Vollmachtsrede 40 zu 1.Korinther 5,5

In der Gemeinde in Korinth war es vorgekommen, dass ein Mann sich mit der neuen oder zweiten Frau seines Vaters sexuell vergnügt hatte.

Daraufhin gab Paulus in diesem Brief die entsprechende Anweisung: 1. Korinther 5,4–5

4– wenn ihr und mein Geist mit der Kraft unseres Herrn Jesus versammelt seid –,

5einen solchen im Namen unseres Herrn Jesus dem Satan zu überliefern zum Verderben des Fleisches, damit der Geist gerettet wird am Tage des Herrn.

Die Gemeinde soll also diesen Mann von Jesus trennen – gut, das hat der eigentlich schon selbst gemacht, aber die Gemeinde soll das jetzt offiziell machen – und gleichzeitig sollen sie diesen Mann dem Satan übergeben.

Der Sinn der geforderten Übergabe ist, dass der Satan diesen Mann dann entsprechend satanisch behandeln soll. „zum Verderben des Fleisches“. Also diesem Mann soll es richtig dreckig gehen.

Die Frage des göttlichen Willens

Hier wird ausdrücklich geschrieben, dass die Gemeinde so handeln soll, wenn sie tatsächlich mit Jesus versammelt ist und wenn sie in Jesu Namen handeln kann.

Um im Namen Jesu handeln zu können, müsste man erstmal fragen: Wäre Jesus überhaupt dagegen? Und Gott, was würde Gott zu dem Verhalten dieses Mannes sagen?

Die Frage ist eindeutig zu beantworten, denn das Gesetz des Mose kennt zweimal eine eindeutige Regelung für den Fall, dass ein Mann bei der Frau seines Vaters liegt. In der ersten Anweisung (Lev 20,11) müssen der Mann und die Frau getötet werden, in der zweiten Anweisung (Deut 27,20) gilt der Mann als verflucht.

Da sich der Wille Gottes bezüglich dieser Dinge mit dem Auftreten Jesu nicht geändert hat, können wir also sagen, dass man hier im Namen Gottes und damit im Namen Jesu so handeln kann, wie Paulus es verlangt.

Die Frage des Richtens

Wenn der Wille Gottes soweit klar ist, wäre die Frage, warum Gott sich nicht selber darum kümmert. Gott könnte diesen Mann doch mit der Krätze beglücken oder irgendwas anderem was furchtbar juckt.

Nun war es im Alten Bund schon so, dass die Gemeinde das Gericht selber vollziehen musste. Denn darum handelt es sich hier: Um einen Vorgang des Gerichts.

Nachzulesen in 1. Korinther 5,12–13

12Denn was habe ich zu richten, die draußen sind? Richtet ihr nicht, die drinnen sind?

13Die aber draußen sind, richtet Gott. Tut den Bösen von euch selbst hinaus!

Die Einzelheiten des Gesetzes durchsetzen und die Strafen vollziehen, das musste schon die Israeliten selber machen.

Der Volksmund sagt zwar „die kleinen Sünden straft der liebe Gott sofort“, aber das stimmt nicht. Es gab im Gesetz des Mose einige wenige Ausnahmen, wo Gott gesagt hatte, er kümmert sich selber drum, das überlässt er nicht den Menschen.

Aber die Durchführung des gesamten Restes, einschließlich der Todesstrafe, lag in der Hand der Menschen.

Und daran hat sich auch in der neuen Gemeinde nichts geändert. Die Gemeinde hat eindeutig die Vollmacht, den Willen Gottes in der Gemeinde umzusetzen. Die Gemeinde hat überhaupt keine Vollmacht, zu sagen, sie wartet einfach, dass Gott sich darum kümmert. Die Gemeinde hat definitiv den Auftrag, das interne Gericht selber durchzuführen, und um im Namen Gottes ein Gerichtsurteil zu sprechen, braucht sie von Gott die entsprechende Vollmacht. Und die hat sie, sagt Paulus. Sie kann im Namen Jesu handeln.

Wohlgemerkt: Die Gemeinde hat die Vollmacht über ihre internen Vorgänge. Nicht über das, was gottlose Menschen machen. Gottes Vorschriften soll die Gemeinde intern umsetzen, aber nicht an den Menschen, die nicht zur Gemeinde gehören.

Die Gemeinde muss intern dem, was Gott denkt, Geltung verschaffen.

Es kommt nicht darauf an, was die Gemeinde denkt.

Es kommt darauf an, was Gott denkt. Sonst kann man nicht im Namen Jesu handeln. Man hat eine Vollmacht nur, wenn man das umsetzt, was Gott selber auch umsetzen würde.

Aber da sind wir wieder bei dem Punkt, dass die Gemeinde eine göttliche Vollmacht meistens als unschön empfindet. Das ist doch unangenehm, wenn man da jetzt einen Menschen, den man wahrscheinlich länger und besser kennt, dem Teufel zur gründlichen Behandlung übergeben muss.

Das ist so unschön. Da muss es doch schöneres geben. Gott ist doch Licht und Glanz und Herrlichkeit und nicht so ein Mist. Und darum wollen wir uns kümmern: Um das Schöne und den Segen und die Liebe und die himmlische Herrlichkeit.

Die Frage des Bauens

Damit sind wir bei der Tatsache der geringen Kompatibilität zwischen den heutigen Gemeinden und den Gläubigen, die im Neuen Testament das Sagen haben.

Die Leute, die im Neuen Testament den Ton angeben, die wollten Reich Gottes bauen.

Die wollten, dass das Reich Gottes ihre Handschrift hat. Nicht aus Geltungssucht, sondern weil die mitwirken wollten. Die wollten die Finger im Spiel haben, und die Finger hinterlassen dann natürlich Abdrücke.

Diese Leute wollten das Reich Gottes gestalten. Das sollte hinterher eine Form haben, und zwar eine Form, von der die Bauenden ausgingen, dass das die richtige Form ist.

Und das war denen dringend. Die Sache Gottes war für die nichts, was man aussitzt oder zur Kenntnis nimmt. Worüber man sich freut, wenn es gelingt, und das war es dann auch.

Sondern die Sache Gottes war wichtig. Es gab nichts Wichtigeres.

Und darum waren die auch bereit, deutliche Worte und gelegentlich auch Taten zu finden, wenn da jemand auftauchte, der Gottes Vorstellungen nicht akzeptierte.

Die Leute brauchten darum auch eine Vollmacht. Sie bauten ja Gottes Reich, also brauchten sie dafür von Gott nicht nur die Erlaubnis, sondern den Auftrag und die Kraft und die Weisheit.

Darum übergaben die den Täter auch im Namen Jesu an den Teufel. Sie kannten Jesu Meinung, und die setzten sie jetzt um.

Die Folgerung

Die Folgerung ist dann natürlich, dass man sich das ganze Gerede über Vollmacht schenken kann, wenn man nur gesegnet werden will und in den Himmel kommen will und alles gut werden soll.

Für so etwas gibt es keine Vollmacht.

Vollmacht gibt es nur für Gestaltung.