Gottes Bündnisse mit den Menschen 

Es gibt in der Bibel jede Menge Bündnisse, also Abmachungen oder Verträge zwischen verschiedenen Partnern. In diesem Artikel soll es aber nur um die Bündnisse zwischen Gott und Menschen gehen.

1. Der Bund mit Noah

Diesen Bund schloss Gott mit Noah nach dem Verlassen der Arche, als Noah für Gott einen Altar gebaut hatte und offenbar ziemlich viele Tieropfer darauf verbrannt hatte. (Die Diskussion, ob Noah die Tiere nur mit der Arche gerettet hat, um sie hinterher Gott zu opfern, schenken wir uns an dieser Stelle.)

Gott verpflichtete sich in diesem Bund,

  • nie mehr alle Lebewesen durch eine Flut (oder eine andere Maßnahme) zu töten
  • den Menschen die Herrschaft über die Tiere zu geben - Tiere dürfen ab jetzt gegessen werden
  • Noah viele Nachkommen zu geben
Noahs und der anderen Menschen Verpflichtung ist
  • keinen anderen Menschen zu töten (auch Tiere laden dadurch Schuld auf sich)
  • kein Blut zu essen
Das Bundeszeichen für diesen Bund ist der Regenbogen.

 Beschrieben wird dieser Bund in 1.Mose 8:21 - 9:17.

2. Der Bund mit Abraham

Das Bündnis zwischen Gott und Abraham besteht eigentlich aus zwei Teilen.

Der erste Teil steht in 1.Mo 15:7-21. In diesem Bündnis verspricht Gott Abraham, dass Abrahams Nachkommen ein Recht auf das Land Kanaan haben, und dass Gott dieses Recht für sie verwirklichen wird. Gott verspricht Abraham außerdem, dass er in gutem Alter und in Frieden sterben wird und dass seine Nachkommenschaft letztlich unzählbar sein wird.

Dieses Bündnis wurde so geschlossen, wie es bei politischen Bündnissen in der damaligen Zeit üblich war: beide Vertragspartner gingen zwischen den Hälften eines großen Tieres durch. Wobei in diesem Fall nur Gott durch die halbierten Tiere durchging, denn im ersten Teil dieses Bundes wird Abraham zu nichts verpflichtet. Er hatte seinen Teil schon durch den Glauben an Gott getan.

Der zweite Teil des Bündnisses zwischen Gott und Abraham steht in 1.Mose 17. Hier wird der erste Teil des Bündnisses bestätigt, und es kommt hinzu, dass Gott der Gott von Abrahams Nachkommen sein soll. Dazu bedarf es der Zustimmung beider Bündnispartner, und darum wird als von den Menschen zu erbringendes Bündniszeichen die Beschneidung verlangt. (Gottes Bündniszeichen war der Besitz des Landes Kanaan.) Bei diesem Vertragsschluss bekommen Abraham und Sara auch ihre neuen Namen, unter denen wir sie kennen.

3. Der Bund am Sinai

Dieses Bündnis wird nach dem Auszug aus Ägypten am Berg Sinai geschlossen, und zwar zwischen Gott und dem Volk der Israeliten. Dazu erschien Gott sogar dem Volk auf der ganzen Fläche des Berges, was aber so furchtbar war, dass das Volk nicht wollte, dass Gott mit ihm sprach.

Der ganze Vorgang dieses Bündnisschlusses ist beschrieben in 2.Mose, Kapitel 19 bis 24. Gott sagt in diesem Bund zu, dass er Israel im Gegensatz zu allen anderen Völkern zu seinem Eigentum machen will, und das Volk muss zusagen, heilig für Gott zu sein. Was "heilig sein" bedeutet, wird exemplarisch in den 10 Geboten festgelegt.

Zu dieser Vereinbarung gehörte auch, dass das ganze Gesetz dem Volk vorgelesen wurde und das Volk zustimmen musste. Und weil man von Gott schlecht erwarten kann, dass er seinen Namen unter einen Vertrag schreibt, löste man die Frage der Unterschrift so, dass man Gott Opfer auf einem Altar brachte, und die eine Hälfte des Blutes dieser Opfer wurde an den Altar gespritzt, die andere Hälfte auf das Volk. (Die Frage, ob man die Blutflecken hinterher aus den Klamotten wieder rauskriegt, wird hier nicht thematisiert.) Als Teil des Vertragsabschlusses gilt auch ein gemeinsames Essen mit Gott und den 70 Ältesten auf dem Berg.

Ein ausdrückliches Zeichen für diesen Bund gibt es nicht, aber später wurde die Bundeslade als solches verstanden, denn darin lagen die von Gott eigenhändig mit den 10 Geboten beschriebenen Tafeln. Ferner existierte auch ein "Bundesbuch", in das alle Gesetze und Vereinbarungen hineingeschrieben wurden.

