Offenbarung 6,12-17 Das sechste Siegel und die Flucht vor dem Sein

Dieser Artikel beantwortet die Frage, warum die Leute im 6. Siegel scheinbar um ihr Leben rennen, obwohl ihnen niemand etwas angedroht hat oder ihnen etwas getan hat.

Dieser Artikel bietet Ihnen ausreichend Angst und Schrecken. Betrachtet er doch die Öffnung des sechsten Siegels des Buches, welches das geschlachtete Lamm seit Kapitel 5 öffnen kann.

Bitte beachten Sie zuerst: Das Buch ist noch zu. Geschlossen.

Erst wenn das 7. Siegel gebrochen wird, ist die Buchrolle entrollbar. Erst dann kann das Buch geöffnet werden. Und folglich kann auch erst dann der Inhalt des Buches in Kraft gesetzt werden.

Der Wille Gottes kann also noch keine Wirkung entfalten.

Auch die Teile des göttlichen Willens, die als gerichtliche Verurteilung erscheinen, können noch nichts ausrichten. Es gibt noch kein weltweites Gericht, denn das Buch, in dem auch etwas über weltweite Verurteilung drin steht, ist noch geschlossen.

Der endgültige Wille Gottes ist noch nicht in Kraft gesetzt. Das Buch ist noch zu.

Es ist noch gar nichts passiert.

Der Neuankömmling

Das Einzige, was bisher passiert ist, ist, dass der Christus erschienen ist und dass nun klar ist, dass da jemand ins Spiel eingreift, der das Buch öffnen kann, der also den Willen Gottes wird durchsetzen können.

Das Einzige, was bisher passiert ist, ist, dass ein neuer Mitspieler die Weltbühne betreten hat.

Aber gemacht hat der noch gar nichts.

Er kann ja auch nichts machen, denn das Buch, seine Bestallungsurkunde, ist ja noch zu.

Und jetzt macht der Christus also das sechste Siegel auf – das Buch ist damit immer noch geschlossen – und es geschieht folgendes:

Offenbarung 6,12

12Und ich sah, als es das sechste Siegel öffnete: Und es geschah ein großes Erdbeben;

Das ist ein natürliches Ereignis. Erdbeben kommen im Nahen Osten immer mal wieder vor. Sie waren für die Menschen der damaligen Zeit vielleicht beängstigender als für uns heute, weil wir heute etwas über die Verschiebung von Kontinentalplatten wissen, während die Menschen damals sich viel Phantasievolles ausdenken konnten, warum der Boden so dermaßen wackelt.

Aber irgendeine Art von göttlichem Gericht ist noch nicht geschehen. Es war einfach nur das natürliche Ereignis eines kräftigen Erdbebens.Offenbarung 6,12

Offenbarung 6,12

und die Sonne wurde schwarz wie ein härener Sack,

Eine Sonnenfinsternis. Das ist ein natürliches Ereignis. Natürlich kam so etwas im Leben eines Orientalen höchstens ein oder zweimal vor. Das war selten, das war unerklärlich, das war beängstigend. Man kannte die Ursache und die Zusammenhänge nicht.

Aber irgendeine Art von göttlichem Gericht ist noch nicht geschehen. Es war einfach nur das natürliche Ereignis einer Sonnenfinsternis.

Immer noch Vers 12:

und der ganze Mond wurde wie Blut,

Eine Mondfinsternis. Ich brauche den ganzen Text von der Sonnenfinsternis hier wohl nicht noch einmal zu wiederholen.

Es findet kein göttliches Gericht statt, es ist nur das natürliche Ereignis einer Mondfinsternis.

Offenbarung 6,13

13und die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, wie ein Feigenbaum, geschüttelt von einem starken Wind, seine Winterfeigen abwirft.

Sternschnuppen. Die Menschen der damaligen Zeit wussten nichts von verglühenden Kometentrümmern. Optisch war zwischen einem normalen Stern und einer abstürzenden Sternschnuppe kein Unterschied, und wenn die nach unten fielen, schien es nur logisch, dass sie auf der Erde landen würden.

Beängstigend, unerklärlich, aber das Gericht Gottes hat noch immer nicht stattgefunden. Es ist einfach nur das natürliche Ereignis eines Meteorschwarms, wie wir sie in Deutschland ja im August immer anschauen können.

Offenbarung 6,14

14Und der Himmel schwand dahin wie ein Buch, das zusammengerollt wird,

Dass der Himmel zusammengerollt wird wie ein Buch, kann man in Mitteleuropa selten sehen. Aber aus den USA kennt man solche Wolkenbildungen am Anfang eines Unwetters, und wenn im Orient ein Sandsturm aufzieht, kommt er manchmal auch mit Wolkenformationen, die sehr niedrig sind und wie ein aufgerollter Himmel aussehen. Und dahinter kommt immer sehr unangenehmes Wetter.

