Gemeinde: Zugehörigkeit

Die Zeit, in der wir leben, ist geprägt von starkem Individualismus und großer „Freiheit“. Die Freiheit steht hier in Anführungsstrichen, weil Ungebundenheit nur in den seltensten Fällen wirklich zu Freiheit führt.

In einer solchen Zeit wollen viele Menschen sich nicht mehr an eine Ortsgemeinde binden. Das hat u.a. damit zu tun, dass man die Leistungen der Ortsgemeinde mit anderen Leistungserbringern vergleicht, und da die heute über die weltweiten Medien bekannten Leistungserbringer oft sehr hohe Qualität anbieten – weil sie entweder von Profis gesteuert werden, die den ganzen Tag nichts anderes machen, oder von Menschen, die auf dem entsprechenden Gebiet eine extrem hohe Begabung haben – darum erscheint eine Gemeinde, in der normale Leute mit normalen Leistungsvermögen sitzen, nicht besonders attraktiv.

Der Gedanke, der die christlichen Einzelkinder leitet, ist dann auch in der Regel, dass „die Gemeinde ihnen nichts bringt“. Das mag tatsächlich wahr sein, denn Gemeinden sind oft ziemliche Saftläden, aber diese Haltung sagt weniger etwas über die Gemeinde als über die Einstellung dieser Christen, die mit der Einstellung von Jesus nichts mehr zu tun hat.

Jesus ist nämlich gekommen, um zu dienen, und zwar in erster Linie den Gläubigen (damals repräsentiert durch die Israeliten). Und der Einzelkind-Christ, der bemängelt, dass die Gemeinde ihm nichts bringe, übersieht dabei, dass Gott ihn eigentlich berufen hat, dass er der Gemeinde etwas bringe. Gott beruft die Menschen zum Dienen, nicht zum bedient werden.

Gottes fehlerhafter Plan

Gott hat die Gemeinde erdacht als neuer Körper von Jesus. Ein Mensch ist großer Zeh, ein anderer ist Milz, ein anderer Rippe 9. Funktionsfähig sind wir nur gemeinsam. Gott hat mit Absicht jeden Einzelnen von uns unvollkommen gemacht. Selbst der sündlose Adam war alleine nicht vollständig, wieviel weniger die der Sünde ausgelieferten Menschen der Gegenwart.

Gott hat uns in der Bibel großartige Möglichkeiten für ein grandioses Leben angeboten. Dummerweise hat er diese Möglichkeiten aber an „Gemeinschaft“ gekoppelt. Paulus beschreibt das in seinen Briefen mehrfach, dass einer die Gabe eines großen Glaubens hat, dafür hat er aber nicht die Gabe der Heilung. Der, der die Gabe der Heilung hat, hat aber nicht die Gabe des Lehrens, die ein anderer hat, dem aber die Gabe der Weissagung vollständig fehlt. Wahre Kraft und durchschlagende Wirkung werden wir nur gemeinsam entwickeln.

Beispiele

Jesus hat in Mt 18,20 angekündigt: „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte.“ Die Kraft Gottes in ihrer ganzen Größe, Macht und Herrlichkeit zeigt sich also nur in einer Gruppe, nicht dem Einzelnen zu Hause. Und ob man diese Verheißung Jesu auch auf eine Facebook-Gruppe übertragen kann, scheint dann doch fraglich.

Auch 1.Kor 5,4 geht übrigens davon aus, dass die Kraft Jesu nur anwesend ist, wenn sich eine Gruppe trifft.

Auch alle die Bibelstellen, die sagen, dass man die Christen daran erkennen wird, dass sie Liebe untereinander haben, setzten eine Gruppe voraus. Die Liebe, die man einander im virtuellen Raum erweisen kann, ist doch sehr begrenzt.

1.Kor 12:7 geht davon aus, dass jedem Christen eine besondere geistliche Gabe zum Nutzen der anderen Christen gegeben wird. Wenn man nun aber nicht dahin geht, wo die anderen Christen sind, werden die anderen auch keinen Nutzen von meiner Gabe haben. Zwischen Facebook und dem realen Leben ist ein Unterschied.

Wo Gott am göttlichsten ist

Schon im Alten Bund hat Gott einen Ort bestimmt, wo er „seinen Namen niederlegen“ wollte. Darum hatten auch einige Psalmschreiber so furchtbare Sehnsucht nach dem Tempel. Denn sie wussten: Gott wirklich nahe sein und ihn wirklich erleben konnten sie nur dort.

Auch im neuen Bund wohnt Gott im Tempel, allerdings in dem, den Jesus innerhalb von 3 Tagen wieder aufbauen wollte. Wer Gott tatsächlich in seiner ganzen Intensität begegnen will, wird um die Gemeinde nicht drumrum kommen.

Zusammenfassung

Jesus wollte auf den Felsen „Petrus“ eine Gemeinde bauen, und zwar ganz offensichtlich eine, in der man Liebe leben kann und an die man Briefe schreiben kann. Denn alle Briefe des Paulus (außer Philemon) gehen an oder über Gemeinde. Wobei Gott natürlich überall ist und an jedem Ort Gebete erhören kann. Aber ihm wirklich begegnen will, muss dahin gehen, wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind.