Philipper 4,6+7 die Kugel in Gottes Kommode
Dieser Artikel erläutert die Zusammenhänge zwischen „nicht sorgen“ und dem Frieden Gottes. Es wird erklärt, warum der Friede Gottes höher als der menschliche Verstand ist und warum er den Gläubigen in Christus Jesus bewahrt und nicht in irgendwas anderem.
Der Kern dieser Verse ist ja nicht das „Gebot“, dass man nicht sorgen, sondern statt dessen beten soll.
Sondern der Kern ist der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt.
Um zu verstehen, was Paulus sagen will, müssen wir folglich zuerst den Frieden Gottes definieren.
Definition des Friedens Gottes
Gott hat bei sich zu Hause eine große Kommode. Und in einer der großen Schublade dieser Kommode liegt eine Kugel, groß wie ein Fußball.
Das ist der Friede Gottes.
Er liegt bei Gott in der Kommode, weil er Gott gehört. Darum heißt er „der Friede Gottes“. Der Name beschreibt, wer der Eigentümer dieses Friedens ist.
Der Friede Gottes ist rund, denn das ist eine runde Sache.
Gottes Friede hat natürlich göttliche Eigenschaften. Er hat nichts zu tun mit dem Frieden der Menschen.
Zu den göttlichen Eigenschaften gehört, dass der Friede Gottes perfekt ist.
Gott hat ja keinen Unfrieden. Gott ist ja nicht unzufrieden mit den Umständen, mit der Schöpfung, damit wie alles so läuft.
Auch wegen dem Bösen macht Gott sich kein Kopfzerbrechen, denn er hat die Welt mitsamt dem Bösen und der Möglichkeit zum Bösen geschaffen, und er hat auch einen Weg installiert, wie das Böse besiegt werden kann.
Gott macht sich auch keine Sorgen.
Gott befürchtet auch nichts. Was sollte er auch befürchten? Er ist der stärkste und mächtigste der Welt. Es wird alles so laufen, wie er es will. Da gibt es nichts zu befürchten.
Gott hat also auch keine Angst.
Gott wird nicht hektisch, weil irgendwas nicht so läuft, wie er will.
Gott wird nicht unruhig, weil es nicht schnell genug geht.
Gott hat auch keine innere Stimme, die ihm irgendwelche Anweisungen gibt oder die ihm heimlich sagt: „Im Grunde bist du ja doch ein Versager.“
Bei Gott stimmen seine Worte mit seinen Gedanken überein, seine Gedanken stimmen mit der Welt überein, und Gottes Gefühle fahren weder Achterbahn noch widersprechen sie sich ständig gegenseitig.
Gott ist in sich stimmig. Alles in Gott ist in sich stimmig.
Und zwar völlig unabhängig von irgendwelchen Umständen, Zuständen oder Ereignissen.
Das ist der Friede Gottes. Er ist perfekt, er ist rund, er hat keine Ecken und Kanten, und er eiert auch nicht.
Man könnte auch sagen: Gott ruht in sich selbst.
Das ist so etwas ähnliches, wie Buddha uns schon seit Jahrhunderten beibringen will. Dass der Mensch in Frieden mit sich selbst und mit der Welt lebt. Das hat Buddha bei Gott abgeguckt. Bei Gott ist das schon so.
So liegt der Friede Gottes also bei Gott zu Hause in der Kommode in einer großen Schublade.
Übersteigung der Vernunft
Natürlich übersteigt dieser Friede Gottes unseren Verstand.
Im menschlichen Denken gibt es inneren Frieden nur, wenn es äußeren Frieden gibt.
Der uns bekannte Friede ist davon abhängig, dass das Übel beseitigt ist.
Wir können nicht in uns ruhen, wenn wir Sorgen haben und durch alles mögliche bedroht werden und das Geld nicht reicht und die Zukunft nichts Gutes verspricht und man im Grunde genommen immer in Alarmstimmung und in Bereitschaft ist, um auf den nächsten Angriff vorbereitet zu sein. Denn wenn uns so ein Angriff des Bösen unvorbereitet und unbewaffnet antrifft, dann sieht es für uns erst recht schlecht aus.
Gottes Frieden ist aber unabhängig von der Existenz des Bösen oder von irgendwelchen Bedrohungen. Obwohl natürlich auch Gott viele Feinde hat. Aber diese Feinde können letztlich nicht gegen Gottes Willen handeln. Es kann nur das passieren, was Gott auch erlaubt. (War schon bei Hiob so.)
Gott braucht also nicht in Hektik zu verfallen wegen dieser Feinde. Gottes Friede bleibt trotz Feinden und trotz widriger Umstände schön rund.
