Die 10 Gebote

Man hört es oft, dass Menschen behaupten, dass sie die 10 Gebote einhalten und das dann für eine moralisch hochstehende Leistung halten. Oder dass die Kirche auf die Bedeutung der 10 Gebote für ein christliches Leben pocht.

Dieser Artikel handelt davon, dass die 10 Gebote nicht etwa ein Glanzlicht christlicher Lebensweise darstellen, sondern das unterste Niveau sind, auf dem Zivilisation gerade noch möglich ist. Die 10 Gebote sind nicht etwa ein hoher ethischer Anspruch, sondern die letzte Stufe, bevor eine Gesellschaft ins bestialische abrutscht.

Du sollst nicht töten

Eine Gesellschaft, in der das Töten anderer Menschen nicht verboten ist, kann ja wohl kaum existieren. Selbst ein Löwe tötet keinen anderen Löwen, sonst wären die Löwen nämlich längst ausgestorben.

Wenn es erlaubt wäre, einen anderen Menschen zu töten - wenn es zumindest nicht verboten wäre - wie soll man denn unter solchen Umständen mit anderen Menschen zusammenleben?

Du sollst nicht stehlen

Eine Gesellschaft, in der Eigentum nicht garantiert wird, kann nicht existieren. Denn dann gälte das Recht des Stärkeren, und wer der Stärkere ist, kann sich nehmen, was er will. Darum ist Diebstahl in keiner Gesellschaft auf diesem Planeten erlaubt, auch in denen nicht, die nun wirklich nicht im Verdacht stehen, Vorreiter christlicher Werte zu sein.

Du sollst gegen Deinen Nächsten nicht als falscher Zeuge aussagen

Denn wenn es in einer Gesellschaft akzeptiert wäre, dass ein Mensch einen anderen Menschen vor Gericht zerrt, obwohl der andere nichts getan hat, und sofern man dann noch zwei Leute findet, die einem was schuldig sind und die ebenfalls gegen den Angeklagten aussagen - wenn so etwas in einer Gesellschaft akzeptiert wäre, dann wäre wiederum jeder des anderen potentieller Feind.

Und darum wird der Meineid auch so gründlich bestraft. Weil vor Gericht die Wahrheit zu sagen nämlich nicht eine hohe moralische christliche Leistung ist, sondern das allerniedrigste Niveau, das gegeben sein muss, damit ein menschliches Miteinander funktionieren kann.

Du sollst nicht begehren Deines Nächsten x, y und z.

In einer Gesellschaft, in der Habsucht, Missgunst und Neid zum akzeptierten Standard gehören, lebt es sich ja nicht viel besser als in der Hölle. Wenn mit der Hochzeit der Kampf gegen die Nebenbuhler nicht etwa zu Ende ist, sondern erst richtig anfängt und ein Leben lang anhalten wird, und wenn jede Art von Besitz die Atmosphäre durch die hervorgerufene Gier vergiftet, dann ist Auswandern wohl die beste Alternative.

Ehre Deinen Vater und Deine Mutter

Eine Gesellschaft, in der die Alten den Jüngeren schutzlos ausgeliefert sind - sei es, dass die Jüngeren den Älteren alles wegnehmen, sobald sie die Stärkeren sind, oder sei es nur, dass die Jüngeren die Älteren einfach ignorieren und sie im Alter verhungern und erfrieren lassen - also kurz gesagt: Eine Gesellschaft, in der der Generationenvertrag nicht funktioniert, kann auf Dauer nicht existieren.

Und Gott war vor 3400 Jahren gerade dabei, ein Gesellschaftssystem mit langjähriger Haltbarkeit zu installieren. Da musste er dafür sorgen, dass nicht nach der 3.Generation Schluss ist, weil niemand mehr Eltern werden wollte.

Du sollst nicht ehebrechen

Wenn es nicht eine Basiseigenschaft der Ehe ist, dass sie nicht brechbar ist, dann ist die Institution "Ehe" überflüssig. Eine Ehe, die brechbar ist, ist genauso gut wie eine Nicht-Ehe.

Grundlegender Sinn der Ehe ist es, dass beide Partner sich ihrer sicher sein können, sowohl was die Beziehung angeht als auch was das Geld angeht. Denn eine Ehe ist halt auch eine Versorgungsgemeinschaft. Und zum Sinn der Ehe gehört auch dazu, dass die Kinder sich ihrer Eltern sicher sein können.

Das Halten der ehelichen Treue berechtigt also keineswegs zum Tragen eines Heiligenscheins, sondern das ist das niedrigst mögliche Niveau, damit eine neue Generation heranwachsen kann.

Du sollst keine anderen Götter neben mir haben

Jede Gesellschaft braucht eine Führung. Und weil Israel ein Gottesstaat werden sollte, sollte Gott ihr König werden.

Und dass man dem Gott, der König des Landes ist, nicht einfach einen zweiten Gott zur Seite stellt, weil man denkt, der Gott Israels ist nicht gut genug, der kann's nicht richtig, den kann man das nicht alleine machen lassen, sollte selbstverständlich sein. Dass man einem Gott, der zu diesem Zeitpunkt längst bewiesen hat, dass er ein Volk aus Ägypten herausführen kann und einer der mächtigsten Könige der Erde, nämlich der Pharao, es nicht verhindern konnte - dass man zu einem solchen Gott nicht sagt, dass er nicht gut genug ist und nicht fähig genug und dass man ihm den Job nicht zutraut und dass man darum noch einen Zweitgott und einen Drittgott dazunimmt - das ist nicht etwa ein Highlight religiöser Lebensführung, sondern die Mindestanforderung an eine funktionierende Staatsführung. Kein Regierungschef dieser Welt duldet einen zweiten Chef in seinem Sessel, und kein Orchester zwei Dirigenten gleichzeitig.

Staatsgesetz für politische Dilettanten

Als die Israeliten Ägypten verließen, um einen eigenen Staat zu gründen, hatten sie keinerlei politische Erfahrung und keine brauchbaren Vorbilder. Der einzige Staat, den sie kannten, war Ägypten, und da konnte der Pharao bestimmen, dass alle hebräischen Säuglinge getötet wurden, und niemand konnte etwas gegen diese Entscheidung tun. Und die Nachkommen des Mannes, der Ägypten einst vor dem Untergang bewahrt hatte, konnte man zu Sklaven machen, wenn es einem gefiel. Ägypten war weit davon entfernt, auch nur ein Rechtsstaat zu sein und taugte als Vorbild für den Gottesstaat in keinster Weise.

So gab Gott seinen Leuten ein Staatsgesetz, damit sie überhaupt miteinander leben konnten. Dieses Staatsgesetz war zu seiner Zeit sicher recht ambitioniert, kann aber in unserer heutigen Lage keineswegs als kultureller Höhenflug gewertet werden. Schon Jesus hat vor 2000 Jahren gesagt, dass diese Gebote keineswegs ausreichen, um Gott zu gefallen.

Das Halten der 10 Gebote ist nicht im Entferntesten eine hohe ethische Leistung, sondern es ist das unterste Niveau vor der Anarchie.