35 – Vollmachtsrede vom 4.7.2021
Wir hatten letzte Woche an dieser Stelle die Vollmacht, nach den Regeln von Gottes Parteilichkeit zu handeln.
Wenn Gott einen bestimmten Menschen erwählt und den reichen, intelligenten, gutaussehenden und mächtigen nicht, dann dürfen wir zu dieser Erwählung Gottes stehen.
Und wenn der reiche intelligente gutaussehende mächtige dann seine Muskeln spielen lässt und uns bedroht, weil wir das Amt in der Gemeinde einem anderen gegeben haben, den Gott ausgewählt hatte, dann brauchen wir uns keine Sorgen zu machen, nicht um uns und nicht um das Reich Gottes, denn wir haben es in Gottes Auftrag gemacht, also wird Gott uns da auch helfen.
Nochmal Machtkampf
Heute geht es nun noch einmal um den Machtkampf, aber heute beschreibt Lukas diese Rangelei und Jesu Antwort darauf.
Lukas 9,46–48 (ELB)
46Es stieg aber unter ihnen eine Überlegung auf, wer wohl der Größte unter ihnen sei.
Das hatten wir letzte Woche schon, dass es hier nicht um die theoretische Diskussion der hypothetischen Eigenschaften eines Anführers im Reich Gottes geht, sondern Jesus hatte gewisse Jünger mit auf den Berg genommen und gewisse nicht, hatte bestimmte Jünger mit in das Zimmer der Tochter des Jairus genommen und gewisse nicht, hatte den Petrus den Felsen genannt, auf den die Gemeinde gebaut wird und stand dem Johannes wohl besonders nahe, und das Geldstück aus dem Fischmaul hat auch der Petrus geholt.
Dabei war aber wohl der Philippus um einiges klüger und der Nathanael um einiges nachdenklicher als der Petrus und der Johannes.
47Als Jesus aber die Überlegung ihres Herzens erkannte, nahm er ein Kind und stellte es neben sich
Letzte Woche hat Jesus das Kind in die Arme genommen und es dann in die Mitte der Apostel gestellt. Jetzt stellt er es neben sich.
48und sprach zu ihnen: Wer dieses Kind
Das hatten wir letzte Woche schon: Das Kind ist definiert.
Es geht nicht um irgendein Kind zu irgendeiner Zeit an irgendeinem Ort in irgendeiner Situation aus irgendeinem Grund. Es gut um dieses Kind.
Und dieses Kind wird nicht, wie letzte Woche, dadurch definiert, dass Jesus es in den Arm nimmt und es dann in die Mitte der Apostel stellt, sondern das Kind wird dadurch definiert, dass Jesus es neben sich stellt.
Lukas 9,48
48und sprach zu ihnen: Wer dieses Kind aufnehmen wird in meinem Namen, nimmt mich auf, und wer mich aufnehmen wird, nimmt den auf, der mich gesandt hat; denn wer der Kleinste ist unter euch allen, der ist groß.
Und nichts davon, dass man der Diener aller sein muss.
Der Kleinste ist auch nicht der Größte. Er ist nur groß, ohne Steigerungsform. Es können auch andere neben ihm groß sein.
Und es geht um den Kleinsten „unter euch“. Es geht nicht um eine prinzipielle Aufwertung aller gesellschaftlich Geringen.
Das Kind wird definiert
Das Kind steht für einen Menschen, der in der Gesellschaft wenig Rechte hat und wenig Ansprüche zu stellen hat, dafür aber viel Hilfe braucht. Wenig selber kann.
Ein Mensch, der in Politik und Unternehmertum nicht viel zählt.
Und dieser niedrige Mensch wird jetzt neben Jesus gestellt.
Das ist so, wie wenn man jemanden neben den König stellt.
Das ist eine maximale Aufwertung.
Und nun die Vollmacht
Jetzt wird das hier aber mit einer Art Vollmacht verbunden.
Wir dürfen laut Jesus der Wurstverkäuferin erlauben, in der chirurgischen Klinik zu operieren.
Von Jesus haben wir die Vollmacht, dass der niedrige Mensch in der Gemeinde gleichberechtigt mitmachen darf, wenn Jesus diesen Menschen neben sich gestellt hat.
Vielleicht wird dieser Mensch etwas dummes sagen.
Vielleicht wird er sich nicht immer angemessen benehmen.
Vielleicht findet er christliche Lieder im Country-Stil besser als diese Paul-Gerhardt-Ödnis.
Und in unserer Gemeinde ist das vielleicht nicht so ganz das aufregende Thema, dass wir alle mitmachen lassen. Aber in der katholischen Kirche gibt es extra die Bewegung „Kirche von unten“, weil man in der Kirchenleitung Angst hat, dass es furchtbar daneben geht, wenn man die Laien mitregieren lässt.
Und hier greift nun die Vollmacht:
Wenn wir diesen Menschen mitmachen lassen und integrieren, weil Jesus ihn neben sich gestellt hat, dann kann es nicht daneben gehen.
Dann ist es nämlich Jesus sein Problem.
Wenn Jesus den tatsächlich neben sich stellt, fast gleichrangig, dann muss sich Jesus auch mit den Konsequenzen auseinandersetzen.
Und das tut er auch, und darin besteht hier die Vollmacht, dass wir, wenn wir den Niedrigen, den Jesus neben sich gestellt hat -
- gell, das Kind war definiert! Nicht irgend einen Niedrigen! - Der Streit ging darum, dass ausgerechnet Petrus und Johannes, zwei Fischer !!!!! -
Wenn wir diesen Niedrigen aufnehmen, dann nehmen wir gleichzeitig Jesus und Gott mit auf.
Der Niedrige wird vielleicht nicht sehr intensiv von seinem Verstand geleitet – weil er nicht soviel davon hat. Dann wird er aber umso mehr von Gott geleitet, und das ist hier der Inhalt der Vollmacht, auf den die aristokratischen Gemeindeglieder sich verlassen können.
Darum können wir die Wurstverkäuferin in der Chirurgie operieren lassen: Weil Gott mit all seiner Macht und all seinem Können hinter ihr steht.
Sofern sie neben ihm steht.