Matthäus 3:15 Die Gerechtigkeit erfüllen

Bis Jesus kam, war der Gehorsam gegenüber Gott in zwei Teile geteilt:

  • Das Recht, also die Gebote, die eins zu eins umgesetzt werden mussten und konnten und wo man ganz genau sagen konnte, wann man sie erfüllt hatte und wann nicht
  • Die Liebe, die eindeutig in den Büchern Mose geboten war, die aber einen gummiartigen Charakter hatte. Wann und in welchem Maße ich die gebotene Liebe ausübe, ist in mein Ermessen gestellt. Denn die Liebe ist ja nicht so eindeutig feststellbar wie das gesetzliche Gebot. Darum konnte der Pharisäer beim Gebot der Nächstenliebe auch fragen: „Wer ist mein Nächster?“ Weil man es sich letztlich aussuchen konnte.

In Matthäus 3,15 stellt Jesus sich aus Liebe mit den Sündern in eine Reihe, solidarisiert sich mit ihnen und mit der Gemeinde. Und stellt das nicht als eine mögliche Option dar, sondern als eine Pflicht – „es gebührt uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen“ – also alles das, wofür Gott Freisprüche verteilt und was Gott für unverzichtbar hält, auch zu tun. Damit stellt Jesus die Liebe jetzt dorthin, wo bisher das gesetzliche Gebot stand.

Die Liebe ist nicht mehr eine gummiartige, auslegungsfähige Aufgabe, sondern sie ist eine Pflicht, ohne die man bei Gott nicht freigesprochen wird.