Begegnung mit Gott: Des Teufels Musik

Musik, und zwar qualitativ vorzeigbare Musik, ist aus dem modernen Gottesdienst nicht mehr wegzudenken.

Es spricht erstmal auch nichts gegen Musik.

Im Alten Bund gab es extra Tempelmusiker, und Jesus hat nach der Einsetzung des Abendmahls, also am Ende des Passahmahls, die dazugehörenden Loblieder ordentlich (oder sogar inbrünstig) gesungen.

Wenn Sie also Musik oder Gesang im Gottesdienst schön finden, dann sind Sie auf der richtigen Seite.

Genauso wie die Leute, die Musik nervt. Der Dichter Wilhelm Busch hat schon gesagt: „Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden.“ Wenn Ihnen Musik auf den Wecker geht: Bleiben Sie standhaft!

Das Problem mit der Musik im modernen Lobpreisgottesdienst besteht darin, dass sie das Mittel sein soll, um Gott zu begegnen.

Angeblich.

In Wahrheit empfinden die Leute, denen bei der Lobpreismusik das Herz aufgeht, in einem Konzert mit Tim Bendzko oder Bruce Springsteen (oder bei Bach oder Haydn, je nach Geschmack) genau das gleiche intensive Gefühl.

Diese Leute sind für die Atmosphäre mit guter Musik und guter Gemeinschaft sehr empfänglich.

Ist ja auch schön. Gibt es nichts dran zu meckern.

Unsere Gemeindeleiter erzählen den Leuten aber, sie würden jetzt Gott begegnen.

Und da fangen die Probleme an.

Denn die Leute begegnen in einem solchen gelungenen Anbetungs- und Lobpreisteil nicht Gott. Sondern sie begegnen sich selber.

Sie begegnen ihren eigenen großen Gefühlen.

Was nicht zu bemängeln ist. Dafür ist Musik ja schließlich da. Dass sie mir eine Gefühlswelt eröffnet, zu der ich sonst nur schwierig Zutritt hätte.

Wenn man jetzt aber sagt, die Leute würden in diesen großen Gefühlen Gott begegnen, dann macht der Teufel den Schampus auf.

Er hat was er will.

Die Leute gehen nach dem Gottesdienst nach Hause und sagen: „Heute im Lobpreisteil war mir Gott ganz nah.“

Und sie denken, nun haben sie es. Ziel erreicht. Gesegnet bis zum Abwinken. Keine weitere Aktion nötig. Heilig, heilig, heilig.

Eine wirkliche Begegnung mit Gott werden diese Leute nicht mehr anstreben.

Eine Begegnung, wie Abraham sie hatte.

Oder Paulus auf diesem Schiff auf der Reise nach Rom.

Oder Petrus auf diesem Dach in Joppe.

Solche echten Begegnungen mit Gott gehören zu den schlimmsten Dingen, die man dem Teufel antun kann.

Denn das war letztlich der Sinn von Jesu Tod und Auferstehung, dass er solche Begegnungen zwischen Sündern und Gott ermöglichen wollte.

Garten Eden reloaded.

Und wenn der Teufel das verhindern kann, indem er ein Surrogat liefert, nämlich den Lobpreisteil im Gottesdienst – Schampus, siehe oben.

Die Erweckungsbewegung seit den 90 Jahren hat das Defizit erkannt, das die Gemeinden seit Jahrzehnten mit sich rumschleppten: Den Mangel an persönlicher Begegnung zwischen Gott und Mensch.

Und all den Vineyards und ICFs und Willow Creeks und so weiter gebührt unser Dank dafür, dass sie sich drangemacht haben, diesen Mangel zu beseitigen.

Umso bedrückender, dass schon in der zweiten Generation dieser Gemeinden nur noch eine schöne, aber leere Methode übriggeblieben ist.

Der Hinweis für Musikhasser

Wenn Sie im Gottesdienst den Lobpreisteil als das Langweiligste von allem empfinden (nicht nur aufgrund der endlosen Wiederholungen), und wenn man Ihnen deshalb eingeredet hat, sie könnten Gott nicht begegnen, wenn Sie nicht Ergriffenheit ergreift bei E-Gitarre und Cajon – lassen Sie sich nicht irre machen.

David hat zwar Musik gemacht und nicht mal schlecht, und die Psalmen sind wohl zu Musik vorgetragen worden, aber alle Begegnungen zwischen Paulus und Gott sind frei von Musik – außer bei der Zerstörung eines Gefängnisses. Abraham hat nicht gesungen und Jakob auch nicht, Jeremia hat nicht musiziert und Hesekiel auch nicht, Petrus nicht und Kornelius wohl auch nicht.

Die Begegnung mit Gott ist der Sinn dessen, was Jesus für uns getan hat.

Aber sie ist vollkommen unabhängig von Musik oder nicht Musik.