Der Sinn des Lebens

Die Frage nach dem Sinn meines Lebens ist eine ziemlich egozentrische Frage. Denn sie fragt nach der Bedeutung meines Lebens, stellt also meine Existenz in den Mittelpunkt der Frage. Das ist nicht schlimm, denn es ist selbstverständlich, dass ich selbst der Mensch bin, der mir am nächsten steht und der mich am meisten interessiert. Aber man muss sich dieser Tatsache bewusst sein, damit man nicht beleidigt ist über die Antworten, die dieser Artikel gibt.

Dieser Artikel gliedert den Sinn des Lebens in drei Abschnitte:

• Den Sinn der Welt überhaupt
• Den Sinn des menschlichen Lebens im Allgemeinen
• Den individuellen Sinn meines einzigartigen Lebens

Der Sinn des Universums

Zuerst muss man ja fragen, warum diese Welt überhaupt hergestellt wurde. Wobei der Gedanke schon des Denkens wert ist, warum es so ein riesiges Universum braucht, um in einer winzigen Ecke dieses Universums auf einem winzigen Planeten winzige Menschen leben zu lassen.

Die Antwort der Bibel ist, dass alles erschaffen wurde, um Gottes Größe und Kraft und Macht und Herrlichkeit zu zeigen.

Gut, das stellt Gott jetzt nicht als besonders demütig dar. Gott erscheint doch als ein ziemlicher Egoist, wenn sich alles irgendwie nur um ihn dreht. Aber was soll man machen? Gott ist nun mal die Mitte von allem, der Anfang und das Ende, der Dreh- und Angelpunkt dieser Welt. Das mag einem nicht gefallen, aber ändern wird man's nicht können.

Und im übrigen relativiert sich dieser Egoismus im folgenden Abschnitt wieder.

Und dass wir hier nur von einem Universum reden, heißt nicht, dass wir von den Paralleluniversen nichts wüssten. Doch, die kennen wir. Aber das würde diesen Artikel nur unnötig verkomplizieren.

Der Sinn der Menschen

Der Mensch wurde geschaffen, damit Gott ein Gegenüber hat, das er lieben kann.

Das war's. Mehr ist es eigentlich nicht.

Und weil Liebe ziemlich unsinnig ist, wenn sie

• einseitig ist
• unfreiwillig ist

darum ist das Weltall das Testgelände, auf dem am Menschen getestet wird, ob er von Gott geliebt werden will und ob er als Resonanz darauf Gott selber lieben will. Der Sinn des irdischen Lebens wäre also, sich zu bewähren. Und zwar nicht mittels Leistung, sondern mittels Liebe.

Weshalb das größte Gebot auch genau dieses zum Inhalt hat ...

Der Sinn meines individuellen Lebens

Natürlich kann ich den Sinn meines individuellen Lebens erst erfüllen, wenn ich den allgemeinen Sinn des menschlichen Lebens erfülle. Die wenigen Ausnahmen, die es von dieser Regel gibt, findet man in diesem Lexikon unter "Prädestination".

Wenn ich in dieser Liebesbeziehung zu Gott stehe und - was zwingend dazu gehört - ein Nachfolger von Jesus bin, dann gibt es in der Regel eine optimale Art, wie ich so leben kann, dass es rundrum richtig und gut ist: Für mich, für meine Mitmenschen, und für Gott. Jesus nannte diesen Vorgang gerne "mein Leben gewinnen".

Dieses optimale Leben ist aber nichts Statisches, so wie manche Menschen sich vorstellen, es gäbe den einen Plan Gottes für mein Leben, der von Anbeginn der Welt feststeht und dem ich nicht entgehen kann. Solche Gedankenkonstrukte gehen von einem sehr kleinen, sehr unfähigen Gott aus.

Sondern das optimale Leben setzt immer in dem Moment an, an dem ich gerade stehe. Wenn ich das optimale Leben im Alter von 20 Jahren anstrebe, wird es eine völlig andere Gestalt haben, als wenn ich es erst mit 70 Jahren anstrebe. Denn das Leben als solches verändert mich, und ich bin mit 70 ein völlig anderer Mensch, als ich mit 20 war. Alle Erfahrungen, die ich gemacht habe, und alle Entscheidungen, die ich getroffen habe (oder gerade nicht), schaffen andere Voraussetzungen.

Das optimale Leben hat die Eigenschaft, dass es (oder alles) passt. Es geschieht das, was die Psychologie "Flow" nennt. Ich mache genau das, was am besten zu meiner Persönlichkeit passt. Ich bin der richtige Mensch an der richtigen Stelle. Es kommt der otimale Output aus meinem Leben heraus. Und das alles ohne Krampf.

