1.Korinther 11,10 um der Engel willen

So steht es da: die Frau soll beim Beten und beim Weissagen eine Macht auf dem Kopf haben um der Engel willen.

Eine Macht. Nicht einen Hut, nicht ein Kopftuch, nicht einen Schleier.

Es geht hier nicht darum, dass die Engel erschreckt aufkreischen: „Huch, nackte Haare, igitt, wie peinlich, und noch dazu lange nicht gewaschen!“

Da die Engel jenseitige Wesen sind, ist sowieso fraglich, ob die überhaupt mit optischen Augen gucken. Vielleicht benutzen sie ja auch Ultraschall wie die Fledermäuse. Oder sie sehen gar nicht die Dinge selbst, sondern sehen statt dessen das Wesen der Dinge. (Das wäre in dem hier behandelten Fall das wahrscheinlichere.)

Der Hintergedanke in diesem Vers ist, dass das Verhältnis von Ehemann und Ehefrau das Verhältnis zwischen Christus und seiner Gemeinde abbildet. Das Verhältnis von Ehemann und Ehefrau zueinander ist somit ein Lehrvideo für die Engel. YouHeaven, nicht Youtube. Wir wissen aus Epheser 3,10, dass die Mächte und Gewalten der Himmelswelt an der Gemeinde die umfangreiche Weisheit Gottes erkennen können, und wir wissen aus 1.Korinther 4,9, dass Paulus davon ausgeht, dass die Engel uns die ganze Zeit zuschauen.

Die Frau soll beim Beten und beim Weissagen also nicht etwas auf dem Kopf haben, weil Frauen etwas auf dem Kopf haben sollen. Sondern sie repräsentiert die Gemeinde und demonstriert mit der Kopfbedeckung die Herrschaft des Christus über die Gemeinde. Oder, andersrum ausgedrückt: Sie repräsentiert und zeigt die Unterordnung der Gemeinde unter den Christus. Die Frau handelt hier weniger für sich selbst, sondern stellvertretend für die Gemeinde.

Die Information für die Engel

Die Information, die für die Engel notwendig ist, ist also nicht das Vorhandensein einer Kopfbedeckung. Was die Engel wissen müssen, ist, ob die Gemeinde (und damit ihre einzelnen Glieder) sich dem Christus unterordnen, oder ob sie dem Christus nur applaudieren. Zur damaligen Zeit, als Paulus schrieb, konnte man diese Information über das damals gängige Zeichen der Unterordnung (die Kopfbedeckung) vermitteln. Das würde heute so nicht mehr funktionieren, weil eine Kopfbedeckung bei Frauen heute kein Zeichen der Unterordnung mehr ist. Zumindest nicht in Mitteleuropa.

Warum die Engel das wissen müssen

Über das Leben und die Funktion der Engel wissen wir, trotz zahlreicher Bibelstellen, relativ wenig. Die Bibel geht aber davon aus, dass Gott in vielen Bereichen Engel schickt, um eine Aufgabe zu erfüllen. Paulus selbst geht wohl von einer Allgegenwart der Engel aus. Er meint, die Engel umgeben uns als Christen ständig.

Wir müssen über die Engel auch nicht viel wissen, denn wir könnten mit diesem Wissen nichts anfangen. Wir haben keinen direkten Zugriff auf die Engel. Aus dem gleichen Grund wissen wir so wenig über den Teufel und seinen jenseitigen Machtbereich. Es wäre zwar interessant, aber praktisch könnten wir mit diesem Wissen nichts anfangen.

Wenn wir nun als Gemeinde wollen, dass die Engel uns helfen und Gottes Willen und Gottes Möglichkeiten in unserer Gemeinde durchsetzen, dann müssen die Engel freie Bahn vorfinden. Die Engel müssen wissen, ob wir ihrem Herrn tatsächlich untertan sind. Wenn wir nämlich dem Teufel Einfluss eingeräumt haben, dann ist Gottes Einfluss auf unser Leben folglich eingeschränkt, und die Engel sind relativ machtlos.

Die Machtlosigkeit der Engel

In diesem ganzen Abschnitt über die Kopfbedeckungen geht es ja nur um Macht und Vollmacht. Die Macht in seinem Reich hat Gott aber den Menschen gegeben, nicht den Engeln.

Es wird also nicht passieren, dass Gott eines Tages zu den Engeln sagt: „Die Christen, die raffen es doch nicht. Die kriegen das mit dem Reich nicht hin. Los, ihr Engel, übernehmt ihr! Wenn wir auf die Christen warten, wird das nie etwas!“

Die Engel sind davon abhängig, dass die Machtverhältnisse um die Gemeinde herum stimmen. Sie können nicht von sich aus handeln.

Dass die Machtverhältnisse stimmen, erkennen die Engel im vorliegenden Fall an der Kopfbedeckung. Daran, dass die Frauen als Stellvertreterinnen der Gemeinde demonstrieren, dass die Gemeinde dem Christus untertan ist.

Fazit:

Wenn die Gemeinde will, dass die Engel ihr helfen, dann müssen die internen und externen Machtverhältnisse der Gemeinde stimmen. Eine Gemeinde, die dem Christus applaudiert, ihm aber nicht untertan ist, wird auf die Hilfe der Engel verzichten müssen und das irgendwann schwer bereuen.

Woran die Engel das merken, dass die Machtverhältnisse stimmen, wird sich vielleicht ändern. Kopfbedeckungen sind kein Symbol mehr dafür. Aber wenn die Engel es nicht merken, dann gute Nacht.