Ich nehme von allem das Beste.

Der Spruch stammt von einer Frau, die wir früher als „Lebensberaterin“ bezeichnet hätten. Heute heißt sie natürlich „Life-Coach“ oder führt sonst einen bizarren Phantasietitel.

In einem Interview wurde sie gefragt, nach welchen Regeln sie die Methoden und Maßnahmen auswählt, die das Leben ihrer Klienten besser machen sollen. Ihre Antwort war, dass sie aus allen ihr bekannten Lehren, Theorien und Systemen jeweils die besten Rezepte der jeweiligen Systeme nimmt und diese ihren Klienten nahelegt.

Was sie mit ihrer Aussage meinte, war:

  • Ich nehme vom Christentum die Vergebung.
  • Ich nehme von der Verhaltenstherapie das Erlernen und Verlernen von Mustern.
  • Ich nehme vom Buddhismus den Gleichmut und das Ertragen wechselnder Prozesse.
  • Ich nehme vom Hinduismus die Achtsamkeit.
  • Ich nehme vom Neuro-linguistischen Programmieren die Annahme einer positiven Absicht.
  • Ich nehme vom Taoismus das Feng-Shui.
  • Ich nehme vom Sport das Bewältigen von Niederlagen
  • und so weiter und so weiter und so weiter

Das tut diese Dame dann alles in einen Topf, rührt gründlich um und glaubt nun tatsächlich, sie hätte ein qualitativ hochwertiges Lebenskonzept, welches sie für die Beratung ihrer Klienten einsetzen kann.

Wobei diese „Beraterin“ natürlich viele zahlende Abnehmer für ihr wunderbares Konzept finden wird. Denn sie hat aus all den Weltanschauungen und Theorien das ausgewählt, was ihr am einleuchtendsten war. Und da sie im heutigen Zeitgeist lebt und ihre Entscheidungen von der heutigen Weltmeinung beeinflusst sind, werden andere Menschen, die vom gleichen Zeitgeist beeinflusst sind, natürlich auf die gleichen Methoden und angebliche Lösungen abfahren.Das Beste

Die Zeitgeiststeuerung dieser Dinge erkennt man z.B. daran, dass in der Regel kein Aspekt aus dem Islam oder aus dem Judentum als Bestandteil der Suppe gewählt wird. Diese Strömungen sind in Westeuropa zur Zeit nicht modern, sie werden vom Zeitgeist nicht gehypt. Obwohl diese Religionen selbstverständlich auch hilfreiche und menschenfreundliche Aspekte beinhalten.

Man erkennt die Zeitgeiststeuerung auch, wenn man vergleicht, was die Lebensberaterin vor 40 oder 80 Jahren für ihre erbauliche Suppe gewählt hätte. Die Tugenden unserer Eltern und Großeltern waren andere, also wären Achtsamkeit und Entschleunigung oder Nachhaltigkeit dort nicht vorgekommen. Obwohl die Regeln für ein gutes Leben doch eigentlich immer gleich sein müssten.

Da die Auswahl, welche Eingang in die Suppe findet, sehr dem aktuellen Zeitgeist entspricht, findet die Suppe bei den Kunden der Beraterin großen Anklang. Ihre Inhalte sind eingängig, sie sind für jeden Menschen, der auch nur halbwegs auf der Höhe der Zeit ist, nachvollziehbar. Und zwar ohne großes Nachdenken.

Ein dezenter Fehler

Nach längerem Nachdenken wird vermutlich jeder darauf kommen, dass man das Beste eines komplexen Systems

  1. a) weder von außen erkennen kann
  2. b) noch nach kurzzeitiger Betrachtung oder „Recherche“ entdecken kann.

Ganz egal, welches der am Anfang erwähnten Modelle Sie auswählen, welche Methodik oder Religion oder Lebensanschauung Sie sich aussuchen – was tatsächlich das Beste an den jeweiligen Prinzipien ist, werden Sie vielleicht nach 5 Jahren intensiven Praktizierens herausbekommen.

Noch nicht einmal nach 5 Jahren „beschäftigen mit“. Sondern Praktizieren. „Erfahrung“ heißt das Zauberwort, nicht „Einleuchten“ oder „scheint mir vernünftig zu sein“.

„Erfahrung“ ist deshalb wichtig, weil Sie sonst immer auf der Ebene derer bleiben, die diese Ratgeberbücher oder entsprechende Internetseiten herausgeben. Und die selbstverständlich keines der besprochenen Systeme umfassend ausprobiert haben, sondern selbst auch wieder nur Ratgeberbücher gelesen haben. Und dann aus allen Ratgeberbüchern das Beste … aber das hatten wir ja schon.

