Blut in der Bibel: Funktionen
Das Blut von Tieren als Vertretung für das Blut von Menschen hatte im Alten Testament verschiedene Funktionen, die man ordentlich voneinander trennen muss:
Das Blut des Bundes
Wichtige Verträge wurden in alter Zeit mit Blut geschlossen. Damit sollten diese Verträge besonders bindend sein,
- weil beide Parteien sich bei ihrem Leben auf den Vertragsinhalt verpflichteten
- weil beide Parteien damit praktisch „Blutsverwandte“ wurden.
Dieses Vorgehen stammt ursprünglich von außerhalb der Bibel. Bekannt ist es uns u.a. durch die Blutsbruderschaft bei Karl May und durch Goethe. Mephisto lässt sich von Faust ihre Abmachung mit Blut unterschreiben und sagt dazu: „Blut ist ein ganz besonderer Saft“.
Im Alten Testament werden gelegentlich Bünde geschlossen und dabei ein Schlachtopfer gebracht, also Blut vergossen. Z.B. der Bund zwischen Jakob und Laban Genesis 31,54.
Ebenso wurde der Bund zwischen Israel und Gott am Sinai mit Blut besiegelt, wobei die Hälfte des Blutes auf Gott (vertreten durch den Altar) gespritzt wurde und die andere Hälfte auf das Volk. Nachzulesen in 2.Mose 24,8. Das Blut heißt dort explizit „Blut des Bundes“.
Und von diesem Ritus her versteht sich auch die Aussage Jesu über das Blut des neuen Bundes (z.B. in Matthäus 26,28).
Das Blut der Reinigung
„Reinigung“ hatte im Alten Testament primär nichts mit Sünde zu tun!
Sondern kultische Unreinheit entstand vor allem durch Vorgänge, bei denen in irgendeiner Form Lebenskraft verloren ging oder vermindert wurde. Das waren der Verlust von Eizelle oder Samen beim Menschen, die Geburt eines Kindes (die Mutter verlor Lebenskraft und wurde unrein, nicht das Kind), gewisse Krankheiten und Eiterfluss, das Berühren von allem Toten und Aussatz, sofern er nicht total war.
Kultische Unreinheit trennte von Gott, ermöglichte keine Beziehung zu ihm und damit auch keine Sündenvergebung (weil man kein Sündopfer bringen konnte).
So war das, was der Hohepriester am Versöhnungstag (3.Mose 16) innerhalb des Tempels tat, eine Reinigung des Volkes und des Heiligtums von seiner prinzipiellen Unreinheit, also von seiner prinzipiellen Unfähigkeit, Gott begegnen zu können. Diese Reinigung geschah durch zweierlei Blut. Die faktischen Tatsünden der Menschen wurden aber durch den Sündenbock vergeben, der nicht getötet wurde.
Das Blut der Sündenvergebung
Die Bibel geht davon aus, dass im Blut das Leben ist – die „Seele“. Darum war den Israeliten jede Form von Blutgenuss bei Todesstrafe verboten, denn das Leben gehört Gott.
Wenn aber im Blut das Leben ist, dann kann man zum Zwecke der Sündenvergebung Leben gegen Leben tauschen. Das Blut des Tieres als Ersatz für mein eigenes Blut und damit mein eigenes Leben.
Beim Sündopfer wurde das Blut des geopferten Tieres besonders nah zu Gott gebracht: Je nachdem, wer der Sünder war, wurde es in Richtung Allerheiligstem (also direkt in Gottes Richtung) gespritzt (und zwar sieben mal), oder das Blut wurde an die Hörner des Räucheraltars und an seine Füße gegossen, der direkt vor dem Vorhang, also am nächsten an Gott dran stand.
Das Blut des Sündopfers reinigte dabei den Menschen von unbeabsichtigter Schuld, das Blut des Schuldopfers von der Schuld, die durch Verbrechen gegen Gott oder Menschen entstanden war.
Das Blut Jesu
Das Blut Jesu vereinigt alle Funktionen des Blutes des Alten Testamentes in sich.
Und es toppt die alttestamentlichen Funktionen, indem es jede dieser Funktionen so perfekt erfüllt, dass sie niemals wiederholt werden müssen.
Ein Opfer = sämtliche Funktionen für alle Zeit erledigt.