Matthäus 10,40 Aufnahmestufe eins

Zuerst einmal zur Vermeidung von Missverständnissen:

„Aufnehmen“ bedeutet hier nicht einfach nur, jemanden zu beherbergen.

Geht auch aus dem Zusammenhang hervor: Wenn jemand einen Gläubigen aus seltsamen Motiven beherbergt – z.B. weil er seiner Frau mal zeigen will, wer hier Herr im Haus ist; oder weil er einfach seinem Nachbarn, der ein überzeugter Rassist ist, mit der Aufnahme eines Farbigen mal die Zunge rausstrecken will – so jemand nimmt nicht den Christus auf, wenn er den Gläubigen beherbergt.

Bei „Aufnehmen“ geht es hier um mehr als um Gastfreundschaft.

„Aufnehmen“ meint hier auch das Annehmen dessen, was der Aufgenommene sagt. Für was er steht.

Wenn man die Person also aufnimmt wegen dem, was sie sagt und wofür sie steht, und wenn man dann noch bedenkt, dass Gott (vertreten durch den Heiligen Geist) ja in dem Gläubigen wohnt, dann nimmt man selbstverständlich auch Gott auf, wenn man den Gläubigen aufnimmt. Man lässt ja offenbar nicht nur den Gläubigen in das eigene Leben rein, sondern auch Gott.

Absteigende Solidarität

Die absteigende Solidarität, also dass Gott mit Jesus solidarisch ist und Jesus mit seinen Jüngern, die kennen wir auch aus Johannes 5,23, Johannes 17,22+23 und Johannes 20,21. Sie hat natürlich sehr viel mit dem zu tun, was hier bei Matthäus 10 grad vorher stand: dass der Gläubige sein Leben verlieren soll, damit er das „richtige“ Leben bekommt. Hat er aber das richtige Leben, wohnt Christus in ihm. Somit ist der Christus, wenn er mit dem Gläubigen solidarisch ist, im Grunde genommen mit sich selbst solidarisch. Und das ist nichts wirklich Überraschendes. Das hätte man auch so erwarten können.

Man könnte diesen Gedanken auch dahin fortführen, dass die Gemeinde nie zu existieren aufhören wird. Denn Jesus ist natürlich auch mit seinem Leib solidarisch – er hätte ein Problem, wäre er es nicht – er würde dann ja zum Tetraplegiker.

Mangelnde Erkennbarkeit

Der Schwachpunkt bei der ganzen Geschichte ist, dass man den hier in Vers 40 beschriebenen Sachverhalt nicht sehen kann.

Dass mit den Aposteln gleichzeitig Gott zu einem kommt, ist so nicht erkennbar.

Das hat man aber im politischen System auch nicht: Wenn der Botschafter eines Landes zur Regierung des Gastlandes kommt, trägt er auch keine Krone, obwohl er rein sachlich als Stellvertreter seines Königs auftritt. Und er ist auch dann Stellvertreter seines Königs, wenn er in Jogginghosen auftritt.

Aber nicht nur der Gastgeber kann das nicht erkennen, dass Gott mit von der Partie ist. Auch der Apostel ist sich dessen nicht ständig bewusst, weil Gott nicht ununterbrochen wahrnehmbar ist. (Sonst wäre ja auch kein Glaube notwendig.) So wird also hier dem Apostel mitgeteilt, dass er sicher sein kann, dass er bei der schwierigen Aufgabe, das Evangelium in die Welt zu tragen, nicht alleine unterwegs ist.

Weil er eben nicht nur Überbringer von Fakten und Erkenntnissen ist, sondern von einer Person. Er verbreitet nicht ein Lehrsystem, sondern Gott. Und den kann er ja nur verbreiten, wenn der auch anwesend ist. Was man nicht dabei hat, kann man nicht weitergeben.

Transportversicherung

Zudem wird den Aposteln hier mitgeteilt, was Sie da Großes und Wertvolles zu den Menschen bringen.

Sie belästigen nicht die Menschen mit einer neuen Religion.

Glücklicherweise kann Gott nicht kaputt gehen und nicht gestohlen werden, so dass die Apostel trotz des hohen Wertes ihres Transportgutes auf eine Transportversicherung verzichten können.

Aber die Apostel bringen eben nicht nur eine Lehre oder eine Wahrheit und erweitern so die Erkenntnis ihrer Gastgeber.

Sondern die Apostel bringen Gott persönlich.

Systemimmanente Versicherung

Aber genau hierin liegt auch die Garantie, dass die Gemeinde (oder die Kirche) niemals untergehen kann oder ihre Geschäftstätigkeit einstellen wird: Weil es eben nicht nur irgendwelche Gläubige sind, sondern weil in den Gläubigen immer auch der lebendige, personale Gott lebt.

Weil nicht nur eine Lehre oder eine zu glaubende Wahrheit verkündet wird, sondern weil Gott persönlich transportiert wird.

Und dass Gott seinen Betrieb einstellen wird, ist nicht zu erwarten.

Und darum ist unwahrscheinlich, dass die Gläubigen von der Erde verschwinden werden.

Denn dann müsste oder würde Gott von der Erde verschwinden.

Gut, wir hätten immer noch die Steine, die schreien könnten (Lk 19,40). Aber es ist nicht zu erwarten, dass es global jemals soweit kommen wird.

Zusammenfassung

Die Aufnahmestufe eins besagt also, dass Gott mit den Aposteln solidarisch ist.

Das ist er deshalb, weil das System so angelegt ist, dass nicht intellektuelle Erkenntnisse verbreitet werden, sondern eine Person.

Folglich nimmt derjenige, der den Gläubigen und das, was der sagt, aufnimmt, auch Gott auf.

Anders geht es nicht.