1.Korinther 5,6-8 - ach-je! Ein Fest mit trocken Brot
Dieser Artikel handelt von einem Fest, von einer Feier. Aber nicht von irgendeinem Fest, das irgendwann mal stattgefunden hat, sondern von einem Fest, das wir feiern sollen, und zwar idealerweise jeden Tag, am besten auch heute.
Nun kenne wir ja so Lieder wie „Euer Leben sei ein Fest, Jesu Geist in unserer Mitte“ oder „Gott lädt uns ein zu einem Fest, lasst uns gehn“, aber die Situation, in der Paulus hier die Gemeinde in Korinth auffordert, ein Fest zu feiern, ist doch so besonders, dass man wohl nicht auf Anhieb darauf käme, sie mit einem Fest in Verbindung zu bringen.
Der konkrete Anlass war, dass ein Gemeindemitglied ein Verhältnis mit seiner eigenen Stiefmutter hatte, und Paulus sagt in diesem Zusammenhang in 1.Kor 5:6
Wisst ihr nicht, dass ein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert? 5/7 Fegt den alten Sauerteig aus, damit ihr ein neuer Teig seid, wie ihr ja bereits ungesäuert seid. Denn auch unser Passah, Christus, ist geschlachtet. 5/8 Darum lasst uns Festfeier halten, nicht mit altem Sauerteig, auch nicht mit Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit Ungesäuertem der Reinheit und Wahrheit.
Die Feier, auf die Paulus hier anspielt, war die Feier des Passahfestes, das an den Auszug aus Ägypten erinnerte, wo die Israeliten keine Zeit gehabt hatten, das Brot noch groß säuern zu lassen, sondern sie mussten es so backen, wie der Teig gerade war. Daraus entstand dann der Brauch, dass man das Passahfest vollkommen ohne Sauerteig feierte, sieben Tage lang gab es Fladenbrot. Und das als Erinnerung daran, dass der Todesengel in Ägypten nicht zu all denen kam, bei denen ein Passahlamm geschlachtet worden war. Das Passahlamm wiederum musste fehlerfrei sein, also beste Ware.
Die Aufforderung
Paulus fordert uns hier auf (1.Kor 5,8):
Darum lasst uns Festfeier halten
und warum sollen wir das (1.Kor 5,7)?
Denn auch unser Passah, Christus, ist geschlachtet.
Die Israeliten sollten Passah an einem bestimmten Termin feiern, weil zu einem bestimmten Termin der Todesengel an ihnen vorbeigegangen war, und weil Gott sie daraufhin an einem historischen Termin in das gelobte Land geführt hat.
Wir sollen das Fest immer feiern, weil wir ja ständig auf dem Weg ins gelobte Land sind, weil wir ständig in der Gegenwart des ewigen Lebens sind, weil der Todesengel dauernd an uns vorbeigeht. Das Passahlamm der Israeliten hatte einmal gewirkt, nämlich zur Zeit des Pharaos, danach war es eine Erinnerung an die großen Taten Gottes. Unser Passahlamm - Christus - übrigens auch beste Ware, also fehlerfrei, sündlos - ist zwar auch zu einem bestimmten Zeitpunkt geopfert worden, wirkt aber beständig. Das Passahlamm der Israeliten stimmte Gott einmal gnädig, nämlich als Gottes Todesengel daraufhin umgeleitet wurde. Das Opfer von Jesus stimmt Gott aber fortwährend gnädig, nicht nur an bestimmten Terminen. Meine Sünden von gestern deckt es genauso zu wie die von heute und nächster Woche.
Wir sollen also ein Fest feiern, nicht nur sieben Tage lang wie die Israeliten, sondern fortwährend, ein andauerndes Passahfest wegen der Erlösung aus der Knechtschaft, wegen der Verheißung des gelobten Landes, und weil anstelle des Todesengels das ewige Leben kam.
Eine Frage des Teiges
Zu diesem Fest aber gehört eben auch die Abwesenheit von Sauerteig, die Paulus in diesem Abschnitt nun ebenfalls einfordert:
Wisst ihr nicht, dass ein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert? 5/7 Fegt den alten Sauerteig aus, damit ihr ein neuer Teig seid, wie ihr ja bereits ungesäuert seid. Denn auch unser Passah, Christus, ist geschlachtet. 5/8 Darum lasst uns Festfeier halten, nicht mit altem Sauerteig, auch nicht mit Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit Ungesäuertem der Reinheit und Wahrheit.
