Altes Testament: Mythen und Gerüchte

Da die allerwenigsten das Alte Testament mal wirklich gelesen und drüber nachgedacht haben, aber schon viiiiiiiiel darüber gehört haben, gibt es über diesen Teil der Bibel jede Menge Missverständnisse, Mythen und Gerüchte.

Hier finden Sie ein paar in ganz zufälliger Sortierung.

1. Im AT herrschte die Werkgerechtigkeit

Also man wurde von Gott freigesprochen und geliebt wegen vorgeschriebener Handlungen, die man mechanisch aber zuverlässig verrichtete.

Das mag nun bei den Pharisäern so gewesen sein. Darum sind sie ja auch so kräftig mit Jesus aneinander geraten.

Aber von der Schöpfung bis Mose gab es überhaupt keine vorgeschriebenen Handlungen, es gab kein Gesetz und keine Regeln, folglich konnte man sich durch Leistung auch nichts bei Gott verdienen.

Seit Mose gab es dann zwar aufgeschriebene Regeln, aber der am höchsten gelobte Mann im AT war ausgerechnet einer, der gegen jede Menge dieser Regeln verstoßen hatte: David. Der sich aber dadurch auszeichnete, dass er Gott liebte.

Das Gesetz war nämlich in erster Linie gar nicht dazu da, dass man alle Regeln einhielt, sondern die Gebote waren dazu da, dass man verstand, wie Gott ist und wie Gott denkt.

Und auch im AT waren die höchsten Werte Glaube und Liebe. Wie man beim Lesen der Psalmen merken wird.

2. Die Gnade kam durch Jesus.

Größter Unsinn aller Zeiten.

Dass Abraham ausgewählt wurde für bestimmte Aufgaben, war Gnade. Der Mann hatte nichts geleistet, was ihm den Posten als Stammvater der heiligen Familie eingebracht hätte.

In den Propheten spielen sie immer wieder die gleiche Platte, nämlich dass Israel aus Gnade ausgesucht wurde und nicht aufgrund irgendwelcher Verdienste.

Die Psalmen sind voll der Zusage und der Hoffnung auf Gottes Gnade.

Gnade war das hervorstechendste Motiv des alten Bundes.

Seit Jesus wird diese Gnade allen Menschen angeboten, nicht nur genetischen Juden.

Und seit Jesus ist die Gnade stärker in ihrer Wirkung, wuchtiger in ihren Möglichkeiten, weil sie den Himmel öffnet und dem Teufel die rote Karte zeigen kann.

Aber schon im AT war die Gnade unglaublich groß.

3. Jesus hat die Gesetze des Alten Bundes gebrochen. Er war ein Revolutionär.

In Wahrheit hat Jesus kein einziges Gesetz des Alten Testamentes gebrochen. Das war ja gerade, was seine Gegner so gegen ihn aufbrachte und warum sie Lügen erfinden mussten, um ihn letztlich umzubringen.

Jesus hat einige Auslegungen der Pharisäer gebrochen – Heilung am Sabbath, Ähre pflücken am Sabbath, Essen mit den falschen Leuten.

Jesus sagte aber von sich selbst, dass er gekommen ist, das Gesetz zu erfüllen, nicht, es zu brechen (Matthäus 5,18).

Jesus verstand das Alte Testament als etwas ungeheuer Gutes; als das Beste, was es zu seinen Lebzeiten auf der Erde gab. Und durch Jesu Tod und Auferstehung ist das Alte Testament nicht schlechter geworden.

4. Das Neue Testament brachte die Freiheit.

Nein, es war das Alte.

Freiheit von jeder Unterdrückung, Sklaverei und Bevormundung brachte das Alte Testament. Darum lautet das erste Gebot (2.Mose 20,2) so, wie es eben lautet.

Das Gesetz des Mose diente zur Abwendung der Anarchie und vermittelte einen Rahmen, von dem aus der Mensch sich selber beurteilen konnte und ermessen konnte, wie Gott ihn beurteilt. Das Gesetz sollte die Freiheit aller garantieren und der Grenzenlosigkeit Gottes die Tür öffnen.

Das gelobte Land war von seiner Idee her ein Land des Friedens, der Freiheit, des Wohlergehens. Israeliten sollten niemals dauerhaft Sklaven sein, sie sollten niemals Unterjochte des Marktes oder irgendwelcher Strukturen sein.

Die einzige Freiheit, die das Neue Testament gebracht hat, ist die Freiheit vom Teufel und damit die Freiheit vom Zwang zur Sünde, von der Nichtauflösbarkeit der Sünde.

5. Im Alten Testament haben wir einen zornigen Gott, im Neuen einen liebenden.

Ja ja. Und die Erde ist eine Scheibe.

Gott hat sich in all den Jahrtausenden nicht geändert. Der wird weder besser noch schlechter. Beides geht nicht.

Besser werden kann Gott nicht, weil er per se absolut gut ist, reine Liebe, 100% Licht.

Schlechter werden kann Gott nicht, weil man Vanillepudding nicht in Maultaschen verwandeln kann. Der Vanillepudding wäre dann kein Pudding mehr. Gott ist per Definition und aufgrund seiner chemischen und molekularen Zusammensetzung gut und nur gut, wenn der schlechter würde, wäre er irgendwas anderes. Maultaschen halt.

Der Zorn Gottes, den es durchaus gibt, findet sich im Neuen Testament noch genauso wie im Alten. Fragen Sie mal Ananias und Saphira. Oder Elymas, den Magier (Apg 13,8).

Es ist noch immer so, wie es immer war:

  • Gott liebt, die ihn lieben.
  • Gott hasst, die ihn hassen.
  • Gott ignoriert, die ihn ignorieren.

Die immer wieder gehörte Aussage „mit dem Gott des Alten Testamentes kann ich nichts anfangen“ offenbart in erster Linie einen Mangel an Buchstaben. An Buchstaben, die man gelesen hat. Hätte man das Alte Testament ordentlich gelesen, hätte man schon gemerkt, dass der Gott dort das gleiche Wesen mit den gleichen Eigenschaften wie im Neuen Testament ist.

6. Im AT liebt Gott nur die Israeliten.

Der Unterschied zwischen AT und NT ist nicht das Ausmaß von Gottes Liebe, sondern das Ausmaß der Berufung.

Nutznießer der alttestamentlichen Gesetze waren alle Menschen ohne Ausnahme:

  • „Du sollst nicht töten“ galt gegenüber allen Menschen. Es war nicht so, dass man Israeliten nicht ermorden durfte, andere Nationalitäten aber schon.
  • Das Gesetz des Mose kennt lange Abschnitte, wo es nur um die Rechte der Ausländer, der Fremden und der Beisassen geht.
  • Das Verbot von Unterdrückung und Raub (und somit jedweder Ungerechtigkeit) galt gegenüber allen Menschen. Weltweit.
  • Das Gebot, den Nächsten (und nicht den Israeliten) zu lieben wie man sich selbst liebt steht schon in Lev 19,18.
  • Das erste Buch Mose gehörte zum Gesetz, und es bezog sich auf alle Menschen weltweit, und in Abraham sollten gesegnet werden alle Geschlechter der Erde.

Der Unterschied besteht nicht in der Liebe Gottes zu den Menschen, sondern in der Berufung, Gott auf dieser Erde zu verwirklichen.

Gott zu leben, Gott zu spielen und damit zu zeigen, wie Gott ist, das war im Alten Testament nur Aufgabe der Israeliten. Damit hätten die Israeliten auch tatsächlich die größten Nutznießer der Liebe Gottes sein können. Bekanntermaßen haben sie es versaubeutelt.