Matthäus 7,21-23 Er kennt uns nicht!

Diese Leute hatten tatsächlich Vollmacht.

Sie konnten Dinge tun, die kein Mensch mit seiner eigenen Kraft tun kann.

Und das betonen sie ja auch, dass es nicht mit ihrer eigenen Kraft war: „In Jesu Namen“ haben sie es getan. Mit einer Autorität, die sie von Jesus haben.

Hier sehen wir aber, dass Vollmacht nicht alles ist.

Die Wichtigkeit von Kraft

Nun ist Kraft im Reich Gottes extrem wichtig.

Paulus betont mehrmals gegenüber den Korinthern, dass er zu ihnen nicht mit vielen warmen Worten gekommen ist, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft.

Und Paulus betont auch, dass das Reich Gottes nicht in Worten besteht, sondern in Kraft.

Es ist beabsichtigt und wichtig, dass die Gläubigen gegenüber der Finsternis nicht hilflos und machtlos dastehen.

Jesus ist ja extra dafür gekommen, dass die Menschen ein Mittel gegen den Teufel und eine Möglichkeit gegen das Böse in jeder Form haben.

Folglich ist das, was diese Gläubigen hier gemacht haben, nicht falsch.

Eigentlich, so müsste man denken, erfüllen sie doch den Willen Jesu.

Aber genau den erfüllen sie eben nicht.

Der Wille Gottes

Der Wille Jesu ist, dass der Wille Gottes getan wird.

Das durchzieht Jesu ganzes Leben, und es wird insbesondere im Johannesevangelium betont, dass der Wille Gottes für Jesus das Wichtigste überhaupt ist.

Das oberste Ziel ist also nicht das Umsetzen von Möglichkeiten.

Die Priorität ist nicht ein Maximum an göttlicher Kraft.

Es gibt keine Forderung, das Optimale aus dem Vorhandenen herausholen. So wie es diese Gläubigen gemacht haben: Es gab die Möglichkeit, durch Jesu Kraft und Gabe Großes zu vollbringen, also haben sie es getan.

Ein ähnliches Bild hatten wir in Korinth: Man hatte sehr viele übernatürliche Gaben. Man war bemüht, aus der Kraft des Heiligen Geistes das bestmögliche rauszuholen.

Und Paulus musste eingreifen und zuerst einmal erwähnen, dass die Liebe im Willen Gottes weitaus höher steht als die Umsetzung von kraftvollen geistlichen Strategien gegen das Böse.

Der Wille Gottes besteht also keinesfalls darin, dass um jeden Preis und mit aller Macht die geistlichen Gaben gegen das Böse eingesetzt werden.

Sondern das Benutzen der geistlichen Gaben unterliegt immer noch dem Willen Gottes.

Die geistlichen Gaben sind nicht dazu da, dass man sie nach Gutdünken einsetzt.

Man hat, wenn man im Besitz solcher Gaben ist, nicht die Freiheit der jederzeitigen Anwendung.

Der Wille Gottes lässt sich nicht so ableiten, dass man sagt: „Es war offensichtlich der Wille Gottes, dass ich diese Vollmacht habe, und also ist es doch wohl auch Gottes Wille, dass ich sie so oft es geht einsetze. Ohne irgendwelche Rückfragen, denn die Tatsachen sprechen ja für sich.“

Das ging schon bei Saul nicht, der auch hätte argumentieren können, dass Gott ja schließlich Opfer in seinem Gesetz vorgeschrieben hatte, Opfern entspräche als dem Willen Gottes, und das sei ja genau das, was Saul vorhatte. Aber er musste sich von Samuel belehren lassen, dass Gehorsam besser ist als Schlachtopfer (1.Sam 15,22).

Alle Ausreden, die darauf hinauslaufen, dass man die Bibel (oder das Gesetz) gegen den Willen Gottes ausspielt und sagt, man habe ja den Vorschriften Gottes gehorcht, das sei nachlesbar und damit nachweisbar, werden bei Gott nicht durchgehen. Es gibt eine große Zahl an Bibelstellen dazu, z.B. 1.Sam 13,12; Spr 21,3; Pred 4,17; Jes 1,11-17; Jer 7,22.23; Hos 6,6; 8,13; Am 5,22.24; Mk 12,33.

Beispiele für den Unterschied zwischen dem Einsatz der Geistesgaben und dem Willen Gottes.

  • In 1.Kor 14,30-33 wird der Friede im Willen Gottes höher angesiedelt als die Ausübung der Prophetie. 

