Offenbarung 22,2 Warum steht das mit den Blättern in der Offenbarung?

Dass die Blätter am Lebensbaum zur Heilung der Völker dienen, macht bei Hesekiel (Kapitel 47) Sinn, denn damals gingen die Juden noch davon aus, dass der Baum des Lebens nur für sie sei.

Aber warum wird hier in der Offenbarung die Heilung der Völker als noch zu vollziehende Maßnahme beschrieben?

Zum einen muss man sehen, dass hier nicht um einen völkischen Gedanken geht. Wenn hier von den „Nationen“ oder „Völkern“ die Rede ist, dann meint das schlicht alle Menschen auf der Erde. Und auch die Juden zählen zu diesen Nationen, denn ein Jude, der in den USA geboren wurde, verliert ja nicht die amerikanische Volkszugehörigkeit, weil er zum Volk der Juden gehört.

Zum anderen darf man nicht vergessen, dass uns das Neue Jerusalem nicht beschrieben wird, damit wir wissen, was wir nach unserem Tode zu erwarten haben. Wir erfahren in diesen Kapiteln der Offenbarung eigentlich nichts über den Himmel. Es kommen nämlich in dieser ganzen Beschreibung fast keine Menschen oder Seelen vor, außer in Vers 3 und Vers 5, und da steht auch nur, dass Gottes Knechte ihm dienen werden und dauerhaft regieren werden – und mit dieser Information sind wir nicht schlauer als vorher.

Wenn wir eines Tages im Himmel ankommen, brauchen wir nicht enttäuscht zu sein, weil es dort keinen Fluss und keinen Baum des Lebens gibt. Denn die letzten Kapitel der Offenbarung sind nicht geschrieben, damit wir wissen, wie es im Himmel aussieht, sondern damit wir wissen, was die vollendete Gemeinde ausmacht, und damit wir von ihr runterrechnen können auf die unvollendete Gemeinde, also die heutige.

Denn die Aussage, dass der Baum des Lebens im neuen Jerusalem steht, wäre aus Sicht des Himmels sinnlos. Wer im Himmel ist, hat schon das ewige Leben, der braucht den Baum nicht mehr.

Ebenso braucht, wer im Himmel ist, die Blätter des Baumes nicht mehr, denn er ist schon heil.

Aber in unserer heutigen Welt haben wir zwei unterschiedliche Vorgänge: In der Taufe empfängt der Mensch das ewige Leben, er isst also sozusagen von dem Baum. Davon ist der Mensch aber noch lange nicht heil, weder innerlich noch äußerlich.

„Heilung“ ist aber im NT ein ganz großes Thema, was man natürlich am deutlichsten daran sieht, wie oft und wie gründlich Jesus geheilt hat.

In den Briefen wird „Heilung“ dann eher als die Befreiung aus der Macht des Bösen verstanden, also als die Heilung der Weltkrankheit.

Die Sache mit den Blättern des Baumes steht hier, damit wir verstehen, dass es nicht reicht, vom Baum des Lebens zu essen und damit ewiges Leben zu haben, sondern dass die Heilung des Menschen ein ganz dringendes Anliegen Gottes ist.