Darum übersteigt Gottes Friede unseren Verstand, denn wir würden mit dem Verstand sagen, dass ich mich doch um das Geld kümmern muss und um die Gesundheit und um meine sonstigen Vorteile und einfach schauen muss, dass ich den Kopf über Wasser behalte und nicht von den zahlreichen Problemen ertränkt werde.
Unser Verstand sagt: Frieden kann es nur geben, wenn auch Frieden ist. Wenn ich nicht angegriffen werde von Sorgen und Schwierigkeiten.
Gottes Friede ist hingegen unabhängig von irgendwelchen Feindschaften und Bedrohungen.
Gottes Friede wird nicht von außen diktiert oder von außen beeinflusst.
Gottes Friede ist unabhängig von außen. Das übersteigt unseren Verstand. Das ist für uns unvorstellbar.
Raus aus der Kommode.
Nun liegt der Friede Gottes nicht in Gottes Kommode, damit er nicht verloren geht oder die Katze dummes Zeug damit anstellt.
Gott ist Liebe, und er ist in die Richtung auf die Menschen hin orientiert, die er lieben möchte.
Und weil Gottes Friede gut ist, darum möchte Gott, dass möglichst viele Menschen diesen Frieden haben können. Dass der Friede Gottes also raus aus der Kommode kann und rein in unser Leben.
Das hat schon Jesus so gesehen, als er sagte Johannes 14,27
27 Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch.
Auch Jesus behandelt also den Frieden Gottes als einen separaten Gegenstand, den man irgendwem überreichen kann.
Was der Friede macht
Was haben wir nun davon, wenn der Friede Gottes aus der Kommode genommen wird und uns überreicht wird?
Der Friede Gottes wird unsere Herzen und Gedanken bewahren in Christus Jesus.
Das kennen wir aus der evangelischen Kirche als frommen Wunsch, der ohne jeden Zusammenhang am Ende des Gottesdienstes gewünscht wird.
Die Formulierung „der Friede Gottes bewahre“ stammt noch von Luther, der aus der Vulgata, der lateinischen Bibelübersetzung heraus übersetzt hat, und die hatte den Optativ.
Paulus hat hier aber keine Wunschform, sondern er beschreibt eine Tatsache. Es wird geschehen, dass der Friede Gottes unsere Herzen und Gedanken in Christus Jesus bewahrt.
Wenn die Kugel aus der Kommode also bei mir ist, dann wird sie meine Gedanken und Gefühle nicht im Kapitalismus bewahren.
Auch nicht in irgendwelchen Formen der Sicherheit oder der Freiheit.
Der Friede Gottes wird meine Gedanken und Gefühle und Einstellungen nicht in der Demokratie bewahren und nicht in den Menschenrechten.
Der Friede Gottes wird meine gesamtes inneres Erleben in Jesus Christus bewahren.
Das heißt:
Ich werde in mir selbst ruhen.
Ich werde nicht sorgen, denn diese Art der Zukunftsbeeinflussung funktioniert ohnehin nicht, und Jesus hat sich auch nicht gesorgt, sondern er war dagegen. Und es kann ja nicht daneben gehen. Denn aufgrund welcher Konstellation sollte der Teufel gewinnen?
Ich werde meine Feinde lieben. Obwohl die an der ganzen Misere schuld sind. Aber ich betrachte ja nicht mehr die Misere, sondern ich betrachte Gott und sehe, was er aus der Situation machen könnte.
Ich kann mit Zachäus leben und mit der Samariterin am Brunnen und mit der Sünderin, die soviel Parfüm verschwendet hat. Aber mit den Gerechten habe ich Schwierigkeiten, also mit den Pharisäern und den Priestern.
Es gibt keine unlösbaren Probleme. Und wenn es ein gefährlicher Tobender auf dem Friedhof in Peräa ist. Wenn ich in Christus bin, ist das hinzukriegen.
Ich muss mein Leben nicht gewinnen. Ich kann es auch verlieren und gewinne dann trotzdem. Weil Gott gewinnt. Und Gott gewinnt zwangsläufig. Es geht nicht anders.
Der Friede Gottes bewahrt mein Denken und Fühlen und meine Einstellungen in Christus Jesus, also in dem was Jesus denkt und tut und wie er ist. Aber der Friede Gottes bewahrt mich eben nicht nur in kopierten Verhaltensweisen. Es geht nicht darum: Was würde Stalin jetzt machen oder Donald Trump, und das mache ich jetzt auch. Es geht nicht um kopierte Verhaltensweisen wie „What would Jesus do?“ Sondern es geht darum, dass der Christus in mir lebt und ich in ihm.
