2.Kor 5,16 - nicht mehr nach dem Fleisch
Dieser Artikel erklärt, was es bedeutet, Jesus nicht mehr nach dem Fleisch zu kennen, obwohl man ihn vorher doch so gekannt hat.
Natürlich ist Jesus auf dem Wasser gegangen.
Und hat Dämonen ausgetrieben.
Und Kranke geheilt.
Und war freundlich zu Zöllnern und Sündern.
Alles schön und gut. Gibt nichts zu meckern.
Aber jetzt ist er auferstanden.
Damit stehen jetzt alle Wirkungen und Resultate seiner Auferstehung zur Verfügung.
Da ist das auf-dem-Wasser-gehen natürlich ein tolles Zeichen, aber wir können heute über den Teufel triumphieren und nicht nur über das Wasser, das sind doch ganz andere Verhältnisse!
Natürlich hat Jesus die Dämonen aus einzelnen Menschen ausgetrieben, und diese Menschen waren dann von diesen speziellen Dämonen befreit. Aber alles andere hat diese Menschen immer noch geknechtet, und vom ewigen Leben konnte zunächst keine Rede sein.
Natürlich hat Jesus Kranke geheilt. Aber gestorben sind die hinterher immer noch, und sie waren keineswegs eine neue Schöpfung. Sie waren noch genauso alte Schöpfung wie vorher, jetzt nur deutlich gesünder.
Eindeutig: Jesus war freundlich zu Zöllnern und Sündern, er hat mit ihnen gegessen und geredet. Aber heutzutage bringt er den Zöllnern neues Leben, er macht die Sünder zu Söhnen Gottes, mit Erbberechtigung und allen sonstigen Rechten, die dazu gehören. Da brauchen wir uns über das gemeinsame Essen doch nicht mehr zu unterhalten!
Der Jesus nach dem Fleisch
Das alles, was bisher beschrieben wurde, war der Jesus „nach dem Fleisch“. Wenn man Jesus beurteilte, konnte man diese Wunder und die besonderen Handlungen Jesu sehen. So machten es ja auch die Pharisäer:
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Sie sahen die Dämonenaustreibungen und urteilten, Jesus treibe die Teufel durch ihren Oberen aus.
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Sie sahen die Krankenheilungen, und sie beschwerten sich, dass Jesus das am Sabbath machte.
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Sie sahen den Umgang Jesu mit den Sündern und beklagten den Mangel an Reinheit und Gesetzestreue.
Auch Paulus konnte sich den Berichten über Jesus nicht entziehen. (Ob Paulus Jesus jemals persönlich gesehen hat, wissen wir nicht.) Aber Paulus betrachtete diese „fleischlichen“ Handlungen Jesu mit seinen eigenen fleischlichen Maßstäben, und damit war Jesus trotz großartiger Wunder und Taten durchgefallen.
Und so sagt Paulus heute: Diese Betrachtungsweise der äußerlich sichtbaren Verhaltensweisen, das machen wir jetzt nicht mehr. Nicht mehr bei Jesus, und nicht mehr bei irgendwem anders.
Denn mit der Auferstehung Jesu haben sich die Umstände grundsätzlich geändert. Wir haben jetzt eine neue Schöpfung: Sowohl was Jesus angeht, der ja schon gleich nach der Auferstehung durch Wände gehen konnte und ganz anders aussah, als auch was die Menschen angeht, die heutzutage Jesus nachfolgen. Letztere haben durch die Taufe und durch den Heiligen Geist ebenfalls eine völlig neue Existenzform, wobei das alte irdische Aussehen allerdings noch vorhanden ist.
Evangelien umsonst?
Aber wozu brauchen wir dann noch die Evangelien? Ist dann nicht das meiste, was darin steht, überholt?
Das, was uns die Evangelien berichten, ist praktisch alles vor der Auferstehung und damit alles vor der neuen Schöpfung geschehen, vor dem neuen Menschen, vor dem ewigen Leben.
Nun waren diejenigen, die nach der Auferstehung die Evangelien geschrieben haben, ja nicht blöd und haben überflüssiges Zeug geschrieben.
Die ganzen Wunder, welche die Evangelien uns beschreiben, sind Zeichen.
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Dafür, dass Jesus tatsächlich göttlich war.
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Damit wir sehen können, wie Gott ist, denkt und handelt.
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Damit wir an den Zeichen sehen können, mit welchen Formen von Möglichkeiten wir zu rechnen haben, wenn die Göttlichkeit Jesu auch zu unserer Göttlichkeit geworden ist.
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Damit wir an den Reden Jesu hören können, mit welchen Prinzipien das Reich Gottes gedacht ist.
Krankenheilungen waren damals das Höchste, was Jesus einem kranken Menschen geben konnte, denn es gab kein höheres Leben als das irdische. Gesundes langes Leben im gelobten Land war damals das Höchste, was ein Israelit erreichen konnte.
