Apostelgeschichte 9,28+29 warum Vollmacht tötet
Es gab in Jerusalem eine große griechisch sprechende jüdische Gemeinde.
Das waren so viele Menschen, die trafen sich nicht nur in einer Synagoge, sondern in mehreren.
Es konnte halt nicht jeder aramäisch.
Nachdem nun Paulus aus Damaskus geflohen war und in Jerusalem mit Hilfe des Barnabas Zugang zur Gemeinde gefunden hatte, erzählte er genau diesen griechisch sprechenden Juden von Jesus.
Apg 9,28-29
28 Und Paulus ging mit den Aposteln aus und ein in Jerusalem und sprach freimütig im Namen des Herrn.
29 Und er redete und stritt mit den Hellenisten; sie aber trachteten, ihn umzubringen.
Das gleiche Bild wie in Damaskus, wo Paulus den Juden bewiesen hatte, dass Jesus der Messias war.
Und woran liegt das, dass da einer offensichtlich mit einer Vollmacht von Gott kommt, und er scheint auch recht zu haben, aber anstatt dass man sich von ihm überzeugen lässt, versucht man ihn umzubringen?
Das passiert, wenn der Glaube nicht von der Beziehung zu einem lebendigen und recht dynamischen Gott abhängt, sondern von sekundären Wahrheiten, an die ich glaube.
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Ich glaube daran, dass jeder Satz in der Bibel historisch wörtlich zu verstehen ist. Adam und Eva waren reale Personen, die Welt ist in 7 Tagen zu 24 Stunden geschaffen worden, und die Schlange und Bileams Esel haben geredet, und dann auch noch in der richtigen Sprache und nicht vietnamesisch. Und dann kommt jemand und weist nach, dass es so nicht ist. Der zieht mir dann die Basis meines Glaubens unter den Füßen weg. Wenn die Bibel nicht mehr Wort für Wort wörtlich zu verstehen ist, dann verliert sie ihre Zuverlässigkeit. Dann kann man sie wegwerfen.
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Und ich frage auch nicht Gott persönlich wegen dieser Sache. Brauche ich ja nicht. Ich habe doch die Bibel, das in jeder Hinsicht unfehlbare Gotteswort.
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Ich glaube daran, dass jede Sünde zählt und bei Gott gezählt wird. Darum achte ich ganz genau darauf, dass ich die Dinge richtig mache, also genau 10% meines Einkommens Gott gebe und niemals „ohgottohgott“ sage, und ich ehre Vater und Mutter und sage kein schlechtes Wort über sie, obwohl sie gewalttätige raffgierige egoistische gemeine halbkriminelle Drecksäcke waren. Und wenn dann einer kommt, der nachweist, dass Gott kein Kleinkrämer ist, sondern recht weitherzig und großzügig und kein Sündenregister führt, dann zieht der mir das Thema meines Lebens unter den Füßen weg. Warum sollte Gott mich noch lieben, wenn das alles nicht zählt?
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Und ich frage selbstverständlich nicht Gott persönlich, ob der Bevollmächtigte Recht hat. Ich habe viel zu viel Angst vor Gott und vor jeder Antwort Gottes, egal wie sie ausfällt. Wenn Gott dem Bevollmächtigten Recht gibt und alle meine bisherigen Bemühungen umsonst waren, wie soll ich dann weiterleben? Und wenn Gott mir recht gibt und tatsächlich jede Sünde zählt – dann wäre ich verloren.
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Ich glaube daran, dass man vor dem Essen beten muss und vor dem Abendmahl die Einsetzungsworte sprechen muss und aufstehen muss, wenn das Wort Gottes verlesen wird, und das eine kirchliche Trauung und eine kirchliche Beerdigung notwendig sind und dass sich Bekreuzigen an bestimmten Stellen dem Teufel wehrt und den Segen vermehrt, und dann kommt jemand und weist nach, dass diese Formalien vor Gott alle nicht zählen – woraus soll mein Glaube noch bestehen, wenn das alles wegfällt?