Ich kann dem Tobenden auf dem Friedhof nicht mit einer Kopie von Jesu Verhalten besänftigen. Ich müsste es schon mit Jesu Kraft tun.
Ich kann mit 5 Broten und zwei Fischen nicht 5000 Leute ernähren, indem ich Jesu Verhalten kopiere. Ich müsste schon Jesu Kraft haben.
Und wenn Paulus der Magd mit dem Wahrsagegeist den Mund verboten hat oder wenn Philippus wusste, auf welche Straße er gehen sollte und um welchen Wagen er sich kümmern sollte, dann funktionierte das nicht, weil sie Jesus nachahmten, sondern weil sie Jesu Kraft und Jesu Wissen hatten.
Wenn der Friede Gottes also mein Herz und meine Gedanken in Christus Jesus bewahrt, dann ist das genauso gemeint, wie das formuliert ist. Nicht in den Werten des Christus und nicht in den Meinungen des Christus, sondern in ihm ganz persönlich.
Wie kommt die Kugel zu mir?
Bleibt nun die Frage: Wie kommt der Friede Gottes zu mir?
Schließlich ist er nicht natürlicher Weise bei mir, denn es ist Gottes Friede, und der liegt bei Gott in der Kommode.
Paulus beschreibt die Art, wie der Friede Gottes zu mir kommt, so: Phil 4,6-7
6 Seid um nichts besorgt, sondern in allem sollen durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden;
7 und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren in Christus Jesus. —
Wer sich sorgt, versucht Teile der Zukunft zu gestalten, die er nicht gestalten kann.
Die Teile der Zukunft, auf die wir Einfluss haben, die können und sollen wir ja gestalten. Es ist kein Fehler, im Frühjahr zu säen, damit man im Herbst ernten kann.
Es ist kein Fehler, das kaputte Ladegerät aus der Steckdose zu ziehen, damit es nicht zu brennen anfängt.
Sorgen beziehen sich aber auf Dinge, die wir nicht ändern können.
Bei dem kaputten Ladegerät reicht unsere Macht, um es aus der Steckdose zu ziehen.
Bei den Dinge, um die wir uns Sorgen machen, reicht unsere Macht nicht. Auch das Sorgen selbst stellt keine Macht dar und erhöht auch unsere Macht nicht. Wie die Bergpredigt schon sagte: Man kann durch Sorgen sein Leben nicht verlängern.
Wer die Macht hat
Wenn ich mich wegen der Dinge, über die ich keine Macht habe, aber an Gott wende und Gott damit sage, dass er die Macht ja hat, mache ich damit Gott zum Chef meines Lebens. Ich sage: „Gott, das ist jetzt deine Sache.“
Gott ist jetzt der Aufseher über meine Zukunft.
Wenn ich das dann noch mit Danksagung verbinde – und zwar auch mit Danksagung für das Zukünftige – dann mache ich mir damit Gottes Haltung zu eigen, dass nämlich eigentlich nichts passieren kann, das gegen Gottes ausdrücklichen Willen ist.
Ich lege Gottes Denken über mein Leben. Ich denke über mein Leben so, wie Gott über mein Leben denkt.
Gott ruht aber nicht nur bezüglich seiner privaten Angelegenheiten in sich selbst. Er ruht auch bezüglich alles anderem in sich selbst, hat weder Hektik noch Unruhe noch Sorgen.
Das gilt dann auch bezüglich meiner Zukunft. Gott ist, was meine Zukunft angeht, tiefenentspannt.
Wenn ich Gott also zum Herrn über meine Zukunft mache, dann steht der komplette Gott über meiner Zukunft und über meinem Leben: Gott mit seiner Liebe, Gott mit seiner Kraft, Gott mit seiner Weisheit und seiner Übersicht, ja, und eben auch Gott mit seinem Frieden.
Wenn ich Gott wirklich in mein Leben hineinlasse, dann bringt der das alles mit. Dann ist die Kugel nicht mehr in Gottes Kommode, sondern sie ist mit Gott bei mir.
Und dann bewahrt das meine Gedanken und mein Herz in … und da merkt man schon, dass ich damit einen Kreislauf in Gang setze. Die Teile bestärken sich gegenseitig.
Wenn ich in Christus Jesus bin, werde ich ganz anders beten. Damit kommt der Friede Gottes in mein Leben, dadurch bin ich in Christus Jesus, damit werde ich anders beten …
Aber anfangen tut es damit, dass ich nicht versuche, Dinge selber zu beherrschen, für die mir schlicht die Macht fehlt. Und sich Sorgen zu machen, das ist so ein fehlgeleiteter Machtversuch.