Wobei diese Leute natürlich eine gewisse Lebenserfahrung haben. Wenn man das so nennen kann, wenn jemand herausbekommt, dass Vergebung im Leben ein nützliches Werkzeug ist. (Vermutlich käme jede durchschnittliche Bäckereifachverkäuferin irgendwann auf diese Idee. Sogar ohne ein einziges Buch zu lesen.)

Dass Achtsamkeit nicht ganz doof ist, ist keine große Weisheit.

Dass Bescheidenheit im Leben hilft, weiß der Volksmund seit Jahrhunderten. Für die Erkenntnis, dass Hochmut vor dem Fall kommt, brauchen wir keine gut bezahlten Lebensberater.

Alle diese Erkenntnisse sind nicht „das Beste der jeweiligen Systeme“, sondern es sind oberflächliche Weisheiten, die sich auf dem – meist beklagenswerten – Erkenntnisniveau der jeweiligen Influencer bewegen.

Das Gegenbeispiel

Nehmen wir als Gegenbeispiel die ganze Geschichte um diesen Jesus.

(Ich sage mit Absicht nicht „Christentum“. Das meiste, was unter diesem Begriff läuft, hat mit dem Jesus nicht viel zu tun. Vor Jahren waren die Christen im Libanon eine Kriegspartei, und wir kennen die Kreuzzüge und die heutigen Volkskirchen und vieles andere mehr, für das man auch beim besten Willen den Jesus als Gesamtperson nicht einspannen kann.)

Natürlich gehört zu der Sache mit Gott die Vergebung.

Und die Nächstenliebe.

Und die Demut.

Und eine gewisse Gegnerschaft gegen das Böse.

Und nicht soviel Geldliebe.

Aber nichts davon ist „das Beste“ oder kommt diesem Begriff auch nur ansatzweise nahe.

Denn das Beste an der ganzen Sache ist Gott.

Persönlich. Direkt. Ohne Zutaten. Ohne Beiwerk.

Nicht, absolut nichts ist vergleichbar mit Gott. Keine seiner Methoden, keine seiner Errungenschaften, keine seiner Segnungen. Man kann Gott auch nicht durch irgendwelche Methoden, auch nicht durch noch so christliche, ersetzen.

Daraus entstehende Probleme

PlattenwegProblem 1: Gott ist eifersüchtig. Man kann nicht Elemente des Taoismus, des Buddhismus oder sonst einer Lehre neben Gott stellen oder mit Gott in Einklang bringen. Man würde dadurch Gott selbst verlieren.

(Die Begründung hierfür ist übrigens, dass alle anderen Methoden und Lehren zu klein sind. Sie würden Gott begrenzen. Gott „funktioniert“ aber nur, wenn er unbegrenzt sein kann, wie er von Natur aus nun einmal ist.)

Problem 2: Wenn Sie tatsächlich Gott haben, haben Sie immer noch nicht das Beste. Denn jetzt müssen Sie das Beste an Gott finden. Und damit werden Sie Ihr Leben lang nicht fertig werden, denn Sie werden im Laufe der Jahre immer noch etwas Besseres und dann noch etwas Besseres finden. Wenn Sie es richtig machen, werden Sie keinen Nerv, keine Zeit und keine Energie mehr haben für irgendwelche Formen von Yoga oder Feng-Shui.

Problem 3: Bei allen Lehren, Schulen und Methoden werden Sie das Beste nur finden, wenn Sie es absolut, total und vollständig machen. Buddhismus funktioniert nur ganz – oder was dachten Sie, warum Leute ihr ganzes Leben als Mönche dieser Religion verbringen? Wenn es billiger zu haben wäre, wären diese Menschen mit Sicherheit dabei. Es geht aber nicht billiger.

Um diese Dinge aber ganz zu betreiben, brauchen Sie Zeit und Entschiedenheit. Sie müssen diesen Dingen Ihr ganzes Leben widmen. Ein Bier können Sie halb ausgetrunken stehen lassen, und wenn Sie Minecraft nur gelegentlich spielen, macht es auch Spaß. Aber bei Lebenssystemen ist „halb“ immer gleich „gar nicht“. Noch nicht einmal ein teilweiser Kommunismus führt zu brauchbaren Ergebnissen. Das wussten diejenigen, die unter Stalin alle tatsächlichen oder dazu ernannten Gegner des Kommunismus umgebracht haben. Die Säuberungen im Stalinismus haben damit zu tun, dass es nicht funktionieren kann, wenn 30% nicht mitmachen.

