Vollmachtsrede 25 vom 25.4.2021

Als Paulus nach seiner Begegnung mit Jesus das erste Mal wieder nach Jerusalem kam, wollte er sich eigentlich auch mal mit den Aposteln treffen. Sozusagen einen offiziellen Höflichkeitsbesuch machen. Die Apostel wollten ihn aber nicht empfangen, weil sie ihm nicht trauten. Darum geschah nun folgendes: Apg 9,27

27 Barnabas aber nahm ihn und brachte ihn zu den Aposteln und erzählte ihnen, wie er auf dem Weg den Herrn gesehen habe und dass der zu ihm geredet und wie er in Damaskus freimütig im Namen Jesu gesprochen habe.

Der Paulus hätte ja in Damaskus auch sagen können, was er sich so dachte.

Da wäre ihm sicher jede Menge eingefallen.

Denn wir wissen ja, dass der Paulus zum Selberdenken neigte und eine eigene Meinung hatte.

Aber nein, Barnabas sagt nicht, der Paulus hätte denen in Damaskus mal kräftig seine Meinung gesagt. Barnabas sagt: Paulus hat sich die Meinung von Jesus zu eigen gemacht und hat dessen Ansichten kundgetan.

Gut, das Ergebnis in Damaskus war dann auch entsprechend.Jungfraujochbahn

Die dortigen Juden wollten Paulus umbringen.

Die wollten ihn nicht ein bisschen umbringen oder vielleicht und falls es sich ergab.

Die haben in Damaskus bei Tag und Nacht die Stadttoren bewacht, dass sie ihn garantiert erwischen und er ihnen auf keinen Fall entkommt und sie ihn auf jeden Fall beseitigen konnten.

Darum haben die Christen ihn dann in einem Korb von der Mauer herabgelassen. Denn die Juden haben natürlich auch innerhalb der Stadt geschaut, ob sie den Paulus nicht irgendwo finden.

Das wäre alles nicht passiert, wenn der Paulus schön brav seine eigene Meinung gesagt hätte und seine eigenen Vorstellungen verkündet hätte.

Und das wäre sicher klug gewesen, was der Paulus gesagt hätte.

Aber vor klugen Gedanken braucht man sich nicht zu fürchten. Da setzt man einfach klügere dagegen, und dann sind die klugen Gedanken des anderen neutralisiert. Hätte Paulus nur klug geredet, wäre er nicht in Gefahr geraten.

Aber Paulus hat eben nicht in seinem eigenen Namen geredet.

Er hat im Namen Jesu geredet.

Er hat das gesagt, was Jesus den dortigen Juden gerne sagen wollte.

Und wenn Gott oder Jesus etwas sagt, da kommt man halt nicht gegen an.

Gott kann man nicht durch Klugheit übertrumpfen.

Man kann gegen Gott auch nicht die besseren Argumente haben.

Dieses Problem der Juden in Damaskus beschreibt die Apostelgeschichte dann so:

Apg 9,22

22 Saulus aber erstarkte noch mehr <im Wort> und brachte die Juden, die in Damaskus wohnten, in Verwirrung, indem er bewies, dass dieser der Christus ist.

Das ist das, was Barnabas dann später „sprechen im Namen Jesu“ nannte.

Nun ergibt sich die Frage, woher der Paulus das auf einmal gewusst hat, dass Jesus der Messias ist. Früher hat er das ja vehement verneint.

Und vor allem: Der Paulus hat das den Juden in deren Synagoge „bewiesen“.

Paulus hat also nicht primär erzählt, was er erlebt hat. Vor Damaskus mit dieser Stimme und dem Licht und später dann auch noch.

Damit kommt man bei eingefleischten Juden nicht weit. Denen muss man anhand des Alten Testaments beweisen, dass die Dinge so sind, wie man behauptet.

Letztlich hat Paulus also genau das gemacht, was Jesus bei den Emmaus-Jüngern und später auch bei den Aposteln gemacht hat. Aus dem Alten Testament heraus bewiesen, dass Jesus der erwartete Messias ist.

Wenn man also fragt: Wie kommt denn Barnabas darauf, dass Paulus in Damaskus tatsächlich im Namen Jesu geredet hat und nicht einfach seine eigenen Weisheiten und Erkenntnisse unter die Leute verteilt hat, dann wäre der erste Hinweis:

Hier hat jemand das Gleiche gemacht, was Jesus auch gemacht hat. Gegenüber Leuten, die aus der gleichen religiösen Ecke kamen wie die bei Jesus, die nämlich Juden waren. Allerdings: Bei Jesus waren es seine Freunde, bei Paulus waren es Jesu Feinden, denen gegenüber der Beweis erbracht wurde.

Heidenmissionar

Aber Moment mal: War Paulus nicht als Heidenmissionar berufen? Die Zuhörer in Damaskus waren doch definitiv keine Heiden. Hat Paulus hier dann nicht etwas gemacht, wofür er gar nicht berufen war?

Vollmachtsrede 25So könnte man argumentieren.

Aber zum Einen war die endgültige Berufung des Paulus in die Heidenmission viel später, so um die 10 Jahre später.

Und zum anderen: Vollmacht kann sich ändern.

Es nützt ja nichts, wenn ich von Tante Gertrud eine Vollmacht für ihr Bankkonto habe, aber ich lebe 10 Jahre lang in den Bergen von Tibet. Dort gibt es keine Bank, keinen Geldautomaten, keinen Kontoauszugsdrucker. Und Tante Gertrud, für die man eigentlich Geld von der Bank abheben sollte, lebt in Karlsruhe.

Es nutzt ebenso nichts, wenn man eine Vollmacht von Jesus hat für die Heidenmission, es sind aber gar keine passenden Heiden da und es gibt keine religiöse Infrastruktur und kein Programm und keine Ausbildung für die Bekehrten, keine Mitarbeiter und keine Perspektive für eine Gemeinde.

Und darum verleiht Gott seine Vollmachten oft einfach an diejenigen, die aus dem Glauben heraus handeln. Die bekommen dann Jesu Kreditkarte und können auf die himmlischen Schätze zugreifen.

Und das ist auch, wie Paulus das später beschreibt: Den allergrößten Teil seiner Erkenntnisse hat er direkt von Gott. Er hat keine schlauen Bücher gelesen und auch nicht die Apostel einschließlich Petrus um Belehrung gebeten. Erst drei Jahre nach der Begegnung mit Jesus hat Paulus den Petrus kennengelernt. Davon erzählt ja gerade die heutige Bibelstelle.

Paulus hat in Damaskus direkt auf Gottes Wikipedia zugegriffen. Gott hatte ihm den Schlüssel gegeben.

Ein letztes Indiz, dass Paulus tatsächlich im Namen Jesu geredet und gehandelt hat und nicht seine eigene Meinung unters Volk gebracht hat, ist die felsenfeste Absicht der Juden, ihn zu töten.

Wenn man jemanden töten will, der an und für sich ein Einzelkämpfer ist – Paulus hat keine Armee angeführt und keine Terroristengruppe oder sonst eine Gruppe, wo das Töten des Anführers Sinn machen würde, um die Gruppe zu zerstören – wenn man einen solchen Einzelkämpfer, der nur mit dem Wort und mit dem Mund arbeitet und nicht mit dem Schwert oder der Kalaschnikow, wenn man so jemanden unbedingt töten muss, weil eine Kraft hinter dem steckt, gegen die man nicht ankommt -

ja, dann steckt eben eine Kraft hinter dem, gegen die man nicht ankommt, und das heißt, der hat offensichtlich eine Vollmacht.

Und das ist das, was Barnabas über Paulus sagt.