Kindertaufe in der Bibel

Im Neuen Testament gibt es keinen direkten Hinweis auf die Taufe eines Säuglings oder Kleinkindes.

  • Es gibt kein einziges Kind, dessen Taufe definitiv genannt ist.
  • Es gibt keinen Erwachsenen, von dem berichtet wird, er wäre schon als Baby getauft worden.
  • Es gibt keine Aufforderung in den Briefen, die Eltern mögen bitte ihre Kinder taufen lassen.

Was die sogenannten „Haustaufen“ angeht, gibt es bei Wikipedia einen gut recherchierten Artikel („Haustaufen im Neuen Testament“), in dem die Argumente für und gegen die Babytaufe recht gut dargestellt werden. Das, was dort steht, brauche ich hier nicht zu wiederholen.

Als alleiniges Argument für die Babytaufe taugen die wenigen Haustaufen aber nicht, denn es ist schlicht nicht zu entscheiden, ob „er ließ sich taufen und die Seinen mit ihm“ oder „er ließ sich taufen mit seinem ganzen Hause“ Babys einschließt oder nicht.

Auch der Artikel „Kindertaufe“ bei Wikipedia ist mit Argumenten gut bestückt und sehr ordentlich recherchiert. Er ist allerdings auch sehr lang, was der Gründlichkeit geschuldet ist, mit der er verfasst wurde. Damit dieser Artikel, den Sie gerade lesen, nicht auch so lang wird, verweise ich also auf den Artikel bei Wikipedia.

Das Wesen der Taufe

In den Anfängen der Gemeinde war die Säuglingstaufe deswegen recht sinnlos, weil sie das Sterben mit dem Christus symbolisierte und damit die freiwillige Aufgabe des eigenen Lebens, um sodann mit dem Christus zusammen aufzuerstehen und ein völlig neues Leben zu bekommen.

Ein Mensch, der über sein eigenes Leben überhaupt noch nicht bestimmen kann, kann natürlich auch nicht sein eigenes Leben dem Christus hingeben. Man kam schlicht nicht auf die Idee, dem Baby sein eigenes Leben ohne Einwilligung wegzunehmen, es also sterben zu lassen mit dem Christus.

Magisches Denken

Wie das so geht mit den guten Sachen, überstehen sie meistens nur eine Generation in ihrer ursprünglichen Qualität, und danach geht es bergab.

So kam auch in die Gemeinden anstatt der persönlichen Beziehung zu Jesus recht bald das magische Denken hinein.

Dass also eine Handlung (in diesem Fall die Taufe) eine magische Wirkung ausübt. Wobei eben die Handlung an sich und die Weihe des Vollziehenden für die Wirkung verantwortlich ist, nicht Gott und nicht der Mensch, an dem die Handlung vollzogen wird. Man findet das heute immer noch in den Sakramenten, denen auch eine magische Handlung zugesprochen wird, die unabhängig ist vom Empfänger des Sakramentes.

Hier haben also der Aberglaube (wenn mir eine schwarze Katze von rechts über den Weg läuft … = wenn ich Wasser über jemanden gieße und den richtigen Spruch sage) und heidnische Vorstellungen wie die von einer Erbsünde eine unselige Allianz geschlossen.

Zusammengefasst

Wenn man alle die in Wikipedia und in der Bibel gemachten Aussagen und Argumente zusammenfasst, dann macht eine Babytaufe schlicht keinen Sinn. Sie führt zu keinerlei Ergebnis.

Und wer glaubt, dass Gott ein 8jähriges Kind, das zufällig die richtigen (taufenden) Eltern hatte und ein 8jähriges Kind, das leider die falschen (= nicht taufenden) Eltern hatte, unterschiedlich behandelt – den muss man vielleicht mal darüber informieren, dass Gott gerecht ist.

Durch und durch.

Absolut.

Ohne Ausnahme.

Gott ist nicht bestechlich. Auch nicht durch heilige Handlungen.

Nachtrag: Die Kindertaufe in der Sicht der Volkskirche

Die Kindertaufe ist niemals ein Zeichen der zuvorkommenden Gnade Gottes, denn sie unterliegt einem kirchenrechtlichen Bedingungsgefüge. Von den Paten muss mindestens einer Kirchenmitglied sein, von den Eltern mindestens einer, besser beide. Das sind rechtliche Bedingungen. Das Kind wird nicht getauft, weil es das Kind ist, sondern weil die Eltern und Paten bestimmte Bedingungen erfüllen.

Das Kind wird also nicht als Persönlichkeit wahrgenommen, der die zuvorkommende Gnade Gottes zuteil wird, und es wird nicht beurteilt als vor Gott stehende Einzelperson, sondern das Kind wird beurteilt nach dem rechtlichen Zustand der Eltern.

Im Gegensatz dazu steht Jesus sein Spruch „lasst die Kinder zu mir kommen“. Denn hier werden diejenigen, welche die Kinder zu Jesus bringen, gar nicht erwähnt. In allen drei synoptischen Evangelien ist der Satz im Passiv ausgedrückt. Es könnten also auch die älteren Geschwister sein, die die Kinder zu Jesus bringen, oder die Frauen römischer Soldaten, oder ausländische Sklaven bringen hier ihre Kinder. Es ist keineswegs vorauszusetzen, dass diese Kinder alles jüdische Kinder rechtgläubiger Eltern waren.