Rechtsstaatler Gott
Natürlich weiß ich, dass das aber mal gar nicht geht.
Über Recht und Gesetz im Zusammenhang mit Gott zu schreiben.
Denn das haben wir seit Luther eingetrichtert bekommen, und das ist einer freien deutschen Gesellschaft würdig: Im Zusammenhang mit Gott wird nur über die Gnade geschrieben.
Alles andere wäre gesetzlich.
Die gar nicht traurige Tatsache
In Wahrheit hat Gott die Beziehung zwischen sich und uns über ein Rechtssystem geregelt und über nichts anderes.
Alles andere wäre auch furchtbar.
Denn ohne ein zuverlässiges göttliches Rechtssystem wären wir in der gleichen Lage wie die Anbeter von Baal und Astarte im Alten Testament, oder wie die Anhänger der japanischen Religionen, des Buddhismus, des Hinduismus und der Naturreligionen.
Alle diese hoffen mehr oder weniger darauf, dass ihnen ihre Götter (oder das Karma, oder der Weltgeist) gnädig sind.
Und wenn das nicht funktioniert, werden Opfer oder noch mehr Opfer gebracht, in der Hoffnung, die Gottheit nun gnädig zu stimmen.
Wir kennen Berichte, auch aus dem AT, wo Menschen geopfert wurden in der Hoffnung, dass vielleicht …
Gott (!) sei Dank haben wir ein ausgereiftes himmlisches Rechtssystem. Wir wissen, was wir von Gott erwarten können, und was Gott von uns erwartet.
Das Rechtssystem
Das Rechtssystem Gottes begann bereits bei Noah und Abraham. Damals bestand das System nur aus einzelnen Zusagen. Die ersten rechtlichen Verpflichtungen ging Gott ein: keine Sintflut mehr zu machen, Abraham das Land zu geben.
Und schon bei Noah wurde festgelegt, dass der Mensch Fleisch essen darf, und schon bei Abraham stand fest, dass „Glaube“ die zentrale Forderung Gottes an den Menschen war.
Es gab also nie eine Beziehung zwischen Gott und Mensch ohne ein Rechtssystem.
Mit Mose wurde das Rechtssystem Gottes dann deutlich differenzierter. Das dürfte bekannt sein.
Die Notwendigkeit
Bekanntermaßen gibt es bei Gott auch so etwa wie „Gericht“ und „Strafe“. Um aber Gericht halten zu können, braucht man ein Rechtssystem mit Regeln. Menschen zu verurteilen ohne Rechtssystem wäre Despotismus: „Deine Nase gefällt mir nicht, Du bist schuldig!“
Wenn die Menschen nicht wissen, was von ihnen verlangt wird, kann man sie ja nicht dafür verurteilen, dass sie das, was sie nicht wussten, nicht eingehalten haben.
Die Gnade wird Gesetz
Ursprünglich wurde Israel aus Gnade von Gott ausgewählt. Ohne irgendeinen Rechtsanspruch. Dass Gott Israel zu seinem Eigentum machte, war reine Gnade und sonst nichts.
Aber schon bei Abraham wurde diese Gnade zum Gesetz, noch mehr bei Mose.
Gott sagte unwiderruflich zu, dass er Israel niemals fallen lassen wird und seinem Volk immer treu sein wird. Damit war die Gnade aus der Beliebigkeit in den Rechtsstatus gerutscht. Und da ist sie bis heute geblieben.
Charaktereigenschaft als rechtliches Hilfsmittel
Die starke Rechtsverbindlichkeit von Gottes Wort beruht auf Gottes Charakter. Gott ist absolut integer, treu, wahr und zuverlässig. Somit ist jedes „Wort“, das Gott sagt, weitaus verbindlicher als die Gesetze der Bundesrepublik Deutschland. Die Gesetze der Bundesrepublik Deutschland sind veränderbar, und sie sind nicht in erster Linie von Liebe motiviert, sondern von Ordnungswillen und Notwendigkeit. Gottes Rechtssystem basiert aber auf Liebe, Güte und Großzügigkeit, und es ist ebenso unveränderbar wie ewig.
