Vollmacht

Definition: Vollmacht bezeichnet die Möglichkeit, im Namen und auf Rechnung eines anderen zu handeln.

Ich handele also so, als wäre ich der Andere, nicht ich selber.

Vollmacht unterscheidet sich durch normale Macht dadurch, dass ich mit der Vollmacht die Macht eines anderen nutze, und zwar zum Nutzen des Anderen, nicht zu meinem eigenen. Ob ich selber irgendeine Macht habe, ist für das Benutzen einer Vollmacht nebensächlich.

Vollmacht kann man also nur verliehen bekommen, während man an normale Macht auf allen möglichen Wegen kommen kann.

In diesem Artikel halten wir uns nicht damit auf, ob Jesus Vollmacht von Gott hatte, sondern kümmern uns gleich um die zentrale praktische Frage, nämlich um die Vollmacht, die die Christen von Gott oder Jesus bekommen haben.

Die Vollmacht der Gläubigen, an Stelle von Jesus und damit auch mit der Kraft und der Macht von Jesus handeln zu können, kommt in folgenden Zusammenhängen zur Sprache:

  • Im Namen Jesu beten zu können und handeln zu können
  • so großen Glauben zu haben, dass man Bergen oder Feigenbäumen Befehle erteilen kann, denen diese dann gehorchen müssen
  • das verteilen zu können, was Gott gehört und was Gott verteilen will
  • sich den Sieg von Jesus über alles Böse zu eigen zu machen und ebenfalls über alles Böse zu siegen
  • andere Menschen zu Kindern Gottes machen zu können
  • die Gemeinde ist der neue Körper von Jesus - sie kann anstelle oder im Auftrag Jesu handeln
  • Sünden endgültig vergeben, so dass sie auch vor Gott vergeben sind.

Bemerkenswerter Weise ist der Besitz einer göttlichen Vollmacht nicht an persönliche Größe, Intelligenz und Leistungsfähigkeit gebunden, sondern gerade im Gegenteil an Demut und Verzicht auf die Durchsetzung eigener Interessen und Methoden. Jesus hat seine eigene Vollmacht nur bekommen, weil er bereit war, bis zur Selbstaufgabe Gott und den Menschen zu dienen.

Das biblische Konzept von "Vollmacht" ist sehr umfassend und dürfte das von den Christen am wenigsten verstandene und umgesetzte biblische Muster sein. Das hat u.a. auch damit zu tun, dass man über Jahrhunderte hinweg Kriechertum und die Abwesenheit eines Selbstwertgefühls als "Demut" und damit als christliche Tugend verkauft hat. Und die Menschen haben diese Verkündigung gerne angenommen, denn es enthebt sie jeder Verantwortung und bewahrt sie vor vielen Konflikten.

Während es den Christen schon schwerfällt, zu akzeptieren, dass sie Gott gegenüber Rechte haben, die sie in Anspruch nehmen und einklagen können (Siehe Lk 18:1-8), ist der Besitz der Vollmacht nicht nur ein Recht, sondern beinhaltet zudem die Macht, dieses Recht auch umzusetzen.

Praktische Umsetzung

Es ist sehr schwer, praktische Tipps für die Umsetzung der Vollmacht in das tägliche Leben der Christen zu geben, weil die Vollmacht des Einzelnen von seinem Auftrag und von der Größe seines Glaubens abhängt.

Ein Teil der Vollmacht besteht ja auch aus den verliehenen Geistesgaben, von denen bekanntlich nicht jeder alle hat.

Und da die Vollmacht im Reich Gottes einzig von Gott kommen kann, wäre man gut beraten, anstatt lange rumzutheoretisieren, was denn wohl die eigene Vollmacht sein könnte, einfach Gott zu fragen.

Auf jeden Fall sollte man, bevor man versucht, die Vollmacht Jesu anzuwenden, sicher sein, dass man sie auch hat. Der Teufel merkt es nämlich ganz genau, ob jemand sie hat oder ob er nur blufft. Siehe das Beispiel der Söhne des Hohenpriesters in Apostelgeschichte 19.