Vollmachtsrede Nummer 28
Lukas 24,45–47
45Dann öffnete er ihnen den Sinn dafür, die Schriften zu verstehen,
46und sprach zu ihnen: So steht geschrieben, und so musste der Christus leiden und am dritten Tag auferstehen aus den Toten
47und in seinem Namen Umkehr zur Vergebung der Sünden gepredigt werden allen Nationen, anfangend von Jerusalem.
Die Umkehr zur Vergebung der Sünden sollte nicht im Namen Gottes gepredigt werden, sondern im Namen Jesu.
Es ist ja auch nicht Gott, der sich nach der Kreuzigung bei den Aposteln meldet.
Der Friedefürst und der Wunderrat ist derjenige, der den Tod heil überstanden hat.
Es kommt auch nicht Gott und erklärt, was da mit Jesus passiert ist und wie das zu verstehen ist. Sondern Jesus kommt selber.
Die Kraft der Auferstehung und die Wirkungen der Auferstehung gehören Jesus. Der Sieg über den Teufel ist sein Sieg. Er war gehorsam.
Folglich steht es auch in Jesu Macht, zu bestimmen, was mit den Errungenschaften von Kreuz und Auferstehung jetzt geschehen soll.
Wenn Tante Gertrud sich eine hässliche warme Weste strickt, habe ich kein Recht, zu bestimmen, wann sie diese Weste anziehen darf. Sie hat sie gestrickt, also hat sie die Verfügungsgewalt über diese Weste.
Soweit also die Theorie.
Die Frage wäre ja nun: Wenn wir das im Namen Jesu verkünden, wird Jesus das auch einlösen?
Ich kann ja im Namen von Tante Gertrud verkünden, dass wenn Tante Gertrud nachher kommt, dass sie jedem Anwesenden 10.-€ schenkt. Und dann kommt Tante Gertrud tatsächlich, aber sie verteilt keine 10 Euro, sondern sie sagt: „An die 10.-€, da müsst ihr glauben. Ihr müsst ganz fest davon überzeugt sein, dass ich euch die 10 Euro gegeben habe, dann ist das am Ende so, als hätte ich sie euch tatsächlich gegeben. Vielleicht habe ich sie ja auch an der Garderobe in eure Jackentaschen gesteckt, und ihr findet sie irgendwann. Aber ihr müsst jetzt schon dran glauben, dass ihr um 10 Euro reicher seid. Vielleicht habe ich eine Terminüberweisung veranlasst, und am 31. November habt ihr die 10.-€ auf eurem Konto. It’s a mindset game. Ihr seid am Ende um 10 Euro reicher, einfach weil ihr dran glaubt.“
Jetzt stehe ich als Verkünder der guten Nachricht natürlich blöd da. Nach dem, was ich angekündigt habe, haben die Zuhörer zu Recht erwartet, dass sie mit 10.-€ in der Hand nach Hause gehen. Und ich habe das ja eigentlich auch so gedacht, als ich das verkündet habe. Und wahrscheinlich kriegt man am Ende auch die 10.-€, aber irgendwie ist es doch enttäuschend.
Genauso kann man in Jesu Namen verkünden, dass wer umkehrt, wer seine Meinung über Gott ändert und sein Leben entsprechend umstellt, dass dessen Sünden vergeben werden.
Und dann kehren die Leute um, sie ändern ihr Leben, sie stellen Gott in die Mitte -
und dann sagt Jesus: „Da müsst ihr jetzt dran glauben. Irgendwann wird sich vermutlich herausstellen, dass eure Sünden tatsächlich vergeben sind. Aber bis dahin müsst ihr es glauben. Ihr müsst so tun, als wäre es so, obwohl ihr keinen Beweis dafür habt, dass es so ist.“
Da stehe ich als Verkünder jetzt natürlich irgendwie blöd da.
Ich habe im Namen Jesu großartige Dinge verkündet, und jetzt stehen die Leute mit leeren Händen da. Die müssen jetzt warten bis nach ihrem Tod, denn da wird es sich vermutlich erweisen, ob ihre Sünden tatsächlich vergeben waren.
Aber wenn man es falsch gemacht hatte, dann ist es nach dem Tod natürlich zu spät, das nun noch zu reparieren.
Das ist so in etwa, was uns in der evangelischen und katholischen Frömmigkeit vermittelt wird. Musste halt glauben, und obs gestimmt hat, weißte erst ganz am Ende.
Und das alles verkündet man „im Namen Jesu“. Man tut so, als habe Jesus so etwas gesagt.
Sündenvergebung als Mittel zum Zweck
Zur Ehrenrettung von Jesus muss man sagen: Er hat so etwas nie gesagt.
Ob die Sünden vergeben sind, das kann man selbstverständlich feststellen.
Denn die Sündenvergebung ist ja ein Mittel zu einem Zweck.
An und für sich ist die Sündenvergebung wertlos. Sie erhält nur deshalb einen Wert, weil damit ein Zweck erfüllt werden soll, und der Zweck ist das Wertvolle. Sündenvergebung um der Sündenvergebung willen kann man den Hasen geben.
Der Zweck, warum die Sünden vergeben werden, ist das Ermöglichen einer Nähe zu Gott.
Und ob ich nach meiner Sinnesänderung eine deutlich nähere Nähe zu Gott habe als vorher, das lässt sich feststellen.
Das lässt sich vielleicht nicht an jedem Tag feststellen. Es gibt Tage, da erscheint einem Gott unendlich fern. Aber das Leben besteht nicht nur aus solchen Tagen, sondern 90% der Tage sind welche, wo man das feststellen kann.
Der Text hier bei Lukas geht auch entsprechend weiter, indem Jesus sagt, die Apostel sollen auf den Heiligen Geist warten, denn erst dann ist die Sache fertig.
Und Heiliger Geist ist nachweisbar.
Es gibt keine Stelle in der Bibel, wo Heiliger Geist eine heimliche, nicht feststellbare und nur im Glauben zu erfassende Sache ist.
Wenn ich also im Namen Jesu etwas verkünde, dann ist hinterher auch nachweisbar, dass das, was ich gesagt habe, gestimmt hat. Jesus schickt mich nicht los mit der Vollmacht, den Leuten die Sündenvergebung zu versprechen, und dann muss ich hinterher den Leuten sagen: „Tja, ich weiß es auch nicht. Hoffen wir mal, dass das funktioniert. Aber garantieren kann ich es eigentlich nicht.“
So eine Vollmacht ist keine Vollmacht.
Wenn der Bankangestellte von seinem Chef die Vollmacht hat, ein neues Konto für mich zu eröffnen, und er muss dann hinterher sagen: „Also vielleicht haben Sie jetzt ein neues Konto. Vielleicht auch nicht. Oder ein halbes. Oder nächstes Jahr. Ich weiß es nicht. In meinem Computer hier kann ich nichts darüber sehen. Aber möglich ist es. Schließlich hat mein Chef gesagt, dass ich Konten eröffnen kann. Hoffen wir also das Beste.“
So eine Vollmacht ist lächerlich und verdient diesen Namen nicht.
Vollmacht von Jesus ist echte Vollmacht, mit nachweisbarer Wirkung und sichtbarem Ergebnis.