Folglich hat jede Verheißung, die Gott ausspricht, Gesetzescharakter. Eine Verheißung ist nicht kündbar, weil Gottes Wort unveränderlich ist. „Glaube“ wäre nun, dieses zu glauben und sich entsprechend zu verhalten.
Übrigens ist Gott selber im Zweifel, ob viele Menschen diesen Glauben aufbringen werden, den er selbst für den größten hält. In Lukas 18,7+8 sagt Jesus, dass Gott das Recht (!) seiner Gläubigen zügig ausführen wird, bezweifelt aber, ob er viele Menschen finden wird, die das glauben.
Die Besiegung des Teufels
Auch die Besiegung des Teufels geschah nach eindeutigen rechtlichen Maßstäben. Nur darum hat sie funktioniert, denn nur darum musste der Teufel den Sieg Jesu anerkennen: Weil der Sieg gemäß eines Rechtssystems errungen wurde, das auch der Teufel anerkennt.
Die rechtlichen Bedingungen, nach denen der Teufel besiegt wurde, lauteten: Wenn man einen aus der anderen Gruppe angreift, und der Angegriffene verliert, hat die ganze Gruppe und alle ihre Glieder verloren. Wenn man aber einen aus einer anderen Gruppe angreift, und man kann ihn nicht besiegen (und der andere ist damit stärker oder gleich stark wie der Angreifer), dann hat der Angreifer und alle, die er vertritt, verloren.
So hatte der Teufel Adam als einen aus der Gruppe der Menschen angegriffen, und weil der Teufel gewonnen hatte, hatten nun alle Menschen verloren und waren unter die Gewalt des Teufels geraten.
Und dann hatte der Teufel Jesus angegriffen, und er hatte nicht gewonnen. Damit hatte Jesus gewonnen, und alle die, die Jesus vertrat, hatten ebenfalls gewonnen und waren jetzt frei.
(Solche „Stellvertreterkriege“ gibt es übrigens öfter in der Bibel. Der bekannteste ist wohl der Kampf zwischen David und Goliath. David hatte Goliath besiegt, und damit hatten die Israeliten gewonnen und die Philister verloren.)
Im Falle mangelnder Rechtsgültigkeit
Wäre der Sieg über den Teufel außerhalb der Rechtsnorm gewesen, die auch der Teufel anerkannte, hätte der Teufel den Sieg Jesu nicht anerkennen müssen.
Hätte Gott also z.B. den Teufel einfach niedergeschlagen, weil Gott der stärkere ist und das kann, dann wäre das das Recht des Stärkeren gewesen (und reiner Despotismus), und der Teufel hätte das als ungerecht bezeichnen können, hätte den Sieg nicht anzuerkennen brauchen und sich durch die Hintertür wieder in das Leben der Gläubigen reinschleichen können.
So aber musste der Teufel den Sieg Jesu anerkennen, weil dieser Sieg nach den gleichen Regeln geschehen war, nach denen auch der Teufel gegen Adam gewonnen hatte.
Auslöschung der Sünden
Selbstverständlich hätte Gott einfach so, mit einem Wisch, die Sünden aller oder einiger Menschen beseitigen können. Gott hätte Sündlosigkeit aus eigener Entscheidung und ohne Rücksicht auf wen auch immer herbeiführen können.
Das wäre aber ungerecht.
Auch im deutschen Rechtssystem (und im schweizerischen und österreichischen) können Verbrechen nicht einfach so für nicht geschehen erklärt werden. Die Staatsanwaltschaft kann nicht sagen: „Och, der Täter ist so nett und hat so schöne blaue Augen, dessen Verbrechen erklären wir jetzt mal für ungeschehen!“
Die Vertuschung von Unrecht oder Ungerechtigkeit ist selbst wiederum Ungerechtigkeit.
Infolgedessen musste Gott, wenn er unsere Sünden vergeben wollte, den Rechtsweg beschreiten.
Unsere Sünden mussten bestraft werden. Sie durften nicht unter den Tisch gekehrt werden.
Der Rechtsweg war nun, dass Jesus die Strafe bekommen hat. Und weil es nicht geht, dass man eine Sünde zweimal bestraft (das wäre ebenfalls ungerecht), darum sind wir nun frei von Strafe.