Nach Ex 12:15 soll jeder, der während des Passahfestes Sauerteig isst, getötet werden. Das wird nicht großartig begründet, das ist kein Fall durchschlagender Logik. Es wird einfach gesagt: Zum Passahfest, zum Fest der Befreiung und Erlösung, passt kein Sauerteig. Darum sollen wir den alten Sauerteig ausfegen, damit wir ein neuer Teig werden, der wir ja schon sind. Ja, genauso sagt Paulus das:
Fegt den alten Sauerteig aus, damit ihr ein neuer Teig seid, wie ihr ja bereits ungesäuert seid.
Also das gleiche Prinzip, das wir öfters in der Bibel finden: Sei, was Du bist. Wegen der Opferung von Jesus sind wir ja nominell schon von den Sünden befreit, aber nun müssten wir uns halt noch von den Sünden befreien. Aber hier geht es Paulus gar nicht mal so sehr um Einzelpersonen, sondern es geht um die Gemeinde in der Gesamtheit. Die Gemeinde wird aufgefordert, ein immer dauerndes Fest zu feiern; die Gemeinde wird aufgefordert, den alten Sauerteig zu entfernen, um ein neuer Teig zu werden.
Und dabei geht es dann um einen ganz besonderen Teig, den Teig der Reinheit und der Wahrheit.
Wobei wir unter „Fest“ ja mitunter etwas deutlich anderes verstehen als Reinheit und Wahrheit. Wenn wir ein Fest organisieren sollten, dann würden wir uns als Zutaten für ein gelungenes Fest vielleicht Stimmung besorgen, Musik und eine erstklassige Unterhaltung, vielleicht eine tolle Show, nette Leute, was gescheites zu trinken, Dekoration und Atmosphäre - aber doch nicht Reinheit und Wahrheit. Ein Fest mit Reinheit und Wahrheit? Hört sich an wie Sägespäne als Festmahl.
Vielleicht die Tatsachen
Wenn wir also der Aufforderung des Paulus folge leisten wollen und als Gemeinde ein Fest feiern wollen, und dann kommen wir ins Gemeindehaus, und dann sind die Lieder uralt, werden zu langsam angestimmt und man bekommt vom Gesang der Gemeinde einen Hörschaden - ist das dann eine gute Gemeinde, wo man hingehen sollte, um das hier von Paulus angesprochene Fest zu feiern?
Wenn der Prediger eine monotone Stimme hat, beim Reden stottert und der Ältestenrat wie eine Ansammlung von Schlaftabletten anmutet, ist das dann eine gute Gemeinde, wo man hingehen soll, um Festfeier mit neuem Sauerteig zu machen?
Wenn wir also der Aufforderung des Paulus folge leisten wollen und als Gemeinde ein Fest feiern wollen, und dann kommen wir also ins Gemeindehaus, und in dieser Gemeinde ist immer was los, auch für die Kinder und die Jugendlichen, dort sind nette Leute, sympathisch und freundlich, der Prediger ist ein Sympathieträger - ist das dann eine gute Gemeinde, wo man hingehen soll, um das hier von Paulus besprochene Fest zu feiern?
So nicht
Wir haben neulich mit einigen aus der Gemeinde zusammen nachmittags Kaffee getrunken, und es war sehr nett, und die Kinder konnten spielen und die Sonne schien und der Kuchen war lecker und die Atmosphäre gelöst, es war wunderbar, und jemand sagte: „Ja, so stelle ich mir Gemeinde vor!“ Zugegeben, ich war nicht pfiffig genug, in dem Moment zu sagen: „Ich nicht!“
So stelle ich mir gute Freunde vor. Und wenn gute Freunde innerhalb der Gemeinde habe, wo die Atmosphäre stimmt, wenn wir zusammen sind, dann ist das wunderschön. Aber ehrlich gesagt, ich habe auch schon phänomenal tolle Nachmittage mit Leuten verbracht, die waren von Jesus kilometerweit entfernt.
Das Wesen der Gemeinde
Wenn wir als Gemeinde ein fortdauerndes Fest feiern, so wird der Charakter dieses Festes nicht von der Stimmung oder dem Unterhaltungswert bestimmt. Sondern von Reinheit und Wahrheit.