Nachdem die Israeliten diesen Bund mit Gott recht schnell im Rahmen der Angelegenheit mit dem goldenen Kalb wieder gebrochen hatten (und der Bund damit eigentlich als erledigt anzusehen war, denn ein Bund, der gebrochen ist, hat seine Gültigkeit für beide Seiten verloren), schließt Gott den gleichen Bund mit Mose nochmal (1.Mose 34), schreibt dazu noch einmal die 10 Gebote eigenhändig auf die Steintafeln und nimmt zusätzlich in die Bestimmungen auf, dass der Bund mit Gott den Bund mit den Völkern des Landes Kanaan ausschließt.

Kurz vor dem Betreten des gelobten Landes, als man schon in Moab war, wurde dieser Bund mit Gott noch einmal erneuert, indem Gott dem Volk sowohl Segen als auch Fluch zur Wahl vorlegte. (Deut 27-29)

4. Der Bund mit Pinhas

Beschrieben ist dieser Bund in 4.Mose 25.

Pinhas war Enkel von Aaron und Sohn des Hohepriesters Eleasar.

Als die Israeliten das erste Mal seit dem Bundesschluss am Sinai in aller Deutlichkeit gegen das erste Gebot verstießen und sich einen Zweitgott neben Jahwe zulegten, nämlich den Baal-Peor, hatte einer der Fürstensöhne Israels die Frechheit, eine Midianiterin mit in das Lager der Israeliten zu bringen, ja sie sogar in sein Zelt zu bringen.

Das war deshalb eine Frechheit, weil Bileam laut 4.Mose 31,15 den Rat gegeben hatte, die Israeliten von ihrem Gott zu trennen, weil sie mit ihrem Gott nicht zu besiegen waren. Und das Mittel für die Trennung von Gott sollten die midianitischen und moabitischen Frauen sein, welche die israelitischen Männer zu ihren heidnischen Gottesdiensten einluden, was auch immer mit religiöser Prostitution verbunden war.

Und dieses Mittel der religiösen Prostitution fand jetzt nicht mehr außerhalb des israelitischen Lagers statt, sondern dieser Fürstensohn hatte es direkt in Gottes Machtbereich eingeführt. Daraufhin hat Pinhas sowohl diesen Mann als auch die midianitische Frau umgebracht – offenbar sogar in flagranti.

Dass Pinhas so resolut und eindeutig gegen den Götzendienst vorging, veranlasste Gott, mit Pinhas einen Friedensbund zu schließen. Dieser Bund beinhaltete neben einem andauernden Frieden mit Gott für Pinhas und seine Nachkommen die dauerhafte Verleihung der hohepriesterlichen Würde und der damit verbundenen Rechte.

Endgültig durchgesetzt hat dieser Bund sich erst seit Salomo. Er hielt dann bis in die Zeit der Makkabäer. Zur Zeit Samuels war Eli Hohepriester, der Nachkomme von Pinhas‘ Onkel Ithamar. Zur Zeit Davids gab es dann zwei Hohepriester gleichzeitig, aus jedem der beiden Geschlechter je einen. Zur Zeit Jesu waren die Hohepriester von den Statthaltern der römischen Regierung eingesetzt und hatten keine legitime Abstammung.

Dieser Bund mit Pinhas wird in Maleachi 2,5 noch einmal lobend erwähnt.

5. Der neue Bund

Der neue Bund, den Jesus mit seinen Nachfolgern geschlossen hat, ist eine Fortsetzung und eine Erfüllung der drei alten Bündnisse. Dabei übertrifft der neue Bund die alten Bündnisse an Inhalt und Qualität bei weitem.

Im neuen Bund werden die Inhalte der alten Bündnisse übernommen, nun aber auf einer nicht-materiellen Ebene. Das Land, das die Gläubigen bekommen, ist jetzt nicht mehr geografisch begrenzt, sondern ein virtueller, teufelfreier Raum. Der Tempel ist kein Gebäude mehr, sondern eine Ansammlung von Menschen, nämlich die Gemeinde. Der Segen besteht nicht mehr in irdischen Gütern, sondern in geistlichen.

Die besondere Ausgestaltung des neuen Bundes ist, dass Gott jetzt selber das Opfer bringt, das im AT immer noch die Menschen bringen mussten. Und weil dieses Opfer weitaus besser ist als alle bis dahin gebrachten Opfer, darum sind auch die Vorteile, die der neue Bund den Gläubigen bringt, weitaus kraftvoller und größer als die Vorteile der alten Bündnisse - und die waren schon enorm! Der neue Bund bringt den Gläubigen eine Nähe zu Gott, die seit Adam und Eva nicht mehr möglich war.

Jesus bezieht sich bei der Einsetzung des Abendmahles, bei der er den neuen Bund verkündet, zum einen auf der Essen des Passahlammes kurz vor der Flucht aus Ägypten ("Dies ist mein Leib"), zum anderen auf das Blut des Bundes von der Bundesschließung am Sinai ("Dies ist mein Blut des Bundes")