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Ich frage natürlich nicht Gott persönlich über die Formalien. Meine Beziehung zu Gott ist formal und nicht persönlich, da kann ich Gott gar nicht fragen. Diese Idee wäre mir völlig fremd und abartig.
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Oder andersherum: Ich glaube, dass Gott keine Person ist, die man treffen kann. Sondern eher ein Symbol, ein Synonym. Oder so der allgemeine Weltgeist, der sich aus den Gedanken oder den Seelen aller Menschen zusammensetzt, die jemals gelebt haben und leben werden. Und dieser Gedanke ist mir lieb und wertvoll, denn es ist ja ganz viel Harmonie darin. Und dann kommt jemand und beweist, dass Gott eine handelnde und redende Person ist. Aber dann wäre alles das, was ich die letzten 50 Jahre meines Lebens zu diesem Thema geglaubt habe, falsch. Dann müsste ich ganz vorn vorne anfangen. Dann hätte ich kein Lebenswerk. Im Grunde zerstört der mit der Vollmacht dann mein Leben. Er zerstört die Geschichte, die ich gerne über mich erzählen möchte. Da ist es besser, wenn der andere stirbt, als wenn ich vor den Trümmern meiner Geschichte stehe.
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Und ich frage Gott selbstverständlich nicht danach, ob der Bevollmächtigte vielleicht Recht hat. Denn in dem Moment, wo ich Gott frage, habe ich ja gegen meine eigene Meinung gehandelt, dass Gott gar keine Person ist.
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Ich glaube daran, dass Gott gewisse Eigenschaften hat. Oder der Messias. Die Juden zur Zeit Jesu glaubten, der Messias müsse ein militärischer Sieger sein, ein weltlicher Oberherr, einer der den Willen Gottes mit Gewalt durchsetzt.
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Aber ich kann auch glauben, dass Gott die Eigenschaft hat, dass er besonders für die Armen ist oder für irgendwelche anderen Benachteiligten. Die Befreiungstheologie hat auf diese Meinung aufgebaut.
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Ich habe dann viele Jahre an diesem Bild von Gott gebastelt. Habe alle Bibelstellen und alle Ideen, die das stützen, gesammelt, und habe Argumente gegen die Gegenargumente gesucht, und dann kommt ein Bevollmächtigter von Gott und beweist schlicht, dass Gott ganz andere zentrale Eigenschaften hat – selbst wenn der Messias dann gekreuzigt wird, ist das dann noch eine Stütze für meine Meinung, dass er nicht der Messias und damit auch kein Bevollmächtigter war. Denn wenn er wirklich der Messias gewesen wäre, wäre ja vom Kreuz heruntergestiegen und hätte seine Gegner verprügelt.
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Weil Gott so unfassbar groß ist und in vielem so unverständlich, darum ist es für viele Menschen sehr hilfreich, dass sie sich eine feste Meinung über Gott bilden. Und an diese Meinung klammern sie sich dann.
Sie klammern sich nicht an Gott. Sondern an ihre Meinung über Gott.
Wenn man eine Meinung über Gott hat, dann erscheint Gott nicht mehr so unberechenbar. Dann wird er irgendwie kalkulierbar. Ich weiß dann, wie Gott ist.
Ein kleiner Glaube korrespondiert normalerweise mit einer großen Meinung.
Die Person mit der Vollmacht ist extrem gefährlich für Leute, deren Glaube nicht auf einer Beziehung beruht, sondern auf einer Meinung. Und die ihre Meinung darum nicht ändern können, weil dann ihr Glaube zusammenbricht.
Aber dummerweise schickt Gott ausgerechnet dann jemanden mit einer Vollmacht, wenn es besonders viele Gläubige mit einer Meinung gibt.
Da ist es dann vorprogrammiert, dass es fürchterlich kracht.
Wie man sieht.
In Damaskus und bei den Hellenisten in Jerusalem.