Vollmachtsrede Nummer 29
Wir befinden uns irgendwo in Jerusalem – dort halt, wo sich der Hohe Rat immer versammelte.
Es findet eine Anhörung statt, weil Petrus und Johannes den von Geburt an Gelähmten, 40jährigen Mann geheilt hatten, der immer an der Tempeltür bettelte.
Apostelgeschichte 4,13-18
13 Als sie aber die Freimütigkeit des Petrus und Johannes sahen und bemerkten, dass es ungelehrte und ungebildete Leute seien, verwunderten sie sich; und sie erkannten sie, dass sie mit Jesus gewesen waren.
14 Und da sie den Menschen, der geheilt worden war, bei ihnen stehen sahen, konnten sie nichts dagegen sagen.
Das ist jetzt nicht das erste Mal, dass wir es mit einer Vollmacht zu tun haben, und die Gegner haben keine Argumente und wissen nicht weiter.
So sollte es bei einer göttlichen Vollmacht immer sein. Weil niemand gegen Gott siegen kann, weder argumentativ noch mit Gewalt.
15 Nachdem sie ihnen aber befohlen hatten, aus dem Hohen Rat zu gehen, überlegten sie miteinander
16 und sagten: Was sollen wir diesen Menschen tun? Denn dass wirklich ein deutliches Zeichen durch sie geschehen ist, ist allen offenbar, die zu Jerusalem wohnen, und wir können es nicht leugnen.
17 Aber damit es nicht weiter unter dem Volk ausgebreitet werde, wollen wir sie bedrohen, dass sie nicht mehr in diesem Namen zu irgendeinem Menschen reden.
18 Und als sie sie gerufen hatten, geboten sie ihnen, sich überhaupt nicht in dem Namen Jesu zu äußern noch zu lehren.
Ist schon doof, wenn man über jemanden verhandeln muss, der offiziell gar nicht da ist.
Aber aus ihrem eigenen Gehirn konnten die Apostel das nicht haben, das haben die Ältesten schon in Vers 13 gemerkt. Die Apostel waren Leute ohne theologische Bildung.
Und dann waren die auch so „freimütig“. Die waren nicht wütend, auch nicht dreist oder unverschämt. Die machten nicht den Eindruck, als wenn denen irgendwelche Felle davonzuschwimmen drohten. Da war kein „jetzt oder nie“, keine Angst vor Ablehnung. Die redeten so, wie man eben redet, wenn es nicht der eigene Zirkus und nicht die eigenen Affen sind.
Die Apostel machten schon irgendwie den Eindruck, dass sie der Meinung waren, im Auftrag eines anderen zu reden.
Nun gut: Im Namen eines Toten. Denn dass dieser Jesus tot war, daran gab es keinen Zweifel.
Und ja: dieser Ex-Gelähmte. Aber bitte: Auch Papst Johannes Paul II. wurde heilig gesprochen aufgrund zweier Wunder, und beim Ereignis der Wunder war er schon lange tot. Da kann man Wunder durch den toten Jesus schon noch irgendwie durchgehen lassen.
Der Hohe Rat kam selbstverständlich nicht auf die Idee, dass die Heilung aufgrund besonderer Eigenschaften der Apostel geschehen war. Da musste etwas anderes dahinter stecken.
Und weil die Apostel ausdrücklich betont hatten, dass sie im Namen und im Auftrag von diesem toten Jesus gehandelt hatten, wurde ihnen jetzt verboten, auch nur ein einziges Wort im Namen dieses Jesus zu reden.
Denn zu dem Gelähmten hatten sie ja auch im Namen Jesu gesprochen, also musste man dafür sorgen, dass sie zu diesem Thema jetzt den Mund hielten.
Damit war zukünftigen Heilungen das Wasser abgegraben.
Dieser Jesus musste totgeschwiegen werden.
Wobei der Hohe Rat nicht wusste, wie dieser tote Jesus eigentlich zu seiner Macht kam.
Aber wenn sogar von einem toten Johannes Paul II. Wunder ausgingen, dann war das einem toten Jesus auch zuzutrauen.
Und der Hohe Rat meinte es ernst mit diesem Verbot. Die nächste Festnahme der Apostel wird (in Apg 5,28) mit der Nichteinhaltung dieses Verboten begründet.
Aber wenn der Hohe Rat schon davon ausgeht, dass hinter dem Namen eines Toten so eine Macht steckt, was hätten die Regierenden bezüglich dieser Macht gedacht, wenn sie verstanden hätten, dass Jesus gar nicht tot war?
Gemeinde mit Meinung
Das war natürlich das Pech des Hohen Rates, dass er zur damaligen Zeit lebte und zu entscheiden hatte.
Heute könnte er der Gemeinde gar nicht mehr verbieten, im Namen Jesu zu reden oder zu lehren.
Denn die Gemeinde handelt und redet nicht mehr mit Vollmacht.
Die Gemeinde hat eine Meinung über Gott und über Jesus, und die vertritt sie auch, mehr oder weniger laut.
Aber andere Leute haben eine andere Meinung, und so steht Meinung gegen Meinung, und Meinungen kann man ja auch nicht verbieten.
Wenn der Hohe Rat heute seine Arbeit zu tun hätte, hätte er in dieser Hinsicht nichts zu tun.
Es gibt keine Heilung, es gibt keine Vollmacht, es gibt kein Aufsehen, es gibt keine Wunder.
Es gibt schlicht nichts zu verbieten.
Bleibt nur die Frage, ob das das war, was Jesus mit seinem Tod und seiner Auferstehung erreichen wollte.