Epheser 3,4 das Geheimnis des Christus verwalten
In Vers 4 und 9 nennt Paulus ausdrücklich „das Geheimnis des Christus“.
Die Bibel kennt allerdings noch andere Geheimnisse:
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die Geheimnisse des Himmelreichs (Mt 13,11)
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das Geheimnis der Gottseligkeit (1.Tim 3,16)
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das Geheimnis des letzten Tages (1.Kor 15,51)
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das Geheimnis der Ehe (Eph 5,32)
und noch einige mehr. Hier geht es jetzt aber um das Geheimnis des Christus.
Aber eigentlich geht es dem Paulus noch nicht einmal um das Geheimnis als solches, denn das Geheimnis ist auch den anderen Aposteln und Propheten bekannt und soll allen Christen bekannt gemacht werden.
Das, was dem Paulus in besonderer Weise aufgetragen ist, ist die Verwaltung dieses Geheimnisses (Vers 2 + 9).
Das ist so, wie wenn Sie eine Tafel Schokolade besitzen: Sie müssen diese Schokolade jetzt verwalten. Und zwar möglichst sinnvoll. Dabei ist es weder vernünftig, die ganze Tafel auf einmal zu essen, noch, die Tafel in 100 Teilchen zu je 1 Gramm aufzuteilen. Wie also verwaltet man eine Tafel Schokolade richtig? Und wie verwaltet man das Geheimnis des Christus richtig?
Das Geheimnis an sich
Die Probleme fangen schon damit an, dem Geheimnis einen Namen zu geben.
Oder das Geheimnis zu beschreiben.
Paulus versucht es in Vers 6, bleibt aber bei der Rolle der Nationen stecken.
Das ist kein Wunder. Denn auch wenn das Geheimnis „begreifbar“ ist, also in gewissem Rahmen verstanden werden kann, so besteht die große Schwierigkeit darin, es in Sprache zu fassen.
Denn letztlich geht es um Folgendes:
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Der auferstandene Christus sitzt zur rechten Gottes auf dem Thron. Er ist zur Zeit das mächtigste Wesen im Weltall.
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Alle Gedanken Gottes bündeln sich in diesem Christus. Alle Gedanken Gottes münden in ihn. Deshalb ist in ihm auch alle Weisheit und Erkenntnis.
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Die Gemeinde ist der Körper dieses Christus. Darum sind die Heiden in Vers 6 auch „Einverleibte“.
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Wenn der Kopf des Leibes Christi auf dem Weltenthron sitzt, wo ist dann der Körper, der Leib des Christus? Weit weg kann er ja nicht sein. Es geht ja nicht, dass der Kopf in Peru ist und der Rest des Körpers in Japan.
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Wenn der Christus das Zentrum aller Gedanken Gottes ist und die Fülle, die alles in allen erfüllt (Eph 1,23), was ist dann sein Leib? (Es ist nicht davon auszugehen, dass der Kopf einer Giraffe den Körper eines Ruderfußkrebses hat.)
Es geht bei dem Geheimnis des Christus also letztlich um riesige philosophische Gedanken über das Sein der Gemeinde und des einzelnen Menschen.
Und Paulus geht auch davon aus, dass man dieses Geheimnis nicht zu Ende „auserforschen“ kann (Vers 8). Denn wir haben jetzt plötzlich mitten in der Schöpfung eine neue Schöpfung (also im Grunde Doppelschöpfung oder verzahnte Doppelschöpfung), und die ganze Sache ist so umfangreich, dass sogar die außerirdischen Mächte daran die Weisheit Gottes erkennen können (Vers 10).
Sollten Sie sich also beim Lesen des Epheserbriefes einen Knoten ins Gehirn denken, so ist das nichts Unerwartetes.
Die Verwaltung
Die Frage ist nun die gleiche wie bei einem Rennwagen: Wie kriegt man die PS auf die Straße?
Wie kann man die unglaubliche Größe des Geheimnisses Christi in praktisches Leben übersetzen?
Was mache ich jetzt mit den Tatsachen, die im vorigen Abschnitt angerissen wurden?
Und das ist eben die besondere Aufgabe des Paulus nach Vers 3: Den Leuten dieses Geheimnis zu erklären, das den anderen Aposteln in dieser Tiefe nicht bekannt war, und aus diesen Tatsachen einen Lebensstil zu entwickeln.
Natürlich gab es schon gewisse Entwürfe, die größtenteils von Jesus stammten:
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Dem Glaubenden ist alles möglich.
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Was auch immer ihr bitten werdet, werdet ihr bekommen.
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Auf dem Wasser laufen; Speisung der x-tausend; Wasser zu Wein; Fischzüge des Petrus
Aber was Paulus hier macht, ist, dass er diese Entwürfe Jesu begründet. Dass er erklärt, warum das funktioniert.
Und damit die Leser nicht total in geistiger Gedankentiefe versinken, führt Paulus das Ganze wieder auf die Liebe des Christus zurück (Vers 19). Die natürlich, weil sie mit dem Geheimnis verbunden ist, alle Erkenntnis übersteigt.
Aber wir müssen eben das Geheimnis nicht um des Erkenntnisgewinns willen erkennen, sondern um die Liebe Gottes zu uns zu erfassen.
Letztlich verwaltet Paulus hier das Geheimnis so, dass es sich in der kleinen Beziehung zwischen Jesus und mir verwirklicht und zeigt. Er wechselt also die großen Scheine in Münzen.
Naja: Er versucht es zumindest.