Das Prinzip "Sabbat"
Der Sabbat ist nicht nur ein besonderer Tag für die Juden, sondern er ist eines der wichtigsten göttlichen Prinzipien und für den Umgang mit Gott die zentrale Methode.
Dieses Prinzip besteht daraus, dass das richtige Verhältnis Gott gegenüber Ruhe ist. „Ruhe“ besteht hier aber nicht nur aus Nichtstun und Mundhalten, sondern z.B. auch aus Freiheit.
Begründung des Sabbats
1. Nicht aus der Natur
Alle anderen Zeiteinteilungen der Menschen, die wir auch in der Bibel finden, sind von der Natur abgeleitet. Primär sogar von Himmelserscheinungen:
- Der Tag entsteht daraus, dass die Erde sich einmal um sich selber dreht.
- Der Monat entsteht aus der Umrundung der Erde durch den Mond.
- Das Jahr entsteht durch die Umrundung der Sonne durch die Erde.
- Die Jahreszeiten entstehen als Folge daraus und sind damit ebenfalls Natur.
Für die Einteilung in 7 Abschnitte gibt es kein Vorbild in der Natur. Im Alten Bund war ja nicht nur der siebte Tag etwas Besonderes, sondern auch der siebte Monat des Jahres und das siebte Jahr.
Damit ist irgendein Bezug zu einem Sonnengott oder einer Mondgöttin ausgeschlossen. Die Einteilung in 7 Einheiten geht einzig auf Gottes Willen zurück.
2. Begründung aus der Schöpfung.
Der Sabbat ist die Krone der Schöpfung. (Ja, es gibt Leute, die behaupten, etwas anderes sei die Krone der Schöpfung. Das sind die, die den Bibeltext nie gelesen haben.)
Das Prinzip Sabbat ist Teil der Schöpfung und wurde dadurch erschaffen, dass Gott es lebte. Aber es ist nicht aus dem Himmel auf die Erde importiert worden, denn Gott hat den Sabbat gesegnet und geheiligt. Das hätte er nicht machen müssen, wenn der Sabbat himmlischer Herkunft wäre.
Als Teil der Schöpfung war das Prinzip „Mensch, setzt Dich hin, gib Ruhe und lass Gott machen“ auch Teil des Paradieses. Darum mussten Adam und Eva nicht arbeiten, sondern wurden von Gott (bzw. seinem Garten) versorgt.
Ja, noch extremer: Nachdem der Mensch geschaffen war, war das erste, mit der konfrontiert war, der Sabbat. Es war also nicht so, dass Gott den Menschen erschuf und ihm anschließend eine Schaufel in die Hand drückte.
3. Begründung aus der Sklaverei
Sehr stark ist auch die Begründung, dass der Sabbat eigentlich nur deshalb geschaffen wurde, damit es einen Tag in der Woche gibt, wo niemand irgendwelchen Befehlen gehorchen muss. Wir nennen einen solchen Zustand „Freiheit“.
Diese Freiheit galt für jedes Lebewesen, das in den Grenzen des Reiches Gottes lebte. Darum werden Sklaven, Kinder und das Vieh immer ausdrücklich erwähnt. Es gibt einen Tag in der Woche, da sind alle gleich. Da haben alle nur einen einzigen Herrn, dem sie untergeordnet sind, und das ist Gott.
Das Prinzip „Sabbat“ im Alten Testament
Als Mose in seinem Gesetz den Sabbat als Wochentag zur festen Regel machte, war dieser Tag schon bekannt. Mose musste nicht erklären, was das ist. Und Mose hat diesen Tag auch nicht als Schutz vor dem Burnout eingeführt, sondern um zu zeigen, wie sehr man sich auf Gott verlassen kann. Das Thema des Wochentages im Alten Testament ist nicht „Du darfst nicht“, sondern „Du brauchst nicht“. Gott gegenüber gibt es kein besseres Verhalten als Ruhe.