Ein göttliches Gericht ist hier noch nicht geschehen. Ein Unwetter zieht auf. Da kann man sich vor fürchten, aber man fürchtet sich dann vor einem natürlichen Ereignis. Es braut sich was zusammen – aber es wäre nicht das erste Unwetter, das wir überstanden haben.

Immer noch Vers 14:

und jeder Berg und jede Insel wurden von ihren Stellen gerückt.

Dass ein Berg oder eine Insel von ihrer Stelle gerückt wird, werden wir mit GPS wohl nicht mehr erleben. Wenn Sie aber damals einen weiten Weg gegangen oder geritten sind, durch Steppe oder Wüste oder einfach nur so durch Wildnis, und Sie wussten: Wenn dieser eine Berg kommt, dann muss ich links abbiegen – und wenn der Berg dann nicht kommt – Sie hatten ihn übersehen, weil er in Wolken war; oder Sie sind in die falsche Richtung gelaufen; oder er kommt später, aber Sie denken, er hätte längst dagewesen sein müssen – dann ist die Panik groß. Denn dann sind Sie verloren. Dann haben Sie keine Orientierung mehr, dann kann jede Richtung, in die Sie gehen, die falsche sein.

Das gleiche in der Seefahrt, wenn Sie ein Landzeichen suchen, nach welchem Sie die Richtung ändern müssen, und diese Insel oder was immer es ist kommt nicht – dann viel Spaß!

Ein göttliches Gericht ist bisher nicht geschehen. Die Orientierungspunkte für den Lebensweg sind irgendwie verschwunden, und die Menschen kommen sich nun arg verloren vor. Aber so etwas geschieht einem im Leben ja gelegentlich.

Die Reaktion

Also nochmal: Es ist bisher im 6. Siegel nichts Gravierendes geschehen. Niemand wurde geschlagen, keiner wurde ermordet. Kein höllisches Feuer, kein göttlicher Blitz. Umso erstaunlicher die Reaktion der Menschen: Offenbarung 6,15–17

15Und die Könige der Erde und die Großen und die Obersten und die Reichen und die Mächtigen und jeder Sklave und Freie verbargen sich in die Höhlen und in die Felsen der Berge;

16und sie sagen zu den Bergen und zu den Felsen: Fallt auf uns und verbergt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt, und vor dem Zorn des Lammes!

17Denn gekommen ist der große Tag ihres Zorns. Und wer vermag zu bestehen?

Diese Leute verstecken sich in den Höhlen und fordern die Berge auf, mit aller Gewalt ein schützendes Dach für sie zu sein.

Dabei ist ihnen noch gar nichts angedroht worden.

Niemand hat ihnen etwas getan.

Keine Posaune wurde geblasen, kein Zornesbecher ausgegossen.

Das einzige, was passiert ist, ist: Der Erlöser ist gekommen.

Der, der den Willen Gottes tatsächlich umsetzen kann, der ist jetzt da.

Der macht aber noch nichts. Der ist nur anwesend.

Und damit stehen die Zeichen auf Sturm. Oder auf Erdbeben oder auf Finsternis oder auf Orientierungslosigkeit.

Der Christus erscheint, und ein Großteil der Welt gerät in Panik.

Nichts Neues

Das war ja schon so, als Jesus auf die Erde kam.

Der Teufel versuchte, ihm sein ganzes Reich zu geben, nur damit er den Christus als Gegner los war. Wenn der Teufel dem Christus alles geben will, was er hat, dann ist das ein Akt der Verzweiflung.

Die Pharisäer und der Hohe Rat hatten eine Krisensitzung nach der nächsten, und ihnen fiel letztlich keine andere Lösung ein, als Jesus umzubringen.

Die schlimmsten Dämonen, nämlich die von den Besessenen vom Friedhof, fingen bei Jesu Anblick an zu schreien. Von alleine. Jesus war nur auf der Bildfläche erschienen.

Bei Zachäus lief es etwas besser, der versprach, alles zu Unrecht kassierte zurückzugeben, nachdem Jesus bei ihm aufgetaucht war.

Und nach der Auferstehung ging das so weiter:

Die vom Bösen besessene Wahrsagerin in Philippi rannte dem Paulus schreiend hinterher.

Als Paulus und Silas im Gefängnis Loblieder sangen, barsten die Gefängnistüren.

In Ikonion wollten sie Barnabas und Paulus steinigen. Also die höchstmögliche Strafe. Die hatten aber nicht die städtische Brücke in die Luft gesprengt. Aber das Weltenreich hatte Panik bekommen.

Und als Paulus in Ephesus war, entstand ein solcher Aufstand, als wenn Bayern München beim HSV verloren hätte.