Allerdings nicht ohne Kampf. Man darf das optimale Leben nicht mit dem Schlaraffenland verwechseln. Das optimale - oder das extrem sinnvolle - Leben wird mehr Widerspruch herausfordern und mehr Gegner auf den Plan rufen als der durchschnittliche Mainstream-Lifestyle. Paulus, Mose, Josua, David und Jeremia haben nicht unbedingt das einfachste Leben geführt, aber jeder ein hochgradig sinnvolles. Und den "Flow" merkt man, wenn Paulus im Gefängnis zu Briefen und zu Musik fähig ist, die man bei Literaturfestivals oder hochkarätigen Konzerten erwarten würde, aber nicht in einem römischen Knast. Oder wenn Josua die Sonne und den Mond anhält.

Dass ich diesen Punkt erreiche, also tatsächlich den tiefsten und bestmöglichen Sinn meines Lebens durchführen kann, verlangt absolute Freiheit. Darum verlangt Jesus die totale Freiheit bei seinen Nachfolgern, und zwar in jeder Hinsicht:

• Die Freiheit vom Besitzenmüssen, vom Geld, von der Habgier
• Die Freiheit von Menschen, von guten wie von bösen:
• Wer irgendwen mehr liebt als Jesus, ist seiner nicht würdig
• Wer ... und ... und ... verlässt um Jesu willen, wird 100fach zurückbekommen
• Freiheit vom Verhalten der Feinde:
• Die Feinde lieben
• Sich nicht vom Feind die Methodik vorschreiben lassen
• Lasst die Toten ihre Toten begraben; wer die Hand an den Pflug legt und zurückschaut ...
• Die Freiheit von Angst und Sorgen

Woran erkennt man das optimale, zutiefst sinnvolle Leben?

Das Maß, in dem Gott sich zu meinem Leben bekennt, zeigt das Maß an Sinn, das ich erfülle.

Je mehr Gott mich gebraucht, einsetzt, steuert, umso richtiger ist offensichtlich der Platz, an dem ich stehe.
Je mehr Einfluss Gott auf mein Leben nimmt, für umso brauchbarer scheint er mich zu halten.

Gott wird nur dann mit mir reden, wenn es Sinn macht. Darum hat Gott mit Paulus, David und Mose, aber auch mit König Asa gesprochen, mit König Saul aber kein einziges Wort. Denn nach außen hin hatte Saul die gleichen Interessen wie Gott, aber in Wahrheit hatte er kein Interesse daran, Gottes Aufträge auszuführen.

Womit wir ganz nebenbei noch festgestellt haben, dass wirklich sinnvolles Leben nur durch Hingabe zu erreichen ist ...

Der Sinn des Lebens in der Bibel

Die Formulierung "der Sinn des Lebens" kommt in der Bibel nicht vor, und auch der Begriff "sinnvoll" fehlt. Das liegt vermutlich daran, dass man für das Gegenteil eines nutzlosen Lebens diese Worte vor 2000 und mehr Jahren nicht gebraucht hat.

Das Thema vom Sinn des Lebens kommt aber sehr oft vor, am auffälligsten im Buch des Predigers, der sich 12 Kapitel lang mit nichts anderem beschäftigt als dem Sinn des Lebens.

Deutlich wird es auch an all den Stellen, wo Gott zu Menschen sagt, er habe sie erschaffen oder berufen "um zu ...". Oder wenn Hiob oder die Psalmen nach dem Wert ihres Lebens unter den gegebenen Umständen fragen. Gottes ständige Wiederholung, dass er Israel zu seinem Eigentum berufen habe, wirft ebenfalls ein Licht auf den Sinn des Lebens der so Berufenen.

Und natürlich wird der Sinn eines individuellen Lebens da deutlich, wo Gott dem Menschen einen eindeutigen Auftrag erteilt. Das kommt im Alten Testament so oft vor, dass jede Aufzählung hier den Rahmen sprengen würde.

Die Briefeschreiber des Neuen Testamentes schreiben sehr viel über die Berufung des einzelnen Menschen, über seine Ausstattung mit bestimmten Gaben (die ja zu einem Sinn gegeben sind), und über die Berufung der Gemeinde zu verschiedenen Zwecken.

Und letztlich geht es im Neuen Testament immer wieder darum, Jesus (oder Gott) ähnlicher zu werden. Also Gott (oder Jesus ...) in und durch mein Leben zu verwirklichen. Womit wir wieder beim "optimalen Leben" angekommen wären. Denn je mehr Raum ich Gott in meinem Leben gebe, umso optimaler, sinnvoller und besser wird es. Weil es dann in Harmonie mit dem Grundton der ganzen Schöpfung steht.