Das Besondere am Neuen Bund
Eigentlich ist es anmaßend.
Das Besondere am Neuen Bund in einem einzigen Artikel darstellen zu wollen.
Aber nun denn: Hier kommen die wichtigsten Punkte.
Direkt und unmittelbar
Im alten Bund war die Beziehung zwischen Gott und Menschen nur indirekt möglich.
Gott und Mensch konnten nicht direkt zusammenkommen, weil die Sünde des Menschen durch die zahlreichen Opfer im Tempel zwar soweit vergeben war, dass er mit Gott im gleichen Land leben konnte, aber nicht in dem Maß, dass der Mensch direkt mit Gott zusammenkommen konnte.
Einfach gesagt: Gott und Menschen waren sich nicht ähnlich genug. Auch wenn der Mensch nach dem Bilde Gottes geschaffen war, war zuviel teuflisches im Menschen, als dass er in Gottes Gegenwart hätte treten können.
- Also sprach Gott nicht direkt zu den Menschen, sondern indirekt: Er ließ aufschreiben, was er sagen wollte, und das wurde den Menschen dann vorgelesen.
- Oder Gott sagte es einem Propheten, und der Prophet sagte es dann demjenigen, für den die Botschaft gedacht war.
- Wenn man Gott etwas bringen wollte, musste man es dem Priester bringen. Und der brachte es dann vor Gott.
- Wenn man betete, funktionierte das nur ordentlich, wenn die Priester im Tempel ein Rauchopfer am Laufen hatten, das die Gebete vor Gott zu einem Wohlgeruch machten. Die Gebete mussten praktisch über den Tempel laufen, nicht direkt zu Gott.
- Segen und Gottes Liebe gab es nur indirekt. Wenn Gott jemanden segnen wollte, bekam derjenige eine reiche Ernte, politischen Frieden, viele Kinder, langes Leben und was sonst noch zu einem glücklichen Leben gehörte. Dass diese Dinge von Gott kamen, musste der Gläubige glauben. Denn in den Nachbarländern kam so ein gelungenes Leben natürlich auch vor, aber dort war es auf andere Faktoren als auf Gott zurückzuführen.
Gott selber war für den normalen Gläubigen nicht wahrnehmbar. Gott war vollkommen unsichtbar, unhörbar, unmerkbar, und der durchschnittliche Gläubige kam niemals direkt mit Gott in Kontakt. Spätestens an der Tempelmauer war Schluss.
Das hat sich mit Jesus geändert.
Änderung durch Jesus
Während Jesus auf der Erde war, konnte man Gott in Palästina direkt begegnen, denn Jesus war auch Gott, was mit seinen vielen übernatürlichen Handlungen und mit seinen „Worten ewigen Lebens“ belegt wurde.
Nachdem Jesus gestorben war, hat man diesen direkten Zustand natürlich nicht wieder rückgängig machte und alles wieder auf indirekt und mittelbar zurückgestellt.
Sondern Jesus war ja extra dafür gekommen, dass er zeigen sollte, dass nun eine neue Zeit angebrochen war, in der man Gott direkt und unmittelbar begegnen kann.
Darum ist Pfingsten so wichtig, denn dort gab es den Heiligen Geist, der die Defizite des alten Bundes beseitigte und eine direkte und unmittelbare Beziehung zu Gott möglich machte.
Deshalb heißt es bei Jeremia (31,34), dass dann jeder Gott direkt und persönlich erkennen wird, dass also die Beziehung zu Gott nicht mehr von Priestern, Propheten und anderen Vermittlern abhängig ist. Deshalb sagt Jesus „meine Schafe hören meine Stimme“, weil man jetzt selber etwas hören kann und nicht warten muss, bis der Prophet etwas hört.
So kommt es, dass die Apostelgeschichte und die Briefe des Neuen Testamentes immer wieder erzählen, wie Gott seine Anweisung direkt gab und Antworten ohne Umwege ausgespuckt hat. Dieses direkte Reden Gottes mit den Menschen gab es im Alten Bund nur für wenige Personen, welche eben die Mittlerposition zwischen Gott und Menschen innehatten.
Der gravierendste Unterschied zwischen Altem und Neuen Bund ist also der Unterschied zwischen indirekt und direkt, zwischen mittelbar und unmittelbar.
Die Unbrechbarkeit
Dass der neue Bund im Gegensatz zum Alten nicht gebrochen werden kann, steht insbesondere in Jeremia 31,32+33.
