacht gesprochen ist, verursacht automatisch die Tat. Denn wenn der Soldat sich weigert oder den Hauptmann betrügt, indem er so tut, als würde er den Auftrag erfüllen, aber in Wahrheit geht der Soldat nur für 2 Stunden in die Kneipe und erzählt dann, er wäre im Nachbardorf gewesen, dann kann der Hauptmann das an den General weiterleiten, und weil der Soldat bestimmt nicht mit dem General zu tun haben will, wird er ins Nachbardorf gehen und den Auftrag erfüllen.

Das ist das Wesen der Vollmacht, dass das Wort und das Ergebnis des Bevollmächtigten identisch sind.

Wenn ich zur Bank gehe, um im Namen von Tante Gertrud Geschäfte abzuschließen, und ich sage zum Angestellten „kaufen Sie 1000 Aktien von Philipp Morris“, dann wird der Angestellte genau dieses tun, sofern ich wirklich eine Vollmacht habe.

Mein Reden („kaufen Sie!“) und das Ergebnis werden identisch sein.

AushubDas gleiche Ergebnis erwartet der Hauptmann bei Jesus. Er geht davon aus, dass das Wort Jesu genauso viel Kraft hat wie sein eigenes Wort. Dass Jesus also in Vollmacht handelt.

Dass bei Jesus Wort und Ergebnis übereinstimmen.

Dass Jesus also nicht ins Nachbardorf gehen muss, damit geschieht, was er sagt. Oder eben in das Haus des Hauptmanns.

Und die Begründung des Hauptmanns ist: Jesus hat wie der Hauptmann jemanden über sich, der sich im Zweifelsfall drum kümmern wird, dass die Befehle umgesetzt werden. Jesus hat eine Vollmacht, genau wie der Hauptmann eine hat.

Das ist dann der große Glaube, den Jesus bei dem Hauptmann sieht: Dass der verstanden hat, dass Jesu Wort letztlich identisch ist mit dem Ergebnis.

Womit Jesus im Grunde genommen Gott kopiert, bei dem das ja auch so ist: Was Gott sagt, ist automatisch Wirklichkeit. Realität. Seit der Schöpfung unverändert: Gott sprach, und es wurde.

Und weil Vollmacht immer so funktioniert, dass das Wort des Bevollmächtigten und das Ergebnis übereinstimmen, also letztlich nicht voneinander zu unterscheiden sind, darum sagt Jesus, dass ein Gebet in Jesu Namen immer erhört wird.

Ein Gebet, das nicht erhört wird, war nicht in Jesu Namen.

Wer etwas angeblich in Jesu Namen betet, und das passiert dann nicht, der hatte offensichtlich nicht die Vollmacht dazu, dieses im Namen Jesu zu bitten.

Damit war es nicht in Jesu Namen. Es war höchstens in des Beters eigenem Namen.