Vollmachtsrede Nr. 42
Epheser 5,20
20 Sagt allezeit für alles dem Gott und Vater Dank im Namen unseres Herrn Jesus Christus!
Keine Ausnahme
Der Text fängt damit an, dass er verkündet, dass es in diesem Fall keine Ausnahme gibt.
„Allezeit für alles“ ist ausnahmslos.
Nun gibt es in den Gemeinden immer diese Fraktion, die ganz groß auf Dankbarkeit steht.
Diese Christen, die Dankbarkeit für eine gaaaaanz wichtige Eigenschaft halten.
Allerdings wären diese Leute zutiefst entrüstet, wenn man für eine unheilbare Krebserkrankung danken würde. (Noch besser: Laut in der Gemeinde, und die Krebserkrankung hat jemand anderer. „Herr, wir danken dir für die Krebserkrankung von Schwester Gerda.“)
Das ist aber genau das, was Paulus hier fordert.
Es geht hier nicht um die Dankbarkeit aus der Abteilung „Hausfrauenpsychologie“, die man in jeder Frauenzeitschrift und auf jeder Achtsamkeitshomepage vorhersagbar vorfindet.
„Allezeit für alles“ bedeutet auch, dass man für den Autounfall dankt und für das Durchfallen bei einer Prüfung.
Nicht im eigenen Namen.
Für alles danken kann man aber nicht im eigenen Namen.
Zumindest nicht, wenn man ehrlich sein will und sich nicht der religiösen Heuchelei befleißigen will.
Es wird hier auch gar nicht verlangt, dass ich mich über den Unfall oder die Krebserkrankung oder irgendein Unglück freue.
Es ist durchaus erlaubt, dass ich das Unglück grässlich finde. Ich darf mich erstmal nach Kräften über das Geschehene ärgern.
Denn ich soll ja nicht in meinem eigenen Namen für das Unglück danken.
Die Frage, die sich hier stellt, ist nicht: Wie stehe ich zu dem Unglück?
Tante Gertrud
Das ist ja auch so, wenn ich der Cousine Hiltrud im Namen von Tante Gertrud ausrichten soll, dass sie eine dumme Kuh ist.
Ich selbst finde die Cousine Hiltrud ja vielleicht ganz nett und recht charmant und liebenswert.
Aber wenn ich im Namen von Tante Gertrud spreche, dann ist meine eigene Meinung nicht maßgebend. Ich soll der Cousine Hiltrud ja nicht sagen, was ich über sie denke, sondern was Tante Gertrud über sie denkt.
Wenn ich also im Namen unseres Herrn Jesus Christus danke, wie das hier im Epheserbrief gewünscht ist, dann ist meine eigene Meinung über das Unglück völlig egal.
Ich kann Gott meine eigene Meinung natürlich sagen. So wie ich Cousine Hiltrud meine eigene Meinung zusätzlich zu der Meinung von Tante Gertrud sagen kann.
Ich kann also zur Cousine Hiltrud sagen: „Ich persönlich finde dich ja sehr nett und überaus liebenswert, aber ich soll dir im Namen von Tante Gertrud sagen, dass du eine dumme Kuh bist.“
Ich kann zu Gott sagen: „Ich selbst hätte auf dieses Unglück nun wirklich verzichten können und ich finde es absolut scheußlich, aber ich danke dir im Namen Jesu dafür.“
Jesus dankt
Natürlich kann ich nur im Namen Jesu danken, wenn Jesus auch danken würde.
Aber würde Jesus für mein Unglück danken?
Würde Jesus für meine Krebserkrankung oder den Tod meines Kindes danken?
Natürlich würde er.
Auch wenn an dieser Stelle dann das Geschrei losgeht, wie wenig einfühlsam der Autor dieses Artikels doch sei und wie unsensibel.
Aber Jesus dankt immer dann, wenn er durch diese Sache gewinnen kann.
Oder wenn Gott durch diese Sache gewinnt, was aber letztlich das Gleiche ist.
Und Jesus hat durch seine Auferstehung den Sieg errungen über alles und jedes, ihm ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden, er kann durch nichts verlieren. Es kann sogar niemals ein Unentschieden geben, wenn Jesus beteiligt ist.
Damit kann der Teufel durch meine Krebserkrankung nicht gewinnen. Denn es kann nun einmal nur einer gewinnen.
Das Böse kann durch meinen Autounfall nicht gewinnen. Weil Jesus gewinnt, und zwei Sieger kann es in solchen Fällen nicht geben.
An wessen Sieg liegt mir mehr?
Wenn ich nur an meinen kurzfristigen offensichtlichen weltlichen Vorteil denke, werde ich natürlich nicht für den Unfall oder die Krankheit danken.
Aber dann wäre die ganze Aufforderung von Paulus wegen der Dankbarkeit ohnehin für die Katz, denn Gott für das zu danken, über das ich mich freue, da käme ich gerade noch von selbst drauf.
Wenn ich nur meinen egoistischen momentanen sichtbaren Vorteil im Sinn habe, werde ich natürlich nicht immer und für alles danken.
Wenn mir aber der Sieg des Gottesreiches am Herzen liegt, dann werde ich auch für das vermeintlich Schlechte danken.
Weil Jesus dafür danken würde, weil er dadurch siegen kann. Denn das Böse ist in der Kampfarena erschienen, es hat einen Angriff gestartet – meine Krankheit, meinen Unfall – und jetzt kann Jesus das Böse besiegen, denn jetzt steht es auf der Matte.
Siegen kann Jesus aber nur durch meine Mitwirkung. Darum ist mein Danken (in Jesu Namen) so wichtig. Weil der Sieg Gottes immer an meinen Glauben gekoppelt ist.
Gott siegt nicht automatisch und im luftleeren Raum. Er siegt durch mich.
Und wenn ich Gott danke für das Unglück, dann drücke ich damit meinen Glauben aus, dass Jesus das Böse im Unglück besiegen wird und dass darum das Unglück zu Licht führt, zu Gutem und zu Glück.
Wenn man soviel Vertrauen zu Gott aber nicht hat, dann lässt man das besser sein, was Paulus hier fordert. Denn dann ist es religiöse Heuchelei, und sowas kann Gott gar nicht haben.