Matthäus 8,2 Die Abhängigkeit vom Willen

Vielen Gläubigen kommt an dieser Stelle zuerst die Frage, ob Jesus sie selbst den überhaupt heilen will. Die Bemerkung des Aussätzigen impliziert doch, dass es möglich sein könnte, dass Jesus nicht will.

In Wahrheit beweist der Aussätzige aber mit dieser Bemerkung – eine Frage oder Bitte hat er nicht ausgesprochen – seine Kenntnis der Umstände. Sein Verständnis der Regeln. Sein Wissen darüber, wie die Sache mit Gott funktioniert.

Und der Grund, warum drei Evangelisten dieses Geschehnis aufgegriffen haben, ist nicht die wunderbare Heilung, sondern die Aussage des Aussätzigen.

Der Aussätzige hat nämlich verstanden, dass die Macht Gottes an den Willen dessen gekoppelt ist, dem sie zur Verfügung steht.

Die Macht Gottes an sich ist wertlos. Sie ist für den Alltag irrelevant. Sie existiert, ohne Frage, und sie ist grenzenlos, auch das ist nichts Neues.

Aber damit sie zur Geltung kommen kann, braucht es jemanden, der das auch will.

Es ist jemand nötig, durch den diese Kraft fließen kann.

Das ist unser Problem in den heutigen Gemeinden: Sowohl im Einzelnen wie im Gesamten fehlt es an Trägern der Macht.

Der einzelne Christ will schon gerne, dass die Macht Gottes sich durchsetzt, aber nicht durch ihn. Er will den Preis nicht bezahlen, das Risiko nicht eingehen. Er will schon dabei sein; er will schon jubeln und lobpreisen, wenn es vor seinen Augen geschieht, aber durch ihn soll es nicht geschehen.

Die Gemeinde will schon wachsen, sie hat zumindest nichts dagegen. Aber wenn die Kraft Gottes durch die Gemeinde fließen soll, dann muss die Gemeinde in ihrer Gesamtheit (oder zumindest in ihrem harten Kern) das so wollen, dass sie alles unternimmt, dass das auch passiert.

Wenn es einfach, ohne besonderen Einsatz, passieren würde, hätte niemand etwas dagegen, und man würde den Herrn preisen für sein Handeln. Aber wenn man sich mehr heiligen müsste; oder wenn man sich nach mehr Geistesgaben ausstrecken müsste; oder wenn man mehr Risiko eingehen müsste oder mehr beten müsste, dann ist der Wille der Gemeinde in der Gesamtheit nicht da.

Aber darauf kommt es an: Dass jemand da ist, der gewillt ist, dass die Macht Gottes durch ihn durchfließt und ihn gebraucht. Sonst ist die Macht Gottes für die Katz.