"Erhörliches Beten" oder "vollmächtiges Beten" oder "Beten in Vollmacht" ist die fromme Ausdrucksweise dafür, dass jemand so beten kann, dass Gott seine Gebete mit Sicherheit erhören wird.

Inhaltsverzeichnis:

Recht und Gnade

Einer der Schlüssel für diese Fähigkeit ist es, dass man weiß, dass Gott den Gläubigen jede Menge Rechte eingeräumt hat. Diese Rechte kann man bei Gott einfordern, und da es "Rechte" sind und nicht etwa unverbindliche Zusagen, muss Gott sie einem auch gewähren.

Einer der Schlüsselverse zu diesem Thema steht im Zusammenhang mit der Geschichte von der bedrängten Witwe und dem ungerechten Richter in Lukas 18. Der Anwendungssatz am Ende der Geschichte dort lautet:

Lk 18,7-8
7 Gott aber, sollte er das Recht seiner Auserwählten nicht ausführen, die Tag und Nacht zu ihm schreien, und sollte er es bei ihnen lange hinziehen?
8 Ich sage euch, dass er ihr Recht ohne Verzug ausführen wird. Doch wird wohl der Sohn des Menschen, wenn er kommt, den Glauben finden auf der Erde?
Nein, wird er nicht.

 

Das Vertrauen darauf, dass Gott seinen Leuten Rechte eingeräumt hat, die sozusagen einklagbar sind, findet Gott auf dieser Erde nur selten. Denn die Gläubigen sind so dermaßen in einer falschen Demut gefangen, dass man an dieser Stelle oft den Satz hört, dass die Gläubigen es niemals wagen würden, solche Gedanken über Gott zu denken, geschweige denn so mit Gott zu reden.

Und außerdem: Ist nicht alles Gnade?

Wenn Gott uns ein Recht einräumt, geschieht das natürlich aus Gnade. Wir können uns irgendwelche Ansprüche bei Gott nicht erarbeiten oder verdienen. Niemand kann Gott zwingen, dass er einem ein Recht einräumt. Aber wenn Gott uns das Recht einmal eingeräumt hat, dann ist es eben ein Recht. Zwar ursprünglich aus reiner Gnade erlassen, aber in dem Moment, wo es erlassen wurde, ist es ein Recht und nicht mehr eine unverbindliche Möglichkeit.

Das ist übrigens in der Politik genauso: Ob unsere Regierung ein Gesetz erlässt und damit Rechte einräumt oder beschneidet, liegt in ihrer souveränen Entscheidung. Hat sie das Gesetz aber erst erlassen und die Rechte eingeräumt, dann ist sie selber an dieses Gesetz gebunden.

Dass so etwas ein "Recht" wird und nicht ein "Vielleicht", hängt mit der Festigkeit von Gottes Wort zusammen und mit Gottes Treue und Zuverlässigkeit. Bekanntlich ist Gottes Wort sehr viel haltbarer, zuverlässiger und strapazierfähiger als die Gesetze der Bundesrepublik Deutschland - und die gehören schon zu den besten der Erde! Gottes Wort, so sagten die Gläubigen früher, ist "unverbrüchlich". Wenn Gott etwas sagt, dann beschreibt das normalerweise nicht eine Möglichkeit, sondern dadurch, dass Gott es sagt, wird es eine Tatsache.

Ein Beispiel

Wenn es in Römer 8:28 heißt, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten mitwirken, dann handelt es sich hierbei um ein Recht. Gott hat es so beschlossen, also ist es so, also kann ich mich darauf verlassen - und wenn ich jetzt das Gefühl habe, dass die Situation, in der ich gerade stecke, überhaupt nicht zu meinem Besten mitwirkt, dann kann ich Gott darauf hinweisen, dass er das gesagt hat und kann es einfordern und von Gott verlangen, dass er diese seine Zusage einhält.

Ja, ich weiß schon: "Ein demütiger Christ redet so nicht mit Gott". Eben doch. So hat die Frau mit der behinderten Tochter mit Jesus geredet (sie hat ihn an das Recht der Hunde erinnert), so hat der Hauptmann von Kapernaum mit Jesus geredet (er hat Jesus an die Rechte erinnert, die Jesus bei Gott hat parallel zu den Rechten, die der Kaiser dem Hauptmann eingeräumt hat), und Jakob bekam den Namen "Israel", weil er sich weigerte, Gott gehen zu lassen, ehe er den Segen Gottes hatte, den Gott ihm vor dem Exil versprochen hatte.

Den Willen Gottes kennen

Natürlich kann man auch darum beten, dass es kleine grüne Hunde regnet. Verboten sind solche Gebete nicht. Aber man weiß von vornherein, dass sowas kaum etwas mit dem Willen Gottes zu tun hat. Gott hat nie gesagt, dass er kleine grüne Hunde regnen lassen will. Es wird also vermutlich auch nicht passieren.

Wenn man aber weiß, was Gott will, und ihn dann genau darum bittet - das Vaterunser hat das ziemlich weit vorne: "Dein Wille geschehe" - wenn also Gott etwas will, und ich will es auch - wer könnte dann dieser Sache noch im Wege stehen? Wer könnte diese Sache noch verhindern?

Allerdings ist es dazu wichtig, wirklich zu wissen, was Gott will. Denn wenn ich mir einbilde, Gott will das, oder wenn ich dringend will, dass Gott das will, obwohl Gott das ganz und gar nicht will, dann funktioniert es natürlich nicht. Voraussetzung hierzu ist also, Gott wirklich zu kennen und zu verstehen. Sich nicht vom eigenen Wunschbild leiten zu lassen, sondern von den Tatsachen. Ohne gründliche Bibelkenntnis und eine starke Beziehung zu Gott läuft da nichts.

Ausdauer

Eine Viertelstunde "Stille Zeit" am Tag - sofern nichts dazwischenkommt - ist unzureichend und zu wenig.

Punkt.

Wenn das, was Du von Gott willst, eigentlich nicht so wichtig ist, dann vergiss es. (Warum sollte es Gott wichtig sein, wenn es Dir nicht wichtig ist?)

Gesamtpaket

Dass Gott meine Gebete mit Garantie erhört, ist nur einer von mehreren Teilen meiner Beziehung zu Gott, die alle zusammen gehören. Wenn eine Komponente stark fehlerhaft ist, werden die anderen auch nicht funktionieren.

Kurz gesagt: Zu erwarten, dass Gott meinen Willen tut, wenn ich seinen nicht tue, ist schon arg blauäugig.

Zu erwarten, dass Gott meine Rechte respektiert, wenn ich seine mit Füßen trete, ist gewagt.

Einige Bibelstellen über "erhörliches Beten"

Matthäus 7,7-8
7 Bittet, und es wird euch gegeben werden; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es wird euch geöffnet werden!
8 Denn jeder Bittende empfängt, und der Suchende findet, und dem Anklopfenden wird geöffnet werden.
Johannes 14,13-14
13 Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das werde ich tun, damit der Vater verherrlicht werde im Sohn.
14 Wenn ihr mich etwas bitten werdet in meinem Namen, so werde ich es tun.
Johannes 15,7
7 Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch geschehen.
Markus 11,24
24 Darum sage ich euch: Alles, um was ihr auch betet und bittet, glaubt, dass ihr es empfangen habt, und es wird euch werden.