Ein besonders krasses Beispiel ist die hochgelobte Dankbarkeit, die als Tugend natürlich von allen diesen Lebensberatern endlos gepriesen wird. Aber die Dankbarkeit der Bibel ist eine Dankbarkeit für alles. Auch für Unfälle, Missverständnisse, Feinde, Wirtschaftskrisen und Krankheiten.

So eine durchschnittliche Dankbarkeit, wo man jeden Abend ein Dankbarkeitstagebuch führt und fünf Dinge reinschreibt, für die man heute dankbar ist, das kriegt jeder Dahergelaufene hin. Das ist aber noch nicht einmal im Ansatz „das Beste der Gotteskindschaft“, aber das Beste an Dankbarkeit bekommt man natürlich nicht hin, weil in einem Sammelsurium von Methoden diverser Lebensanschauungen keine Grundlage besteht für die Dankbarkeit für Terroranschläge.

Woran das Beste hängt

Alles das, was die klugen Zeitgeistreiter als „Tugenden des Christentums“ bezeichnet, funktioniert nur mit einem lebendigen, persönlichen und aktuell anwesenden Gott.

Das haben übrigens auch schon Millionen von Christen mitbekommen, und einige von ihnen haben sogar die richtigen Lehren aus dieser Erkenntnis gezogen und haben sich vom Christentum abgewendet.

  • Man liest in der Bibel „dem Glaubenden ist alles möglich“, aber man merkt am eigenen Leben, dass das nicht stimmt.
  • Man liest von dem grandiosen Sieg Christi, an dem man teilhaben darf, aber man merkt, dass man im Leben dauernd verliert, aber auf jeden Fall nicht siegt. Es gibt zu viele Unentschieden und zu viel hoffnungsloses Aufgeben.
  • Man liest über die Vergebung, und das ist ja auch vernünftig. Aber wenn die Sache schlimm ist, dann bleibt man stecken, denn die wahre Vergebung hängt eben daran, dass Gott mir vergeben hat. Vergebung als Prinzip wird über eine nette Oberflächlichkeit nicht hinauskommen, aber Vergebung als Erlebnis, das wirkt.
  • Man liest von der Liebe, und natürlich ist das besser als Hass und Krieg. Aber wenn man nicht selber die Erfahrung gemacht hat, dass man von Gott geliebt ist, dann wird der Liebe am Ende bei aller Überzeugung die Kraft fehlen.

Jesus hat mal gesagt: Johannes 15,5

5 Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht, denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun.

Und wenn man dann hingeht und sagt:

  • Ich habe die deutsche Staatsbürgerschaft, also gehöre ich zu Deutschland oder zu den Deutschen
  • ich habe eine bestimmte Abstammung, also gehöre ich zu dieser Familie
  • ich bin Christ, also gehöre ich zu Jesus

Dann kommt bei dem dritten nicht viel bei raus.

Die Lebensberaterin hat es nicht.

Die  Lebensberaterin hat gesagt, sie nehme von allen Systemen und Lehrgebäuden das Beste und helfe damit den Menschen, gut zu leben. Aber das ist nicht wahr. Sie hat vermutlich von keinem einzigen System das Beste. Denn:

  • Das Beste ist verborgen. (Gilt für alle Systeme).
  • Das Beste gibt es nur durch Hingabe, Ausprobieren, Erfahrung. (Gilt für alle Systeme.) Auch was überhaupt das Beste an einem System ist, wird man nicht durch intellektuelles Betrachten herausbekommen.
  • Dass es ein System gibt, also eine Gesamtheit von Methoden, weist schon darauf hin, dass vermutlich das System als Ganzes das Allerbeste des Systems ist. (Gilt für alle Systeme.)
  • Das Beste ist eine Person, und alles weitere Gute ist abhängig von dieser Person. Man muss die Person treffen, nicht das System verstehen.

Man muss jemanden kennen, nicht etwas wissen.

Und das unterscheidet die Sache mit Gott von allen anderen Weltanschauungen.

Und darum ist die Sache mit Gott das Beste vom Besten, um das Leben richtig und gut zu führen. Weil man es mit einer Person aus einem Paralleluniversum zu tun hat, die mächtiger, liebevoller und weiser ist als alle Erfinder von Lebenssystemen.

Darum, liebe Frau Life-Coach: Sie stellen Ihren Klienten keineswegs das Beste von allem zur Verfügung, sondern indem Sie therapeutische Kleinteile sammeln, enthalten Sie Ihren Klienten das Beste vor.

Sie nützen Ihren Klienten nicht, sondern Sie schaden ihnen.