Gott verstand seinen Bund mit den Israeliten wie einen Ehebund. Absicht und Ziel war eine Lebensgemeinschaft mit Gott. Die Frage, die unsere heutige Gesellschaft bewegt, ob ein Mann mit einem Mann verheiratet sein kann, muss folglich erweitert werden: Kann ein Mensch mit Gott verheiratet sein?
Diese Lebensgemeinschaft mit Gott musste im Alten Bund vom Menschen hergestellt werden. Und sie musste. Für die Israeliten war das ab der zweiten Generation nach dem Auszug aus Ägypten keine freiwillige Entscheidung. Die Israeliten sollten zwangsverheiratet werden, Gott als der Bräutigam stand bereit, und jetzt wurde von außen die Forderung an den Israeliten herangetragen, er möge bitte die Lebensgemeinschaft mit Gott herstellen.
Selbst wenn der Mensch im Alten Bund die Lebensgemeinschaft mit Gott von sich aus wollte, war er immer noch gezwungen, diese Lebensgemeinschaft u.a. durch das Halten des Gesetzes selber herzustellen. Es war vorauszusehen, dass das aufgrund der vielen Widerstände und Widrigkeiten im Leben nicht gelingen konnte. Das Versagen des Menschen war vorprogrammiert.
Im Neuen Bund gibt es nur noch die freiwillige Verheiratung. Und wenn ein Mensch die Lebensgemeinschaft mit Gott will, dann stellt Gott diese her und nicht mehr der Mensch.
Der Mensch kann sich natürlich prinzipiell gegen jede Verheiratung mit Gott entscheiden. Dann wird diese Entscheidung akzeptiert. Aber wenn ein Mensch die Lebensgemeinschaft mit Gott will, dann wird diese Gemeinschaft von Gott hergestellt und kann damit vom Menschen nicht mehr gebrochen werden. Wenn der Mensch die Lebensgemeinschaft will, hängt diese Lebensgemeinschaft nicht mehr vom Menschen ab. Gott legt diese Gemeinschaft in den Menschen hinein, und damit ist sie unzerstörbar.
Aufgrund der Tatsache, dass die Lebensgemeinschaft ein Geschenk ist und nichts, was der Mensch erarbeiten muss, kann der Mensch an dieser Stelle nicht mehr versagen. Paulus drückt das aus, indem er sagt, dass uns nichts mehr von der Liebe Gottes trennen kann. Unser Versagen oder unser Gelingen hat keinen Einfluss mehr auf die Lebensgemeinschaft mit Gott.
Äußere Bedingungen
Neben dem Unwillen der Menschen konnten im Alten Bund auch äußere Hindernisse hinzukommen, die den Wunsch des Menschen zur Lebensgemeinschaft mit Gott nicht zur Erfüllung kommen ließen:
- Wenn die Bibel nicht gelesen wurde oder gar nicht gelesen werden konnte, z.B. weil die Existenz des Gesetzes überhaupt nicht bekannt war. Es gab immer wieder Generationen in Israel, welche nie ein Wort aus der Bibel zu hören bekamen, einfach deshalb, weil niemand in ihrem Umfeld wusste, dass es das schriftliche Gesetz überhaupt gab.
- Wenn der König die Propheten umbringen ließ, dann war keine Weisung möglich und somit der Mensch auch nicht in der Lage, die richtigen Dinge zu tun, welche die Gemeinschaft mit Gott herstellen konnten. Denn der Mensch wusste ja nicht, welches die richtigen Dinge waren.
Somit ist eine der großen Neuerungen im Neuen Bund, dass der Gläubige nicht mehr von anderen Menschen abhängig ist. Alles, was der Mensch über Gott wissen muss oder mit Gott zusammen tun muss, kann er alleine tun. Das heißt keineswegs, dass „Lehre“ innerhalb der Gemeinde abgeschafft ist. Sie wurde sogar durch die Gnadengaben auf ein übernatürliches Level erhöht. Aber wenn die Lehre in der Gemeinde nicht funktioniert, dann ist die Lebensgemeinschaft des Einzelnen mit Gott nicht bedroht. Im Neuen Bund wird jeder von Gott gelehrt sein (Jes 54,13).
Zusammenfassung
Das Besondere am Neuen Bund ist der direkte Kontakt zwischen Gott und Menschen. Nur so kann der dringende Wunsch, den sowohl Gott als auch Menschen haben, nämlich eine intensive Nähe zueinander, brauchbar umgesetzt werden.
Da das Böse besiegt ist und gleichzeitig der Bund nur als Geschenk Gottes existiert, gibt es niemanden mehr, der diesen Bund gegen den Willen des beteiligten Menschen zerstören kann.