Vollmachtsrede Nummer 24
An dieser Stelle gibt es jeden Sonntag eine Bibelstelle, in der das Wort „Vollmacht“ vorkommt oder die Formulierung „in Jesu Namen“, die genau das gleiche sagt.
Im Moment befinden wir bei dem Vorgang, bei dem der von Geburt an Gelähmte an der Tempeltür geheilt wurde. Man hatte Petrus und Johannes über Nacht ins Gefängnis gesteckt, damit sie nicht wegliefen. Denn man wollte diesen Vorgang, der für soviel Aufregung gesorgt hatte, untersuchen.
Apg 4,5-7
5 Es geschah aber am folgenden Tag, dass ihre Obersten und Ältesten und Schriftgelehrten sich in Jerusalem versammelten,
6 und Hannas, der Hohepriester, und Kaiphas und Johannes und Alexander und so viele vom hohenpriesterlichen Geschlecht waren.
7 Und nachdem sie sie in die Mitte gestellt hatten, fragten sie: In welcher Kraft oder in welchem Namen habt ihr dies getan?
Da kann man gleich mit einer Frage anfangen:
Wieso haben die jüdischen Religionsbehörden das Recht, das Gesundwerden eines Menschen zu bewerten und mal vorsichtshalber Anklage wegen dieses Vorgangs zu erheben?
Antwort auf die Frage
Es gab nach den Vorstellungen der damaligen Zeit (und vermutlich auch tatsächlich) eine ganze Reihe von Möglichkeiten, wie so eine spektakuläre Heilung passieren konnte.
Die meisten dieser Möglichkeiten waren im Gesetz des Mose verboten.
Und über dieses Gesetz als religiöses Grundgesetz in Israel hatte der Hohe Rat zu wachen.
Die meisten Arten, etwas Übernatürliches zu tun, waren im Gesetz des Mose deshalb verboten, weil sie bekannt waren und weil sie in den Nachbarländern Israels die einzige Möglichkeit darstellten, etwas Übernatürliches zu bewirken. Wer keinen starken Gott hat, muss zu anderen Methoden greifen.
In aller Regel wurden für solche Wunder die Kräfte der bösen Mächte angezapft. Wir nennen es heute „Okkultismus“.
Folglich lag in einem solchen Fall wie der Heilung eines seit 40 Jahren Gelähmten der Verdacht nahe, dass hier gegen das Gesetz des Mose verstoßen wurde.
Wenn also hier jemand mitten im Tempel die Kraft des Teufels benutzt hätte, dann wäre eine harte Strafe fällig gewesen. Darum musste der Hohe Rat den Vorgang untersuchen.
Übernatürliche Erwartung
Selbstverständlich war den Obersten des Volkes klar, dass hier etwas außergewöhnliches geschehen war.
Man versammelt nicht alles, was Rang und Namen hat, wegen Nebensächlichkeiten.
Die Frage nach der Kraft oder dem Namen, in dem die Tat begangen wurde, lässt auch erkennen, dass die Richter mit etwas anderem rechnen als mit der natürlichen Begabung des Petrus.
Womit sie nicht rechneten, ist, dass sich zu den üblichen Verdächtigen jetzt der gefährlichste von allen gesellt: Der auferstandene Sohn Gottes.
Was sie folglich auch nicht verstehen, dass Gott ihnen hier gerade ziemlich endgültig den Krieg erklärt hat.
Denn wenn Gott anfängt, solche Vollmachten zu verteilen – 800 Jahre nach Elia – und wenn auch die Ermordung von Jesus das nicht stoppen konnte – aber nein, der Hohe Rat versucht immer noch, das mit seiner weltlichen Machtbefugnis zu unterbinden.
Denn dass Gott, Gott selber – der Gedanke ist so weit weg, der ist nicht denkbar.
Warum sollte der große und allmächtige Gott ausgerechnet hier bei uns, ausgerechnet jetzt?
Aktuelle Lage
Und so ist es bis heute:
Wenn ein Mensch mit Vollmacht erscheint, dann ist die letzte Idee, auf die man kommt, dass Gott einem etwas sagen will.
Ein Mensch mit göttlicher Vollmacht – der stände ja aufgrund seiner Vollmacht hierarchisch über mir.
Sicher: Wenn dieser Bevollmächtigte nur gekommen wäre, um mir zu applaudieren, dann könnte ich seine Vollmacht auch anerkennen.
Ist aber illusorisch. Wenn Gott mir applaudieren will, kann er das direkt machen. Da braucht es keinen Vermittler.
Und so, wie König Ahab nie auf die Idee kam, dass Gott ihm durch Elia etwas sagen wollte –
und wie der Pharao nie von einer Ahnung berührt wurde, dass er es hier mit einem wahrhaft Höherem zu tun hatte –
so kommen auch die Hohenpriester hier nicht auf die Idee, dass Gott selbst hinter der Sache steckt.
Und glauben Sie bloß nicht, dass sich da bis heute irgendwas geändert hat.
Wenn heute in den Gemeinden jemand mit einer offensichtlichen Vollmacht erscheint -
also dass Gott uns, ausgerechnet uns -
und dann jetzt, in dieser ganz normalen Woche mit verschobener Müllabfuhr und mehr oder weniger geschlossenen Geschäften und dem üblichen Impfstoffdurcheinander -
dass Gott uns, ausgerechnet unserer kleinen Gemeinde und ausgerechnet jetzt persönlich und direkt etwas sagen will -
soviel Vollmacht, dass wir das glauben, kann es gar nicht geben.