(Abraham, Isaak und Jakob kannten den Sabbat aber offenbar nicht. Sie kannten die Unverletzlichkeit der Ehe und die Abgabe des Zehnten, aber der Sabbat wird bei ihnen nie erwähnt. Das lässt angesichts der späteren zentralen Bedeutung des Sabbats darauf schließen, dass diese Einrichtung ihnen unbekannt war.)
Es gab den Sabbat nicht nur als Tag, sondern auch als Monat und als Jahr und als Jahr der Jahre sowie ohne die Festlegung auf einen bestimmten Wochentag als den Tag, an dem eine Heilung diagnostiziert wurde.
Jeder 7. Monat eines Jahres war ein ausgiebiger Festmonat mit größeren Opfern als im restlichen Jahr (Numeri 29 ist ein ganzes Kapitel nur über diesen Monat).
Jedes 7. Jahr sollte ein Sabbatjahr sein, an dem prinzipiell ähnliche Regeln galten wie an dem Wochentag, und nach 7 x 7 Jahren sollte ein weiteres Sabbatjahr gehalten werden, das noch sehr viel speziellere Regeln kannte. Im 50.Jahr sollte nämlich jeder Grundbesitz, der in den letzten 50 Jahren den Besitzer gewechselt hatte, wieder an den ursprünglichen Eigentümer oder seine Erben oder seinen Stamm zurückgegeben werden. Denn Grundbesitz bedeutete in Israel Teilhabe an der Verheißung – siehe „die Sanftmütigen werden das Land besitzen“. Und keine Familie sollte dauerhaft verarmen – wenn jemand aus Not seinen Erbbesitz in Israel hatte verkaufen müssen, sollten spätestens seine Enkel alles zurück bekommen und wieder neu anfangen können.
Das Sabbatjahr galt es außerdem ohne Festlegung auf ein bestimmtes Jahr für Sklaven, die Israeliten waren. Sie durften nur 6 Jahre als Sklaven gehalten werden; nach Ende der 6 Jahre waren sie freizulassen (Exodus 21,2).
Außerdem findet man die Idee des Sabbat überall da, wo Gott zu den Menschen sagt, sie sollen Ruhe geben, weil er für sie kämpfen wird: Als Josafat eine Musikkapelle als Speerspitze in den Kampf ziehen ließ, als Mose Wasser aus dem Felsen fließen ließ, als die Mauern von Jericho umfielen, das Wasser des Jordan stehen blieb, als man auf Rat des Elisa Löcher in die Wüste grub, um einen mächtigen Feind zu besiegen, und viele andere Ereignisse mehr.
Weil der Sabbat das einmalige Zeichen für das Verhältnis zwischen Gott und Mensch war, darum nahm Gott im Alten Testament den Sabbat sehr ernst.
Der Sabbat im Neuen Testament
Jesus hat nach Lukas 4:19 das 50.Jahr ausgerufen, also jeden Tag Sabbat und Freiheit für alle. Das ist der Grundton des Neuen Testamentes: Jeden Tag Sabbat und Freiheit für alle.
Darum gibt es die Geschichten von den Raben und den Spatzen und Lilien auf dem Feld und gegen jede Art von Sorgen.
Darum heißt es, dass wer sich in erster Linie um das Reich Gottes kümmert, dass dem alle lebensnotwendigen Dinge wie Essen, Wohnung, Kleidung von alleine zufallen werden.
Eine große Zahl der Gleichnisse und Wunder von Jesus erzählen nichts anderes als die Tatsache, dass seit Jesus jeder Tag unseres Lebens ein Sabbat sein kann und soll.
Darum ist es auch Käse, in Anlehnung an den alttestamentlichen Sabbat heute einen ähnlichen Tag einhalten zu wollen. Denn seit Jesu Auferstehung ist jeden Tag Sabbat, und man kann jeden Tag so leben, als würde Gott für uns kämpfen und als würde Gott für uns sorgen. Weil man auf diese Weise nämlich einen sehr realistischen Lebensstil pflegt.