2.Korinther 5,15 stellvertretend leben

Man stelle sich vor, vor meinem Haus geht ein Mann vorbei, irgendwo in den 30ern, er hat eine Frau und zwei Kinder. Und wie er da vorbei geht, sieht er, dass das Haus brennt. Und wie er durch das Bürofenster schaut, sieht er mich bewusstlos in den brennenden Büro am Boden liegen. Ich habe eine Rauchgasvergiftung erlitten und bin deshalb bewusstlos geworden.

Der Mann tritt das Fenster ein, zieht mich aus dem brennenden Büro raus, und als er mich schon durch das Fenster durch hat, fällt vom Vordach ein brennender Balken auf ihn und erschlägt ihn. Ich selbst werde von anderen Passanten aus der Gefahrenzone getragen.

Man kann jetzt also sagen, dass dieser Mann sein Leben für mich gegeben hat. Es hat praktisch ein Tausch stattgefunden. Wäre dieser Mann nicht gewesen, wäre ich in meinem Büro verbrannt. Jetzt lebe ich, aber dieser Mann ist tot, weil er mich gerettet hat.

Und jetzt, sagt die Bibel, kann ich doch mein Leben eigentlich nicht mehr als mein Leben leben. Denn mein Leben habe ich ja nur, weil der andere seins nicht mehr hat. Eigentlich, sagt die Bibel, habe ich jetzt nicht mehr mein Leben, sondern ich habe seins.

Das heißt dann in der Konsequenz aber auch, dass ich ab jetzt das machen muss, was dieser Mann gemacht hätte. Also ich muss jetzt vielleicht nicht in alle Filme gehen, in die er gegangen wäre, aber ich muss mich um seine Frau und seine Kinder kümmern, also zumindest mal um deren finanzielle Lage.

Und wenn der Mann ein Projekt am Laufen hatte, das ihm am Herzen lag, z.B. den Aufbau eines Kinderheims in Irgendwo oder eine Sammlung für ein neues Fahrzeug für die Feuerwehr, dann muss ich doch eigentlich dieses Projekt jetzt fortführen.

Denn mein Leben existiert ja im Grunde nicht mehr, ich verdanke meine jetzige Existenz zu 100% diesem Mann. Und wenn dieser Mann bei der Rettungsaktion ums Leben kommt, kann ich mich doch nicht hinstellen und sagen: „Na, war seine Entscheidung, hat er halt Pech gehabt, geht mich nichts an.“

Die Bibel sagt, dass ich jetzt eigentlich für die Ziele dieses Mannes leben muss, weil er selbst ja für seine Ziele nicht mehr leben kann. Ich wiederum könnte für meine Ziele nicht mehr leben – also ich habe auf meine eigenen Ziele eigentlich kein Recht mehr, denn ich verdanke mein jetziges Leben nicht meiner Klugheit und meinen Fähigkeiten und meinem Einsatz.

Darum heißt es in 2.Kor 5,15 über Jesus:

15 Und für alle ist er gestorben, damit die, welche leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferweckt worden ist.

Das heißt, wenn wir jetzt ins Kino in einen bestimmte Film gehen, dann gehen wir dahin, weil Jesus auch in diesen Film gegangen wäre.

Und wenn wir jetzt nach Mallorca reisen, dann deshalb, weil wir jetzt das Leben eines anderen leben, der seins für unseres gegeben hat.

Andererseits heißt das natürlich auch: Wenn ich jetzt das Leben des Anderen lebe, also das Leben von dem, der für mich gestorben ist – also wenn ich jetzt Jesus sein Leben leben kann – also das sind dann natürlich schon andere Dimensionen. Und so hat das dann ja auch Paulus ausgedrückt: Nicht mehr ich lebe, sondern Christus.

Also bei dem Tausch habe ich unbestritten gewonnen.