Matthäus 1,16 – Warum Josef nicht Jesu Vater sein durfte
Natürlich liest man so einen Stammbaum nicht gründlich. Ist ja langweilig.
Wäre aber schlau, wenn man es täte.
Denn während bei all den Männern, die in diesem Stammbaum vorkommen, bezüglich ihrer Nachkommen „zeugte“ steht, steht bei Josef nicht „zeugte“.
Stände es da, könnte Jesus nicht der Erlöser sein, nicht der Messias.
Jesus könnte auch nicht „Sohn Davids“ sein und damit königliche Rechte besitzen, wenn er von Josef gezeugt worden wäre. (Pilatus hätte dann auch nicht „König der Juden“ ans Kreuz schreiben können, weil es sachlich unmöglich gewesen wäre.)
Obwohl der Stammbaum des Josefs, der hier aufgeschrieben wird, ja die königlichen Rechte von Jesus beweisen soll. Die Abstammung von Josef ist eine Abstammung von Königen.
Er durfte nicht
Das Problem, dass Jesus königliche Rechte besitzen muss, aber nicht von den Königen abstammen darf, hat Gott selber geschaffen.
Er hat es aber auch selber gelöst.
Geschaffen hat er es dadurch, dass er dem König Jojakim von Juda angekündigt hat, dass dieser keinen Nachfolger auf dem Königsthron haben wird. Steht in Jer 36,30
30 Darum, so spricht der HERR über Jojakim, den König von Juda: Er wird niemanden <als Nachkommen> haben, der auf dem Thron Davids sitzt. Und seine Leiche wird hingeworfen bleiben der Hitze bei Tag und der Kälte bei Nacht.
Damit bricht Gott die Königsliste ab.
Der Messias, der ja Sohn Davids sein soll, kann nicht von den Königen abstammen. Es gibt keine mehr. Legitimer König von Juda kann man nur über Abstammung sein, und wenn es nach Jojakim keinen legitimen König mehr gibt, kann auch Jesus kein legitimer König sein, sofern er von den Königen abstammt.
(Das königliche Recht wird übrigens nicht abgeschafft. Die biologische Linie wird nicht unterbrochen. Jojakim hatte Nachkommen, die sozusagen blaues Blut in sich trugen. Zu diesen blaublütigen Nachkommen zählte auch Josef. Nur würden diese blaublütigen niemals mehr ihren Hintern auf einen Thron platzieren. Darum durfte Jesus, wenn er sich auf den Thron Davids setzen wollte, nicht von diesen Leuten abstammen. Aber er musste das königliche Recht haben.)
Einwurf: Josias andere Söhne
Nun hatte der König Josia, an dem es nichts herumzumäkeln gibt, noch andere Söhne als den Jojakim. Und die waren sogar alle Könige! Also könnte man die Abstammung Jesu über die Königslinie doch auch ohne Jojakim hinbekommen.
Aber ach: Den ersten Sohn von Josia, den das Volk zum König machte (2.Chr 36,1) und der scheinbar nicht der Erstgeborene war, den nahm der Pharao Necho mit nach Ägypten, und irgendwann starb der dort, und über irgendwelche Nachkommen von ihm ist nichts bekannt.
Danach wurde Jojakim König, über den wir schon wissen, dass die Abstammung von ihm nicht geht.
Nachdem Jojakims Sohn Jojachin sich dem König Nebukadnezar ergeben hatte, wurde er nach Babylon verschleppt. Der Stammbaum von Josef läuft über diesen Jojachin. Aber von ihm dürfen, weil er Jojakims Sohn war, ebenfalls keine Nachkommen auf dem Thron sitzen (Jeremia 22,30).
Anschließend machte Nebukadnezar einen Sohn von Josia zum König, den wir unter dem Namen Zedekia kennen. Der legte sich allerdings wieder mit Nebukadnezar an, so dass Nebukadnezar alle seine Söhne vor seinen Augen töten ließ, so dass es von hier keine königlichen Nachkommen geben kann.
Und danach gab es keinen König von Juda mehr.
Die königliche Abstammung muss also über Jojakim laufen, aber wer von Jojakim abstammt, darf nicht auf dem Thron sitzen.
Das Erbauliche
Gott hat alles so gemacht, wie es richtigerweise sein sollte, aber auf eine Art und Weise, mit der niemand gerechnet hat. Er hat die Ankündigungen, die er 500 Jahre vorher gemacht hatte, tatsächlich durchgezogen.
Gott hat zwei Ankündigungen, die sich scheinbar widersprachen,
· … dass nämlich der Messias ein von David abstammender König mit königlicher Legitimation sein soll
· … und dass nach Jojakim niemand mehr aus der königlichen Familie auf dem Thron Judas sitzen sollte
zusammengeführt und beide wahr gemacht.
Und ganz nebenbei haben wir damit jetzt einen Sohn Gottes, der, wenn er am Kreuz geopfert wird, tatsächlich in der Lage ist, die Sünde der Welt wegzunehmen.
Wenn Sie also mal wieder eine Zusage Gottes haben, die extrem danach aussieht, als wenn sie niemals mit der Realität überein zu bringen sei, dann denken Sie an diese Angelegenheit. Was für uns völlig unmöglich aussieht und weit jenseits unserer Vorstellung ist, ist für Gott machbar. Das Wort Gottes ist in jeder Hinsicht zuverlässig. Denn der, der es gesagt hat, ist so mächtig und so intelligent, dass er diese Zuverlässigkeit garantieren kann.
Für den Fall …
Die einzige Möglichkeit, die es noch gegeben hätte, wäre gewesen, dass Jesus Nachkomme eines anderen Mannes gewesen wäre und dann von Josef adoptiert worden wäre. Da hätte aber jeder gemerkt, dass es geschummelt war. Denn wenn man eine bestimmte Abstammung aufgibt, um eine andere zu erhalten – so ein Deal ist eines wahren Gottes wahrscheinlich unwürdig. Von daher war die Jungfrauengeburt (mit Gott als Vater) eigentlich die einzige brauchbare Lösung.
Und dann …
Und dann hätte ich eigentlich noch gerne gewusst, wie die Schriftgelehrten sich das damals vorgestellt haben, wie das mit dem königlichen Messias ohne königliche Linie funktionieren würde.
Irgendwas müssen die sich aufgrund der heiligen Schriften doch gedacht haben.
Aber leider weiß ich darüber nichts.
Und wie hat Gott das eigentlich hinbekommen, dass er eine Frau, die von David abstammt, und einen Mann, der von den Königen abstammt, nicht nur entsprechend zusammenbringt, sondern auch noch zwei findet, die das Spiel mitmachen? Die also so gottesfürchtig sind, dass sie an dieser schwierigen und ja irgendwie auch existenziellen Abzweigung tatsächlich auf Gottes Straße bleiben? Max Giesinger hat mal ein Lied über 80 Millionen geschrieben. So ähnlich empfinde ich das hier. Ist schon irgendwie grandios.