Und um nun zu zeigen, dass Gott den Menschen das Höchste geben will, was überhaupt erreichbar ist, darum gab es damals so viele Krankenheilungen. Nach Pfingsten wurden Krankenheilungen aber selten, denn jetzt konnte man von Gott etwas höheres und wertvolleres bekommen als Gesundheit.
Wie Paulus den Christus jetzt sieht
Ja, das wüssten Sie wohl gerne!
Wir haben hier das Problem von „Sprache“.
Das, was der Christus jetzt ist und tut, ist weit über den Möglichkeiten der menschlichen Sprache. Weil es hoch über den Erfahrungen ist, die wir Menschen normalerweise machen und für die wir deshalb Sprache entwickelt haben.
Der Christus ist in das unaufhörliche und unkaputtbare Leben eingetreten. Durch seine Anwesenheit dort ist er auch der Garant dafür, dass wir ebenfalls dort Zutritt haben und haben werden.
Gleichzeitig ist der Christus der Sieger über alles. Wir neigen dazu, es so zu formulieren, dass er der Sieger über die Sünde und den Teufel ist. Aber das ist eigentlich zu kurz gegriffen, denn es gibt jede Menge Dinge, die wir nicht in diese Kategorien einordnen würden, die aber trotzdem dem Christus untergeordnet sind.
Paulus sagt in Epheser 1,23, dass Jesus alles in allen erfüllt. „Alles“ ist natürlich immer so ein großer, unfassbarer Begriff. Aber wie sollte man es sonst sagen?
Denn wenn Paulus den Christus nicht mehr nach dem Fleisch kennt, geht es ja nicht nur um das, was der Christus während seines irdischen Aufenthaltes gemacht hat, sondern es geht auch um unseren Blickwinkel auf den Christus. Um die Maßstäbe, die wir an ihn anlegen.
Und da dürfen wir nicht auf den Christus schauen als auf einen, der gewisse Dinge kann, welche wir verstehen und einordnen können. Und damit alles das außer acht lassen, was außerhalb unseres Sichtkreises liegt.
Wir dürfen auch nicht auf den Christus schauen als auf einen, der etwas bestimmtes für uns ist, also uns gegenüber gewisse Rollen einnimmt: Retter, Erlöser, Friedefürst, geopfertes Lamm. Sondern wir müssen auch mit Rollen des Christus rechnen, die uns heute noch völlig unklar sind. Der Sohn Gottes ist eben „Alles“, und das Problem, dass wir uns so wenig von ihm aneignen (ihn also auf „Retter“, „Erlöser“ usw. reduzieren), ist unser Problem; diese Schwierigkeit liegt nicht in dem Christus begründet, sondern in uns.
Das Alles
Man wird den Christus nach dem Geist vermutlich als den erkennen müssen, der uns Gläubige über alles gesetzt hat.
Über alles, außer über Gott, seinen Sohn und seinen Geist.
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Darum kann uns nichts trennen von der Liebe Gottes (Rö 8,35)
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Darum muss alles zu unserem Vorteil sein (Rö 8,28)
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Darum steht alles, wirklich alles zu unserer Verfügung (1.Kor 3,22)
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Darum gibt es die vielen Bibelstellen über die Herrschaft der Heiligen.
Wir erkennen den Christus weniger als den, der uns bedient (das hat der leibhaftige Jesus getan), sondern als den, der uns an seinem Reich, an seiner Herrschaft oder an seinem Sieg teilhaben lässt. Wir sind neue Geschöpfe, eine neue Schöpfung mit völlig neuen Möglichkeiten. Wir sind nicht nur Überwinder, sondern wir sind mehr als Überwinder (Rö 8,37). Der Christus hat uns göttliches Leben gegeben, himmlische Möglichkeiten, Heiligkeit im Gegensatz zur Weltlichkeit.
So sollte man den Christus heute nach dem Geist kennen.
Nachschlag: Die Maßstäbe von zweien
Wenn wir also den Christus nicht mehr „nach dem Fleisch“ kennen, bezieht sich das auf zwei verschiedene Punkte:
Zum einen darauf, dass wir nicht mehr die Handlungen Jesu, welche er während seines irdischen Aufenthaltes getan hat, als Maßstab für die heutige Beurteilung von Jesus nehmen.
Zum anderen darauf, dass ich das, was Jesus heute ist und tut, für mich selbst höher bewerte als Krankenheilungen oder Speisewunder mit Broten, Fischen oder Getränken. Wenn ich das nicht mache, sondern sage: „Die Krankenheilungen und die Herrschaft über die Materie sind mir viel lieber als dieses Unkonkrete, was der Auferstandene mitbringt“, dann beurteile ich den Auferstandenen selbst zwar nach seinen heutigen Leistungen, ich selbst aber bin auf einem fleischlichen Niveau, wo mir die fleischlichen Leistungen Jesu viel lieber wären.
Aber das war jetzt nur ein Nachschlag, so dass Sie sehen können, dass es nicht nur auf den Zustand des Christus ankommt, sondern auch auf meine Brille, mit der ich ihn betrachte.