Begegnung mit Gott: Die Alternative zur Musik.
Der zerrissene Vorhang im Tempel war ein eindrucksvolles Zeichen: Gott wird auf die Menschheit losgelassen.
Jahrhundertelang war Gott umgeben von einer dicken Mauer. Gott wohnte im Allerheiligsten des Tempels.
Die Israeliten konnten Gott besuchen.
Und das war sicher etwas Besonderes, Gott so nahe sein zu können wie im Vorhof des Tempels. Darum sagte David auch, dass ein Tag in Gottes Vorhöfen besser ist als 1000 andere Tage (Psalm 84,11).
Aber Gott wirklich begegnen, das konnte der normale Israelit nicht.
Wie gesagt: Da war immer diese dicke Mauer.
Sicherlich: David ist Gott so nahe gekommen wie sonst kein anderer, und einige der Propheten hätten gelegentlich gerne mehr Abstand zu Gott gehabt – denen war Gott schon sehr nahe gekommen.
Aber der normale Israelit schaffte es bis zum Brandopferaltar – sofern er ein Mann war.
Für Frauen war schon eine Etage vorher Schluss.
Die Veränderung
Und dann kam Jesus und hat mit der Gesamtheit seines Lebens diese Trennung von Gott und Menschen überwunden.
Der Mensch musste nun kein Sünder mehr sein, und damit gab es auch keinen Grund mehr, warum er nicht mit Gott per Du und ganz nah beieinander sein konnte.
Anders gesagt: Gott konnte jetzt im Menschen leben. Weil da keine Sünde mehr war.
Die Wirkung, die daraus entstand, nennen wir „Heiliger Geist“.
Der Heilige Geist ist die Instanz Gottes, die in mir wohnt und die mir deshalb jeden Zugang zum Himmel und zu den Ressourcen des Himmels ermöglicht.
Und so sehen wir in den Teilen des Neuen Testamentes, welche die Zeit nach der Auferstehung Jesu behandeln, jede Menge direkte Interaktion mit Gott.
Oder auch jede Menge Handeln Gottes in und durch die Menschen.
Im Gottesdienst besonders
Wenn die Gemeinde zusammen kommt, ist sie nicht nur Gemeinde.
Sie ist auch der Leib Christi.
Sofern der Kopf des Leibes Christi ebenfalls anwesend ist und die Gemeinde sich ihres Seinszustandes bewusst ist, ist in diesem Moment die ganze Macht des Christus und alle himmlischen Ressourcen und alle Möglichkeiten des Gottesreiches verfügbar.
Hier und jetzt, an diesem Ort.
In Matthäus 18,19+20 wird diese Macht beschrieben, und der Seinszustand der Gemeinde wird „in Jesu Namen versammelt“ genannt.
Nicht „wegen Jesus versammelt“. Sowas ist nett, aber nutzlos.
Die Gemeinde muss in Jesu Namen zusammen sein, mit seiner Vollmacht, und damit mit seiner Macht.
In solchen Momenten kann man sagen, dass die Gemeinde der Ort ist, wo Gott am göttlichsten ist.
Die Gemeinde ist dann der Ort, wo man Gott auf eine Art und Weise begegnen kann, die jeder Beschreibung spottet.
Matthäus 18, 19+20 beschreiben diesen Zustand, und auch 1.Korinther 14 weiß etwas von den Wirkungen solcher qualitativ hochwertiger Gottesdienste.
Wovon der Israelit nur träumen konnte, das wird in der Gemeinde wahr: Die direkte, unmittelbare Begegnung mit Gott.
Die Alternative zur Musik
Die Apostelgeschichte und der 1.Korintherbrief geben uns ein einigermaßen anschauliches Bild solcher Gottesdienste, in denen Gott auf diese ganz besondere Art und Weise anwesend ist, so dass man Gott begegnen kann wie sonst nirgendwo.
Und das Neue Testament beschreibt uns auch die Vorgänge oder Methoden, die zu einer überaus krassen Anwesenheit Gottes führen.
