Niederschwelligkeit

Niederschwelligkeit bezeichnet bei einer Veranstaltung oder einem sonstigen sozialen Angebot die Größe des Aufwandes, den jemand betreiben muss, der an der Veranstaltung teilnehmen will.

Was Gemeinden angeht, bezeichnet eine niedrige Schwelle nicht nur einen geringen physikalischen Aufwand, den der neue Besucher aufwenden muss, sondern meint vor allem einen geringen geistigen, geistlichen und emotionalen Aufwand.

Weniger kompliziert gesagt:

  • An den neuen Besucher der Gemeindeveranstaltung werden keinerlei Ansprüche gestellt. Er „kann kommen, wie er ist“. Er ist ausdrücklich willkommen.
  • Die Gemeindeveranstaltung wird so durchgeführt, dass der Besucher alles verstehen kann. Komplizierte Zusammenhänge werden entweder gar nicht angesprochen oder möglichst umfassend erklärt. Das Vokabular wird so gewählt, dass die Worte dem Fremden aus seinem Alltag bekannt sind.
  • Der Besucher muss keinerlei ihm üblicherweise fremde Handlung durchführen: Singen, Abendmahl weiterreichen, bestimmte körperliche Haltung einnehmen.
  • Die Veranstaltung wird im Stil der Zeit durchgeführt. Die Methodik unterscheidet sich also nicht von einem Rock-Konzert oder anderen Veranstaltungen, die der Besucher vermutlich kennt. Für heutzutage heißt das: Lichttechnik, Projektion, Dauerberieselung vor und nach der Veranstaltung, Getränke.

Notwendigkeit

Die Notwendigkeit der Niederschwelligkeit ergab sich dadurch, dass „Mission“ oder das Weitersagen der guten Nachricht nicht mehr persönlich und privat durch die Gläubigen passiert.

Der Fremde kommt also nicht zur Gemeindeveranstaltung, nachdem er schon längere Zeit mit einem Gläubigen über Gott & Co gesprochen hat, sondern in der Regel wird er vom Gläubigen ohne Vorwarnung in die Veranstaltung eingeladen, und die Veranstaltung muss dann alles das leisten, was ursprünglich die privaten Gespräche leisten sollten.

Notwendigkeit und Ewigkeit

Die Notwendigkeit, den Gottesdienst niederschwellig zu machen, entsteht auf diese Weise aber jeden Sonntag.

Denn jeden Sonntag könnte ja wieder jemand kommen, der zum ersten Mal und ohne große Vorbereitung und Vorkenntnis zum Gottesdienst eingeladen wurde.

Der Besucher, der einmal zu einem niederschwelligen Gottesdienst kam und dadurch angesprochen wurde, kommt nun zwangsläufig jeden Sonntag zu einem niederschwelligen Gottesdienst, und das in alle Ewigkeit.

Denn auch nächsten Sonntag könnte ja …

Infolgedessen kann es passieren (und passiert leider auch), dass Menschen jahrelang in die  Veranstaltungen einer Gemeinde kommen und nie etwas anderes serviert bekommen als den Lehrstoff der ersten Klasse und die Anforderungen für Anfänger.

Segen und Fluch

Niederschwelligkeit kann als Hilfe zum Einstieg in die Beziehung mit Gott sehr hilfreich sein. Bei Gästegottesdiensten, Alpha-Kursen oder anderen Veranstaltungen, die speziell auf Ungläubige ausgerichtet sind, macht Niederschwelligkeit durchaus Sinn.

Dauerhaft wird Niederschwelligkeit zum Fluch, weil sie keine Forderungen an den Dauerbesucher stellt: Weder nach Entscheidung, noch nach Wachstum.

Es kann also passieren, dass jemand jahrelang in die Veranstaltungen der Gemeinde kommt, aber keine Vorstellung davon hat, dass Gott eine Entwicklung der Persönlichkeit erwartet und bei Ausbleiben einer solchen Entwicklung recht unwirsch reagiert.

Wenn man  dann in der Gemeinde eine hohe Anzahl an Personen hat, die aufgrund der Niederschwelligkeit gekommen und geblieben sind, wird man über kurz oder lang ein enormes geistliches Problem haben.

Man hat dann zwar einen vollen Saal, aber das geistliche Niveau und die göttliche Kraft tendieren gegen ziemlich niedrig.

Ersatz für Niederschwelligkeit

Dauerhafte Niederschwelligkeit erübrigt sich, wenn der Heilige Geist in der Gemeinde kräftig handeln darf. Wenn das, was in 1.Kor 14,24 beschrieben ist, in einer Gemeinde passiert, können Sie sich jede Form der Niederschwelligkeit schenken.

Wenn von den alteingesessenen Gläubigen Ströme lebendigen Wassers ausgehen, muss man sich nicht in Richtung Welt verbiegen.

Wenn Sie als Gemeinde sagen können: „Bei uns treffen Sie Gott!“ und wenn das dann auch tatsächlich passiert und der Besucher das auch so erlebt  - das merkt man daran, dass er hinterher sagt: „Ich habe während des Gottesdienstes Gott getroffen!“ – dann ist es nicht nötig, dass man aufgrund der Besucher das Niveau senkt.

Wenn die Gemeinde so beten kann, wie in Apostelgeschichte 4,23-31 beschrieben, ist die Höhe der Schwelle egal.

Allerdings …

Es spricht überhaupt nichts dagegen, es allen Besuchern einer Veranstaltung möglichst leicht zu machen. Komplexität und Kompliziertheit sind kein Beweis für ein hohes geistliches Niveau.