Dass Gott Vergebung will, ist Gnade. Aber ausgeführt hat er die Vergebung nach strengen rechtlichen Regeln.
Die Regeln für Gottnahbarkeit
Normalerweise kann ein Mensch sich Gott nicht nähern. Gott ist heilig, der Mensch ist so ziemlich das Gegenteil. Damit würde ein Mensch automatisch sterben, wenn er in die Sphäre Gottes einträte. (Das ist jetzt eher ein Naturgesetz als eine festgelegte Rechtsnorm. Manche Dinge sind Gesetz, weil sie eben so sind, wie sie sind.)
Aber es gab eine Rechtsvorschrift, dass der Hohepriester einmal im Jahr ins Allerheiligste gehen durfte, wo Gott wohnte. Und die Rechtsvorschrift verbot es Gott, den Hohepriester in diesem Fall zu töten oder ihn sonstwie zu bestrafen.
Der Hohepriester brauchte jetzt nicht auf Gottes Gnade zu hoffen, wenn er ins Allerheiligste ging, und er hat auch nicht vorsichtshalber vorher sein Testament gemacht, weil man ja nie weiß, ob man jetzt Gnade abbekommt oder nicht.
Sondern der Hohepriester konnte sich auf ein Recht berufen. Auf ein Recht, das Gott extra für diesen Zweck eingeführt hatte.
Heute genau so
Das ist heute nicht anders.
Ob ein Mensch sich Gott nähern kann, und ob die Gebete eines Menschen bis zu Gott vordringen, und ob Gott auf die Gebete reagieren muss, ist im göttlichen Rechtssystem geregelt.
Das hat übrigens sehr viel damit zu tun, wieviel Heiliger Geist in einem Menschen drin ist.
Je mehr Jesus man im Herzen hat, um so näher kommt man an Gott ran. So ist die Regel.
Die Vollmachten
Zu Gottes Rechtssystem gehören, vor allem im Neuen Testament, auch zahlreiche Vollmachten, die er an seine Anhänger vergibt.
Vollmachten bevollmächtigen, rechtsverbindlich im Namen eines anderen zu handeln.
So handelt es sich immer um eine Vollmacht, die uns göttliche Rechte gibt, wenn Jesus die Worte „in meinem Namen“ benutzt. In jedem dieser Fälle können wir die entsprechenden Handlungen vornehmen, als wären wir Jesus selber. Wir haben in diesem Falle die gleichen Rechte wie Jesus.
Einige der rechtlichen Möglichkeiten der Gläubigen beziehen ihre Vollmacht durch das, was Jesus im Rahmen des göttlichen Rechtssystems gemacht hat. So hängt die Macht der Gläubigen über die Dämonen mit Jesu rechtmäßigem Sieg über den Teufel zusammen.
Auch das Gleichnis von den anvertrauten Talenten spricht von einer verliehenen Vollmacht. Der Herr geht außer Landes und gibt alles, was er hat, seinen Knechten.
Durch dieses System der Vollmachten erklären sich viele der großen Versprechen Gottes im neuen Testament.
Keine Gnade ohne Recht
Zum Schluss muss man noch darauf hinweisen, dass es ohne Recht keine Gnade geben kann.
Denn Gnade ist ja Umgehung des Rechts.
Gnade hebelt Recht aus.
Dazu muss aber Recht vorhanden sein.
Die Anwesenheit von Gnade setzt also das Vorhandensein von Recht zwingend voraus.
Ohne Recht keine Gnade, denn Gnade muss sich immer auf ein Recht beziehen.
Schluss, aber nicht Ende
An dieser Stelle hört dieser Artikel auf.
Er ist sicher noch nicht fertig, denn das Rechtssystem Gottes ist sehr umfangreich.
Aber ich hoffe, Sie haben eine Idee bekommen, wie das Reich Gottes in rechtlicher Hinsicht funktioniert.
Und warum Gottes Rechtssystem so eine wunderbare Sache ist.
Bekommen haben wir dieses Rechtssystem übrigens aus Gnade.