Offenbarung 22,3 - Warum man uns die Existenz des Thrones im Himmel mitteilt

In Offenbarung 22,3 wird uns berichtet, dass der Thron Gottes im Neuen Jerusalem steht. Was wir allerdings eigentlich schon aus Vers 1 wussten, denn da war der Thron schon die Quelle für den Fluss.

Das besondere hier ist, dass der Ausgangspunkt von Gottes Herrschaft hier mit dem Zielpunkt seiner Herrschaft gleichgesetzt ist. Im AT war es ja so, dass der Ausgangspunkt von Gottes Herrschaft entweder der Thron Gottes war, den man sich im Himmel vorstellte oder zwischen den Engeln auf der Bundeslade, oder der Ausgangspunkt von Gottes Herrschaft war das Gesetz des Mose, also letztlich ein Buch. Der Zielpunkt von Gottes Herrschaft aber war die Erde. Ausgangspunkt und Zielpunkt befanden sich an unterschiedlichen Orten.

Damit haben wir jedesmal eine Außensteuerung. Dem Menschen wird von außen, von jemand oder etwas, das eindeutig von ihm getrennt ist, gesagt, was er zu tun und zu lassen habe. Gott hatte Wünsche, und der Mensch hatte Wünsche, und jeder hat versucht, seine Wünsche durchzusetzen.

Damit war aber Sünde überhaupt erst möglich. Abraham hatte noch wenig Möglichkeiten zum Sündigen, denn so sehr viele Anweisungen von Gott, die er hätte befolgen müssen, gab es nicht. Aber seit es das Gesetz des Mose gab, existierten jede Menge Möglichkeiten, wie man sündigen konnte. Dieses Gesetz, diese Außensteuerung war auch nötig, denn wer zum Volk Israel gehörte, gehörte ja nicht freiwillig dazu, sondern gezwungenermaßen durch Geburt. Da musste man also gelegentlich schon ein wenig Druck ausüben.

Der neue Bund ist aber anders gedacht. Jeremia 31,33

33 Sondern das ist der Bund, den ich mit dem Haus Israel nach jenen Tagen schließen werde, spricht der HERR: Ich werde mein Gesetz in ihr Inneres legen und werde es auf ihr Herz schreiben. Und ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.

Der neue Bund ist als Innensteuerung konzipiert – „intrinsische Motivation“ würden die Motivationstrainer sagen. Der neue Mensch soll das Richtige nicht tun, weil es als Anweisung in einem Buch steht oder weil mittels Propheten von außen Befehle verkündet werden, sondern weil er Gott liebt. Weil der Mensch Gott liebt, wird er Dinge tun, die Gott eine Freude machen.

Oder anders gesagt: Gott lebt in mir. Mein Wille wird verwandelt zu Gottes Willen, so dass ich tue, was Gott gefällt, weil es für mich das Natürliche und das Logische ist.

Und natürlich kommen hier auch so Dinge zum Tragen wie „meine Schafe hören meine Stimme“. Wenn man mal nicht weiß, was richtig ist, so muss man heute nicht mehr in einem Buch nachschlagen, sondern man kann Gott, der ja in einem wohnt, persönlich fragen (Jakobus 1,5 „Wenn jemand von Euch Weisheit mangelt, der bitte Gott …“).

Der Thron im neuen Jerusalem weist darauf hin, dass der neue Bund die Innensteuerung des Gläubigen und der Gemeinde voraussetzt und nicht etwa eine Außensteuerung nach Gesetzen und Regeln. Im Neuen Bund haben Gott und die Menschen Gemeinschaft, und Gott wohnt im Menschen, weshalb der Mensch auch in der Lage sein müsste, Gottes besonderen Willen für die jeweilige Situation wahrzunehmen.