Gemeinde ist dem Wesen nach
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die Gruppe der Leute, die von Gott in die Nachfolge seines Sohnes berufen sind (Gemeinschaft der Heiligen)
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die Säule und Grundfeste der Wahrheit
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der Körper von Christus
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da, wo Jesus in besonderer Weise mitten unter den Menschen ist
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die einzige Weise, wie das Reich Gottes sich heutzutage sichtbar zeigt
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das einzige auf dieser Welt, was nicht von dieser Welt ist. Und ist damit auch die einzige, die sich dem Fürst dieser Welt, dem Satan, nicht unterwerfen kann, darf, braucht.
Und in diesen sechs Sätzen, die ich so einfach dahingesagt habe, steckt so ungeheuer viel, steckt so eine unbeschreibliche Größe, dass die menschliche Sprache keine Worte hat, dieses hinreichend zu beschreiben.
Ausschlusskriterien
Und weil Gemeinde so einzigartig ist, muss sie das Fest auf so eine einzigartige Weise feiern. Sie muss, wie Paulus es hier ausdrückt, feiern
nicht mit altem Sauerteig, auch nicht mit Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit Ungesäuertem der Reinheit und Wahrheit.
Wenn Gemeinde also ihr Dasein als ein Fest versteht, dann darf sie
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sich bezüglich Unterhaltungswert und Showeffekten nicht vom Rest der Welt beeinflussen lassen. Nicht Kurzweil oder Langweil sind Kriterien fürs Gemeindeleben, sondern Reinheit und Wahrheit.
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sich bezüglich Größe der Gemeinde nicht von den Maßstäben der restlichen Welt beeinflussen lassen. Eine Gemeinde ist nicht deshalb gut, weil 200, 500 oder 2000 Leute in den Gottesdienst gehen. Sie ist gut, wenn sie in Reinheit und Wahrheit Gott dient.
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sich nicht vom mangelnden oder vorhandenen Charisma ihrer Leiter täuschen lassen. Nicht die persönliche Ausstrahlung ist entscheidend, sondern welches Geistes Kind einer ist. Nicht wie viel Wind jemand zu machen weiß, ist entscheidend, sondern wen er anbetet.
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sich nicht von der äußeren Atmosphäre beeinflussen lassen. Manchmal hat eine Gemeinde ein paar Leute, die das Gebot Jesu, dass man daran erkennt, dass wir seine Jünger sind, dass wir untereinander Liebe haben, so kuschelig umsetzen können; die ihrer Wesensart nach so warmherzig sind, dass die Atmosphäre einfach sichtbar von Wärme durchdrungen ist. Oder eine Gemeinde hat lauter sachorientierte, kühle, distanzierte Leute, für die alles, was über einen Händedruck hinausgeht, schon eine Verletzung ihrer Intimsphäre darstellt - diese Unterschiede mögen ein Kriterium sein, ob ich die Samstagabendshow im Fernsehen kriege, aber sie sind absolut kein Kriterium für die Qualität einer Gemeinde.
What did Jesus do?
Was der Leib Christi macht oder nicht macht, muss sich daran messen lassen, ob Jesus selbst es gemacht hätte oder nicht. Dessen Körper ist Gemeinde ja immerhin. Vieles, was in der Bibel unter dem Begriff „Sünde“ läuft, macht kurzfristig Spaß und hat einen hohen Unterhaltungswert. Das Fest aber, das Gemeinde mit ihrem Dasein feiern soll, hat als Ziel nicht Spaß, sondern ewige Freude. Jesus sein Handeln wurde nicht bestimmt von der Frage nach kurzfristigem Lustgewinn, sondern von der Frage nach den ewigen Werten.
Und so wird man in mancher Familie Sonntags morgens das Gejammer der Kinder hören, ob man nun wirklich in die Gemeinde müsse, das sei so langweilig. Und dann ist diese Empfindung der Kinder schon richtig, denn Gemeinde steht nicht in der Nachfolge von Jürgen von der Lippe, sondern in der Nachfolge von Jesus. Und Reinheit und Wahrheit im Sinne Jesu haben einfach keinen großen Unterhaltungswert und sind nicht quotentauglich, aber sie sind das, was im Leben wirklich zählt.