30 Wenn aber einem anderen, der dasitzt, eine Offenbarung <zuteil> wird, so schweige der Erste. 

31 Denn ihr könnt einer nach dem anderen alle weissagen, damit alle lernen und alle getröstet werden. 

32 Und die Geister der Propheten sind den Propheten untertan. 

33 Denn Gott ist nicht <ein Gott> der Unordnung, sondern des Friedens.

  • Petrus und Johannes sind schon x-mal an dem Gelähmten am Tempeltor vorbeigegangen, bis sie ihn dann eines Tages heilten. Erst da war Gottes Zeitpunkt gekommen.
  • Paulus hat die Sklavin mit dem Wahrsagegeist viele Tage schreien lassen, weil es der Wille Gottes war, dass die Gemeinde in Philippi in die Gänge kam. Der Aufruhr, der auf die Austreibung des Wahrsagegeistes folgte, verhinderte aber eine weitere Aufbauarbeit des Paulus. Darum wurde der Geist erst ausgetrieben, als der Schaden, den die Sklavin anrichtete, größer war als der Gewinn in der Aufbauarbeit.
  • Als bei der Versuchung Jesu der Teufel bei der dritten Versuchung die größtmögliche Macht anbot, schlug Jesus sie aus, weil sie nicht dem Willen Gottes entsprach. Obwohl man doch eigentlich denken müsste, dass größtmögliche Macht für das Gute eigentlich im Sinne Gottes sein müsste.

Warum hatten die Verworfenen die übernatürliche Kraft?

Stellt sich natürlich die Frage, wieso diese Gläubigen denn in der Kraft des Christus handeln konnten, wenn der Christus sie doch verwarf?

Das hängt damit zusammen, dass die göttliche Kraft vom Glauben abhängig ist und durch den Glauben eingeschaltet wird.

Wenn also jemand ein großes Vertrauen zu Gott hat, dann wird Gott dieses Vertrauen erstmal nicht enttäuschen.

Das Verleihen der göttlichen Gaben ist nicht von einer perfekten Gottesbeziehung abhängig, sondern von großem Glauben.

Aber selbstverständlich verpflichtet eine solche Ausrüstung im Folgenden dazu, sie im Sinne des Ausrüsters zu benutzen.

Selbst wenn der Mensch, als er die Vollmacht bekam, noch nicht so weit war, dass er verstanden hat, dass er sie nach der Anweisung Gottes gebrauchen soll, so wird dieses Wachstum in der Erkenntnis aber von ihm erwartet.

Übernatürliche Vollmachten bekommt man nicht der übernatürlichen Vollmachten wegen, sondern um den Willen Gottes tun zu können.

Übernatürliche Vollmachten sind kein Selbstzweck. Sondern sie haben den Zweck, dass Gottes Wille geschieht.

Warum entzieht Gott den Gläubigen ihre Vollmacht nicht wieder?

Auf diese Frage weiß ich keine genaue Antwort.

Es fällt aber auf, dass auch Saul das Königtum (auch eine göttliche Vollmacht) nicht entzogen wurde, obwohl er in Gottes Augen bereits verworfen war. Und David hatte das kapiert, das Saul immer noch der Gesalbte des Herrn war, obwohl das Gericht über Saul schon feststand. Deshalb hat David Saul nie getötet, wenn sich die Gelegenheit dazu ergab.

Ebenso auffällig ist, dass Jesus in den Sendschreiben den Gemeinden, die nicht gut genug sind, nicht ihre geistlichen Gaben oder ihre Erkenntnis oder ähnliche Besitztümer wegnehmen will. Er will nur weggehen, ihnen seine Anwesenheit nehmen. Sie verlieren die Person, nicht die Gaben.

Es könnte also durchaus sein, dass die Verleihung der großartigen geistlichen Gaben eine Art Versuchung des Menschen ist, ob er solch großer göttlicher Dinge würdig ist. Ob er sich darin bewährt.

Zusammenfassung

Die Gläubigen in dieser Geschichte hatten zwar einen großen Glauben, aber sie haben nicht ihr Leben verloren und folglich auch das neue Leben nicht gewonnen.

Sie haben die Geistesgaben nach ihren eigenen Vorstellungen eingesetzt und dachten, sie seien jetzt Herren über diese Gaben.

Aber man wird zur Kenntnis nehmen müssen, dass immer und über alles Gott der Herr ist.

Jederzeit und ohne Ausnahme.