Matthäus 13,33 – Kontrollverlust im Sauerteig
Ist schon ärgerlich.
Wenn Jesus so ein Gleichnis überhaupt nicht erklärt.
Und dann hat das Gleichnis auch noch so wenige Bestandteile: Frau, Mehl, Sauerteig.
Da ist spekulativer Auslegung natürlich Tür und Tor geöffnet.
Und es gibt viele, die diese Einladung angenommen haben.
Besonders der Sauerteig hat es den Auslegern angetan, weil er im Alten Testament meistens als unrein galt. Also für den Gottesdienst nicht geeignet.
Allerdings ist der Sauerteig in dem Gleichnis selber als das Reich Gottes definiert.
Schlecht kann er also nicht sein. Er kann höchstens etwas anderes untauglich machen. Irgendetwas Böses.
Die Probleme fangen da an, wo Jesus nichts definiert hat: bei der Frau und beim Mehl.
Folglich haben die Ausleger angefangen, insbesondere das Mehl selber zu definieren: als das menschliche Leben; als die Welt; als die Seele der Gläubigen; als die katholische Kirche – als alles möglich eben, wo das Reich Gottes eine verändernde Wirkung entfalten kann.
Der Zweifel des Betrachters
Nun bezweifle ich aber, dass Gott oder Jesus seinen Leuten eine derartig gummimäßige Geschichte vorlegt, in die man alles und jedes hineininterpretieren kann. Es ist wäre dann ein sehr uneindeutiger Text, ohne klare Weisung. Es wäre keine Wahrheit darin, weil man unbegrenzte Aussagen hineindeuten kann.
Also denke ich mir das mal so, wie es dasteht: Das Mehl und die Frau sollen gar nicht definiert werden.
Das Mehl kann tatsächlich alles und jedes sein, es ist völlig egal.
Die Frau kann jeden beliebigen Menschen zu allen Zeiten überall auf der Welt darstellen.
Das Einzige, worauf es hier ankommt, ist die Wirkung des Sauerteigs. Wobei es egal ist, auf wen er wirkt, denn wir haben das Mehl ja nicht definiert.
Außer Kontrolle
Die Aussage soll wohl sein: Über das Reich Gottes haben Sie keine Kontrolle.
Wenn es erstmal losgegangen ist, können Sie es weder aufhalten noch steuern.
Ja, es muss jemanden geben, der den Sauerteig unter das Mehl mischt.
Es muss jemanden geben, der das Reich Gottes in irgendwelche Zusammenhänge einbringt.
Aber derjenige muss dann das Reich Gottes nicht schieben und immer weiter schieben.
Sondern das Reich Gottes hat eine eigene Kraft. Wir nennen das „heiliger Geist“, oder wir denken daran, dass Gott selbst ja in diesem Reich lebt und wirkt.
Das ist keine Einladung zum Nichtstun für die Gläubigen.
Aber es ist die Erinnerung daran, dass die Gläubigen nur Mitwirkende sind. Mitarbeiter Gottes.
Wir verkaufen Nutella
Nun können Sie natürlich sagen: Das geht mit Nutella genauso: Wenn man Nutella auf den Markt bringt, muss man auch nichts mehr schieben. Das verkauft sich fast von alleine.
Stimmt.
Aber den Verkauf von Nutella können Sie staatlich verbieten.
Nutella können Sie verhindern.
Das Reich Gottes kann niemand verhindern.
Wenn das erstmal losgetreten ist, dann entwickelt sich das weiter.
Denn letztlich ist das Reich Gottes lebendig. Im Gegensatz zu Nutella.
Keine Sorge
Sie brauchen sich also keine Sorgen zu machen, wenn die Regierung den Glauben verbietet.
Oder wenn eine große Kirche die Sache mit Gott so verhunzt, dass es scheinbar unmöglich erscheint, den Glauben mit ihr oder in ihr auszuüben.
Genauso wenig, wie Sie Gott verbieten können, so wenig können Sie das Reich Gottes verbieten.
Und genauso wenig, wie Sie Gott außer Gefecht setzen oder handlungsunfähig machen können, so können Sie auch das Reich Gottes nicht so ruinieren, dass es nicht mehr funktioniert.
Tun Sie also Ihr Bestes, aber zermartern Sie sich nicht den Kopf.
Im Notfall werden die Steine schreien. (Matthäus 3,9; Lukas 19,40)