Sakramente
Jetzt wird's geheimnisvoll!
"Sakramentum" ist nämlich die lateinische Übersetzung des griechischen Wortes "Mysterium", das etwas Unerklärliches, etwas Geheimnisvolles beschreibt. Dieses Geheimnisvolle war ursprünglich ein Teil der heidnischen Kulte und bezeichnet Dinge oder Vorgänge, die nur dem Priester oder anderen Eingeweihten bekannt waren und die deshalb auch nur von den Priestern angewendet werden konnten.
Auf den Punkt gebracht: Wir reden hier von einem Orakel, das nur von ganz bestimmten Leuten befragt werden kann, oder wir reden von einem Zaubertrank, dessen Rezept nur Eingeweihte kennen.
Geschichte
Diese Art von Sakramenten rutschte aus zwei Gründen bereits ziemlich früh im Laufe der Kirchengeschichte in die Gemeinden hinein:
Je weiter der Heilige Geist als Leiter aus der Gemeinde verschwand - und damit der persönliche Kontakt zu Gott weniger wurde - desto mehr gab es mächtige Männer in der Gemeinde, die ihre Macht gerne dadurch stärkten, dass sie etwas wussten oder konnten, was den anderen Christen nicht bekannt war.
Da man außerdem nicht mehr verstand, was der Heilige Geist war, und auch Gott nicht mehr persönlich erlebte, bot es sich an, ein Ersatzmittel zu schaffen, in dem der Heilige Geist geheimnisvoll agierte und in dem man Gott erlebte - zwar nur im Sinne des Mysteriums und durch die persönliche Ergriffenheit, aber für eine schöne Religion reichte es allemal.
Sakramente heute
Ein massives Problem für einen Artikel in einem Lexikon ergibt sich daraus, dass das Geheimnis, was denn nun ein Sakrament ist, bis heute nicht gelüftet ist. Der Begriff "Sakrament" ist nicht eindeutig definiert. Selbst innerhalb einiger Kirchen herrscht bemerkenswerte Schwammigkeit darüber, was ein Sakrament sei.
In der katholischen Kirche - von der letztlich alle anderen Kirchen und Gemeinden abstammen, weil sie in den ersten Jahrhunderten der einzige ernstzunehmende Faktor der Kirchengeschichte war - in dieser katholischen Kirche versteht man unter einem Sakrament eine aus sich selbst wirkende, von Christus eingesetzte, selbständige Gnadenwirkung habende Handlung. Das bedeutet, dass das Sakrament völlig unabhängig von Glauben oder Lebensstil des Empfangenden wirkt. Der Glaube oder der Lebensstil sind für die Wirkung des Sakramentes völlig egal. Nimmst du das Abendmahl, hast du Anteil an Christus, egal, ob du an ihn glaubst oder nicht. Hätte Hitler die letzte Ölung bekommen, wäre er jetzt im Himmel.
Das einzige, was für die Wirksamkeit des Sakramentes Bedeutung hat, ist, dass es vom richtigen Menschen auf die richtige Art und Weise verteilt wird. Es muss also ein richtiger geweihter Priester sein, und er muss die richtigen Worte sagen und den richtigen Ritus anwenden. Dann ist es gültig.
Vielleicht merken Sie schon: Da sind wir von Harry Potter nicht mehr weit entfernt.
Andere Kirchen, die Sakramente kennen, gehen bei der Wirkung der Sakramente nicht ganz so weit. Und sie haben meistens auch nicht sieben Sakramente, wie die katholische Kirche, sondern weniger.
Sakramente in der Bibel und in unserer Gemeinde
Nun kommt in der Bibel das Wort "Geheimnis" zwar vor, aber nicht in Bezug auf mystische Vorgänge. Das Neue Testament kennt keine Sakramente, zum einen deshalb, weil sie einfach überflüssig waren (man erlebte Gott ja direkt, da brauchte man keine indirekte Vermittlung von Gnadengaben), zum anderen deshalb, weil der Gegensatz zwischen Altem und Neuem Testament ja gerade der war, dass die Inhalte des Gottesreiches, die im Alten Testament materiell waren, im Neuen Testament immateriell sind.
Oder anders und zusammenfassend gesagt: Wir können in diesem Artikel das Geheimnis des Sakramentes nicht erklären, weil es zu geheim ist.