In Jerusalem reichte es (Apg 5,15), dass der Schatten des Petrus auf die Kranken fiel, und die Krankheiten ergriffen die Flucht.

Was passiert

Das Böse gerät in all diesen Beispielen und eben auch im 6. Siegel nicht dadurch in Gefahr, dass man ihm mit allen möglichen Strafen droht, mit ewigen Höllenqualen und mit dem Wurm, der nicht stirbt.

Sondern das Böse gerät allein deshalb in Panik, weil einer auftaucht, der die Macht hat, den Willen Gottes zu tun.

Den Willen Gottes umzusetzen.

Das Böse ist nicht mehr Alleinherrscher.

Sondern da ist jetzt einer, gegen den käme das Böse nicht an.

Da ist jetzt einer, der kann das Böse enttarnen.

Es gibt für das Böse jetzt keinen sicheren Platz mehr.

Und darum hyperventiliert das Böse, darum verbreitet sich nun das Gefühl, dass ein Unwetter heraufzieht, alle Orientierung verschwindet, das Licht ausgeht und der Boden unter den Füßen ins Wanken gerät.

Das Gericht

Es ist ein Irrtum, zu denken, das Gericht komme erst am Ende aller Zeiten.

Am Ende aller Zeiten wird es auch ein Gericht geben, das wird dann aber nochmal anders sein.

Im Moment gilt das, was das Johannesevangelium über das Gericht sagt: Johannes 3,19

19Dies aber ist das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen haben die Finsternis mehr geliebt als das Licht, denn ihre Werke waren böse.

Der Moment, wo das Böse in akute Gefahr gerät, ist nicht dermaleinst. Er ist jetzt.

Offenbarung 6,17In dem Moment, wo das Licht in die Welt kommt, ist alles über das Böse gesagt.

In dem Moment, wo das Licht in die Welt kommt, ist die Finsternis als Finsternis wahr­nehm­bar. Jeder kann sie erkennen. Sie ist enttarnt.

Und wer jetzt noch auf der Seite der Finsternis stehen will, der hat ein Problem. Ein großes. Denn jetzt kommen Sonnenfinsternis und Erdbeben und Unwetter und unauffindbare Berge und abstürzende Sterne zusammen.

Jetzt sieht das Böse seine Felle davon schwimmen und seine Welt einstürzen.

Also theoretisch.

Warum dieser Artikel geschrieben wurde

Da der Christus jetzt in den Christen wohnt, müsste eigentlich da, wo die Christen auftauchen, das Böse zu schreien anfangen.

Das Böse müsste bei unserer Anwesenheit so dermaßen in Bedrängnis kommen – nicht, weil wir irgend etwas heldenhaftes machen oder irgendwelche kriminellen Machenschaften aufdecken, sondern nur deshalb, weil der Christus mit uns kommt.

Nicht, weil wir so ungemein moralisch handeln. Moral führt in der Regel nicht zum Guten, sondern macht es meistens nur schlimmer.

Wer den Lügner benennt und die Abtreibung verurteilt und den Müllsünder auffordert, seinen Müll wieder aufzuheben, wird das Böse nicht das Fürchten lernen, sondern so ein Verhalten wird meistens zu noch mehr Bösem führen.

Das Böse gerät nicht in Bedrängnis, weil man moralisch handelt und Spendenaffären aufdeckt und CO2-Sünder anspricht und demjenigen die Meinung sagt, der zu unrecht auf dem Behindertenparkplatz parkt.

Das Böse gerät nicht in Bedrängnis wegen dem, was wir tun. Unser Handeln kann dazu kommen, das mag sein.

Aber das Böse gerät in Bedrängnis, weil Christus in uns wohnt.

Das Böse gerät in Gefahr, weil mit uns ein Geist kommt, der stärker ist als alle anderen Geister.

Das Böse gerät in Not wegen dem, was wir sind.

Ist übrigens im Neuen Bund auch gegenüber Gott so, dass vor Gott das zählt, was wir sind.

Nämlich wiedergeboren, Geistesträger, geheiligt.

Wenn in erster Linie zählen würde, was wir tun, dann hätten wir nämlich den Alten Bund.

Vor Gott zählt das neue Leben.

Vor dem Bösen ist es genauso. Es zählt, was wir sind.

Warum das sechste Siegel überhaupt beschrieben wird

Das sechste Siegel wurde uns von Gott erzählt, damit deutlich wird, welch eine Wirkung allein vom Auftauchen des Christus ausgeht.

Die Christen sollen wissen: Wenn das Böse panisch auf euch reagiert und überhaupt nicht sachlich oder cool oder irgendwie, dass man damit umgehen kann, dann hat das seine Richtigkeit.

Die Gläubigen sollen eigentlich der Schrecken des Bösen sein.

Durch ihr Sein. Durch das was sie sind.

Das wäre die Idee.