Alle diese Vorgänge sind übernatürlich und mit herkömmlichen Mitteln nicht hinzubekommen:
Beten, dass die Erde bebt; Prophezeiungen; Weissagung; Reden in fremden Sprachen; Lehre in Vollmacht; Sprechen des Heiligen Geistes zu ganzen Menschengruppen.
Und so weiter.
Nur eins fehlt: Die Musik oder der Gesang.
Außer bei Paulus im Gefängnis in Philippi wird dieses nicht erwähnt.
Obwohl die Gemeinden ganz bestimmt gesungen oder auch musiziert haben.
Schon allein deshalb, weil manchmal Musik die beste Art ist, um auszudrücken, was man über Gott denkt oder fühlt.
Aber Musik als Mittel oder Methode, um Gott zu begegnen, das kommt im Neuen Testament nicht vor.
Logisch.
Weil Musik etwas Natürliches ist, und die Wege, um Gott zu begegnen, sind alle übernatürlich.
(Kommen Sie jetzt nicht mit „ich begegne Gott im Wald“. Der Spruch ist alt und abgelutscht und bereits tausendfach geistreich kommentiert.)
Gottesbegegnung in der biblischen Gemeinde hat mit Musik absolut nichts zu tun.
Gottesbegegnung hat mit Heiligem Geist zu tun, und dessen Wirkungen und Methoden sind immer übernatürlich.
Es ist nämlich nicht der Geist von James Blunt oder Johann Sebastian Bach.
Warum Musik einfacher ist
In den meisten heutigen Gemeinden wissen die Gläubigen nichts von Vollmacht.
Die glauben z.B., dass „im Namen Jesu beten“ bedeutet, dass sie an ihre mehr oder weniger egoistischen Gebete die Zauberformel „in Jesu Namen Amen“ dranhängen.
Folglich ist natürlich auch nichts mit Weissagung, und Prophetie besteht dann daraus, dass man ein Bild gesehen hat und nicht weiß, für wen es ist, aber es ist mit einem Baum und einer Wiese.
Das Problem ist, dass man für die besondere Anwesenheit Gottes im Gottesdienst schon eine deutliche Hingabe und eine entschiedene Heiligkeit haben muss.
Und man kann über die Anwesenheit Gottes selbst dann noch immer nicht verfügen.
Über Musik kann man verfügen. Ein paar gute Musiker, und zack!, da ist sie.
Die dazugehörige Stimmung im Gottesdienst ist etwas schwieriger herzustellen, aber an dieser Schraube kann man zumindest drehen.
Gott jedoch ist souverän. Unbestechlich. Nicht manipulierbar.
Da kommt dann der Besucher in den Gottesdienst, und Gott ist nicht da.
Weil Sünde in der Gemeinde ist.
Oder weil das Gebetsniveau so niedrig ist, dass man Gott mit derartig lauwarmen Gelaber nicht bewegt.
Und es gibt Leute, die merken das, ob Gott in dieser besonderen Weise da ist oder nicht. (Zugegeben: Besonders viele solche Leute gibt es nicht.)
Peinlich, peinlich. Oder sogar erschreckend.
Da ist eine reguläre ausgedehnte Lobpreiszeit wirklich praktischer.
Denn die Musik und die Stimmung haben Sie in der Hand.
Gott nicht.
Resümee
Wenn Sie in Ihrer Gemeinde exzellente Musik haben, dürfen Sie sich darüber freuen. Genauso wie Sie sich über die schönen Gardinen freuen dürfen oder über die gekonnte Beleuchtung.
Es gibt keinen Grund, im Gottesdienst auf Qualität zu verzichten. Unser Bestes für sein Größtes.
Aber wenn Sie tatsächlich Gott begegnen wollen und nicht nur Ihren eigenen großen Gefühlen, dann brauchen Sie etwas anderes als Musik.
Dann brauchen Sie Übernatürliches.
Und der Heilige Geist, der braucht sicher einiges. Aber Musik braucht der niemals und für nichts.