Außerirdischer Jesus
In Johannes 8,43 beklagt sich Jesus:
43 Warum versteht ihr meine Sprache nicht? Weil ihr mein Wort nicht hören könnt.
Nun geht es einem ja im Allgemeinen so:
Wenn man schon viele Jahre mit Gott unterwegs ist und denkt, man kennt sich aus, dann entdeckt man plötzlich etwas, und man ist erstaunt oder sogar erschrocken, wie wenig und wie falsch man Jesus bisher verstanden hatte.
Der Grund für diese ständig wiederkehrende Überraschung: Man verkennt beim Lesen der Bibel und beim Nachdenken über Gott, aus welch einer fremden Welt Jesus und sein Vater stammen.
Natürlich hätte man es wissen können, denn Jesus hat oft genug gesagt, sein Reich sei nicht von dieser Welt.
Also außerirdisch. Oder überirdisch.
Und trotzdem lesen wir die Bibel in der Regel so, als würden die Begriffe, die da benutzt werden, genauso gebraucht werden und genauso gemeint sein, wie wir sie im Alltag unseres Leben benutzen und meinen.
Wir erwarten, dass uns in der Bibel etwas mitgeteilt wird, das dem Denken unter den Bedingungen unserer hiesigen Welt entspricht.
Und die Abschnitte der Bibel, die nun ganz offensichtlich von außerirdischen Dingen reden, die werden von den Christen in aller Regel nicht gelesen: Offenbarung, Sacharja, Daniel. Und diejenigen, die sie trotzdem lesen, machen dann ganz schnell irdische Dinge draus, und das Ergebnis sind dann alberne Berechnungen der Wiederkunft Jesu oder Charakterisierungen aktueller und historischer politischer Systeme.
Dabei hatte Gott schon Jahrhunderte vor Jesus verkünden lassen: Jes 55,8-9
8 Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR.
9 Denn so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.
Wobei sich diese Fremdheit Gottes vor allem darin ausdrückte, dass Gott viel besser war, als man dachte und viel großzügiger, als man hoffte.
Allerdings wird das Gute, das Gott zu bieten hat, von den Menschen oft nicht als wahrhaft „Gutes“ empfunden. Eben deshalb, weil die Menschen auf Vorteile „dieser“ Welt aus sind, Gott aber weit größer und umfassender denkt.
Und so denken die Menschen, Gott müsse doch für den Weltfrieden sein und Auschwitz verhindern und den Krebs heilen und den Hunger in der Welt bekämpfen.
Und die Menschen lesen die Bibel mit diesen Vorstellungen im Hinterkopf. Und beziehen die Aussagen der Bibel auf diese ihre Vorstellungen. Die Meinungen der Menschen sind sozusagen ein Filter, der vor die Bibel geschaltet wird.
Damit werden aber Gott und Jesus unserem Denken und unserer Welt angepasst. Was nicht in unsere Welt passt, wird ausgefiltert. Aber damit filtern wir das Entscheidende raus: Denn Gott ist ein Außerirdischer, und Jesus ein Alien.