Der neue Sauerteig der Reinheit und Wahrheit, den Paulus uns hier empfiehlt, entfaltet seine wirkliche Schönheit und seinen wahren Wert oft erst bei sehr genauem Hinsehen. Das Fest, das wir mit Paulus feiern sollen, ist ein anderes als einfach hoch die Tassen, Stimmung, Senf an die Decke! Dafür hört es aber auch nie auf, und man hat nicht am nächsten Morgen einen Kater oder muss alles saubermachen.
Und wenn man dann Berichte aus den Leben von Gläubigen liest, dann hört sich das nach den äußeren Ereignissen her gar nicht nach Fest an - und doch überwiegt am Ende ganz deutlich der Jubel. Aber eben deshalb, weil man das Fest feierte
nicht mit altem Sauerteig, auch nicht mit Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit Ungesäuertem der Reinheit und Wahrheit.
Und das ungesäuerte schmeckt halt manchmal wie - naja, eben wie ungesäuertes! Es heißt ja auch, dass alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis in Christus verborgen sind. Da muss man halt ein bisschen gründlicher kauen. Das hat dann vielleicht keinen Schokoladenüberzug. Da sieht man vielleicht den Wert der Sache nicht auf Anhieb. Aber es entspricht der Reinheit und der Wahrheit.
Fehlende Gäste
Und dann, nachdem Paulus die Gemeinde nun auffordert, auf diese ungewöhnliche Art und Weise das Fest des Lebens zu feiern, erklärt er gleich anschließend, dass gewissen Leute nicht mitfeiern können. Und er begründet das nicht. Es ist einfach klar, dass eine gewisse Lebensart zu diesem Fest mit Jesus nicht dazu passt. Genau wie der Sauerteig einfach nicht zum Passah passte, weil es einfach nicht zusammen gehört. Und genauso gehören zu dem Fest mit Jesus einfach keine Dinge, die nicht zu Jesus passen; Dinge, die Jesus nicht gemacht hat. Und da Gemeinde ja nun der neue Körper von Jesus ist und die Gruppe der Leute darstellen soll, die einmal die Ewigkeit mit Jesus verbringen sollen, - denn das Fest unseres Lebens soll ja direkt ins himmlische Fest einmünden - passen dann gewisse Dinge einfach nicht dazu. Paulus zählt sie hier auf, aber diese Aufzählung ist natürlich nicht komplett:
5/11 Nun aber habe ich euch geschrieben, keinen Umgang zu haben, wenn jemand, der Bruder genannt wird, ein Unzüchtiger ist oder ein Habsüchtiger oder ein Götzendiener oder ein Lästerer oder ein Trunkenbold oder ein Räuber, mit einem solchen nicht einmal zu essen.
Also wie gesagt, die Aufzählung ist nicht komplett. Wer meint, das Fest seines Lebens mit massig Alkohol aufpeppen zu müssen, der kann das machen - aber beim Fest der Gemeinde kann er nicht mitfeiern. Wer meint, seinem Leben bestimmte Highlights aufsetzten zu müssen durch irgendeine Form von Götzendienst - also es gibt nicht nur Horoskope und schwarze Katzen, es gibt auch Konsumtempel und Fortschrittsglaube - der kann als freier Mensch diesen Lebensstil wählen, aber beim Fest der Erlösung, beim Fest der Befreiung und der Verheißung des gelobten Landes wird er nicht dabei sein können. Denn die Verheißung gilt nicht für seinen Lebensstil, von der Befreiung macht er keinen Gebrauch, oder ganz einfach: Das passt nicht zu Jesus. Gemeinde wird auf solche Menschen verzichten müssen.
Dieser Artikel begann so:
Wisst ihr nicht, dass ein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert? 5/7 Fegt den alten Sauerteig aus, damit ihr ein neuer Teig seid,
Jeder einzelne muss in seinem Leben schauen, dass er nicht Anteile hat, die einfach nicht zum Fest passen. Anteile, die vielleicht relativ gering sind, aber einen sauren Geschmack auf das ganze Leben legen. Und die Gemeinde muss aufpassen, dass sie das Fest des Lebens nicht feiert in einem Stil, der nicht passt, und der das ganze Fest ruiniert. Denn feiern sollen wir unser Leben, aber so:
lasst uns Festfeier halten, nicht mit altem Sauerteig, auch nicht mit Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit Ungesäuertem der Reinheit und Wahrheit.