1.Korinther 11,04-05 Unterordnung, ach je!
1.Korinther 11,4-5
4 Jeder Mann, der betet oder weissagt und <dabei etwas> auf dem Haupt hat, entehrt sein Haupt.
5 Jede Frau aber, die mit unverhülltem Haupt betet oder weissagt, entehrt ihr Haupt; denn sie ist ein und dasselbe wie die Geschorene.
An seinem revolutionären Willen könnte Gott wirklich noch arbeiten.
Denn da, wo sich ein Aufstand politisch und gesellschaftlich wirklich lohnen würde, da handelt Gott genau gegenteilig: Er akzeptiert die vorhandenen weltlichen Verhältnisse.
Nicht nur, dass sie ihn nicht stören.
Nein, Gott handelt besonders segensreich unter Ausnutzung der weltlichen Systeme.
Denn das Letzte, was Gott will, ist Anarchie.
Die armen Frauen
Das mussten einige Frauen in Korinth merken, die in der Gemeinde beten und weissagen wollten ohne die damals obligate Kopfbedeckung.
Wohlgemerkt: Diese Frauen wollten nicht den Kaffee kochen in der Gemeinde und nicht aus der Bibel vorlesen, es ging nicht ums Singen und nicht ums Stühle stellen.
Es ging um etwas, das man nur mit einer göttlichen Vollmacht machen kann.
Beim Weissagen erklärt sich das von selbst: Wer sagen will, was Gott gerade sagen will, der braucht dazu die Vollmacht von Gott. Wen Gott nicht gesandt hat, der kann nicht in Gottes Namen handeln, und wem Gott nichts sagt, der kann dann auch nichts sagen.
Beim Beten in der Gemeinde erklärt sich das in der heutigen Zeit leider nicht mehr von alleine: „Oh God, please give me a Mercedes Benz“ ist heute leider gottesdienstfähig. OK, zugegeben, die wenigsten sind so egoistisch, das für sich sich selber zu bitten, aber für Schwester Hiltrud könnten wir so etwas nettes doch beten, und in der Formulierung „Oh Herr, mach doch, dass mein Prozess zu meinen Gunsten ausgeht“, da ist es auch gemeindefähig.
Paulus geht aber davon aus, dass man die individuellen Wünsche zu Hause betet und in der Gemeinde Gott um die Dinge bittet, die der Christus will.
Also „in Jesu Namen“.
Der Gedanke damals war: Wenn die Gemeinde nun schon mit Gott zusammen ist, dann verbringen wir die Zeit doch nicht mit dem Wetter und den Wehwehchen und der sicheren Rückkehr von der Urlaubsreise. Wenn wir schon mit Gott zusammen sind, dann wollen wir doch vollmächtig beten, dann wollen wir doch das Große voranbringen, dem Teufel wehren, am bombastischten Reich dieser Welt bauen, das wahrhaft Gute in Gang bringen und uns an weltumspannenden Vorgängen beteiligen.
Und dazu braucht man eine Vollmacht.
Für den Mercedes braucht man keine Vollmacht. Man kann vermutlich nicht in Jesu Namen um einen Mercedes bitten. Das muss man schon im eigenen Namen machen.
Das Wesen der Vollmacht.
Nun kann man eine Vollmacht nur ausüben, wenn man den Willen des Vollmachtgebers akzeptiert.
Vollmacht gibt es nur durch Unterordnung.
Wenn eine Generalvollmacht von Tante Gertrud bekomme, dann muss ich mich Tante Gertrud unterordnen. Ich muss, wenn ich die Vollmacht nutze, exakt das tun, was Tante Gertrud will.
Es geht auch nicht, dass ich zur Hälfte das mache, was Tante Gertrud will, und bezüglich der anderen Hälfte ignoriere ich Tante Gertruds Willen, weil ich ihn für blöd halte, und mache – angeblich im Namen von Gertrud – etwas völlig anderes. Etwas, was ich für klug und angemessen halte.
Eine Vollmacht verlangt eine strikte Unterordnung unter denjenigen, der mir die Vollmacht erteilt hat.
Gott und das System
Gott akzeptiert und benutzt gesellschaftliche Systeme.
Gott ist so stark, der wird selbst durch die obskursten gesellschaftlichen Systeme nicht behindert. Gesellschaftliche und politische Systeme sind für Gottes Wirken irrelevant.
In 1.Korinther 11 bestimmte das System, dass eine verheiratete Frau eine Kopfbedeckung trägt. Sie war „unter der Haube“. Sie war gesellschaftlich nicht gleichberechtigt, aber der beste Rechtsstatus, den sie haben konnte, war immer noch verheiratet zu sein.
Die Unverheiratete, „Verschmähte“, die Geschiedene oder die Witwe standen rechtlich viel schlechter.
Gott akzeptiert das gesellschaftliche System, auch wenn es nach humanistischen Maßstäben ungerecht ist, und in Korinth haben wir ein paar Frauen, die akzeptieren es nicht.
Worum es Paulus ging
Die Frage von Kopfbedeckung und Haarlänge war dem Paulus völlig egal. Der war ja kein Modeberater.
Dem Paulus ging es um die Macht der Gemeinde. Um die Stellung der Gemeinde gegenüber dem Bösen.
Und wenn man in der Gemeinde eine Reihe von Leuten sitzen hat, die angeblich im Namen Jesu bitten – es hört sich auch so an, als bäten sie, was Jesus bitten würde – und die angeblich weissagen, also Gottes Meinung wiedergeben, aber in zentralen Dingen lehnen sie Gottes Meinung ab -
sie bitten also, dass Gottes Wille geschieht, gleichzeitig halten sie Gottes Willen bezüglich der grundsätzlichen Stellung Gottes zu weltlichen Systemen aber für falsch -
„Gott, Deine Wille geschehe in dieser und jener Hinsicht, aber bezüglich des einen und auch des anderen geschehe Dein Wille bitte nicht, denn dein Wille ist Käse.“
Es ist ohnehin schon schlecht, wenn sich die Gemeinde oder einige ihrer Glieder Gottes nicht unterordnen.
Aber wenn die, die sich Gott nicht unterordnen wollen, dann auch noch Maßstäbe setzen wollen in der Gemeinde, indem sie den angeblichen Willen Gottes verkünden, dann kann vielleicht jeder einsehen, dass eine Form von Heuchelei und Verlogenheit ist, die dem Teufel die Tür zur Gemeinde aufmacht.
Wenn der Kopf außenrum sagt: „Ich beachte Gottes Ordnungen nicht“ und der Mund sagt „ich verkünde Gottes Ordnungen“, dann ist das Reden mit gespaltener Zunge, und das bringt der Gemeinde nur Unheil.
Schlusswort:
Vollmacht hängt an Unterordnung.
Immer und überall.
Auch in der Gemeinde Gottes.