Maria Magdalena und der Coronavirus

Mk 16,1-8

1 Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria Magdalena und Maria, die <Mutter> des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und ihn zu salben.

2 Und sie kommen sehr früh am ersten Wochentag zu der Gruft, als die Sonne aufgegangen war.

3 Und sie sprachen zueinander: Wer wird uns den Stein von der Tür der Gruft wegwälzen?

4 Und als sie aufblickten, sehen sie, dass der Stein zurückgewälzt ist; er war nämlich sehr groß.

5 Und als sie in die Gruft eintraten, sahen sie einen jungen Mann zur Rechten sitzen, bekleidet mit einem weißen Gewand, und sie entsetzten sich.

6 Er aber spricht zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus, den Nazarener, den Gekreuzigten. Er ist auferweckt worden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie ihn hingelegt hatten.

7 Aber geht hin, sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er euch nach Galiläa vorausgeht! Dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat.

8 Und sie gingen hinaus und flohen von der Gruft. Denn Zittern und Bestürzung hatte sie ergriffen, und sie sagten niemand etwas, denn sie fürchteten sich.

Da hat jetzt jemand das ganze Problem der Christenheit in einem kurzen Bericht zusammengefasst.

Acht Verse, und das ganze Elend, mit dem wir in den Gemeinden konfrontiert sind, ist zutreffend beschrieben.

Diese Frauen hatten 3 Probleme:

  1. Durch den Tod Jesu war ihr Traum vom Gottesreich kaputt. Die Hoffnung auf den Messias war ruiniert. Alle die Zeichen, die Jesus getan hatte und die eine Erwartung geschürt hatten, konnte man jetzt in einen biologisch abbaubaren Müllbeutel tun und entsorgen. Die Vision war zerstört, und das Licht, in dem man die Zukunft gesehen hatte, war absoluter Finsternis gewichen.
    1. Erschwerend kam noch hinzu, dass es die Israeliten waren, die Jesus getötet hatten. Man hätte immer noch Hoffnung haben können, wenn es irgendwelche Heiden gewesen wären. Aber wenn Gottes eigenes Volk diesen Hoffnungsträger tötet, dann ist es mit der Hoffnung wohl wirklich vorbei.
  2. Die Frauen wollten wenigstens symbolisch noch gegen den Tod ankämpfen. Dass man diese duftenden Dinge an den Toten rantat, war dazu da, den Geruch des Todes zu überdecken. Ist an sich eine sinnlose Aktion, denn das hebt die Verwesung nicht auf und macht den Tod nicht rückgängig, aber so ist das nun mal mit symbolischen Dingen. Und das ist, was die Frauen hier machen wollten: Sie wollten symbolisch gegen den Tod ankämpfen. Der Tod war ihr Problem. Das konnten sie zwar nicht lösen, aber ein bisschen nachtreten konnte man schon.
  3. Der Stein am Eingang des Grabes. Dieser war nun auch noch besonders groß, da hatte jemand offenbar genügend Geld gehabt für einen Angeberstein. Dieses Problem war vorhanden, aber es war lösbar. Irgendwen würden sie finden, der mit anfasste.

Und wenn die Lage jetzt so gewesen wäre, dass die Frauen ans Grab kommen, und Gott hat schon dafür gesorgt, dass der Stein weggewälzt ist, und sie können jetzt ihre rituellen Vorhaben durchführen und dieses duftende Zeug irgendwie an den Leichnam ranbringen, dann wären sie hinterher nach Hause gelaufen und hätten den Jüngern erzählt:

„Preist den Herrn, Gott hat uns geholfen, er hat den Stein für uns weggewälzt, und Wachen waren auch keine mehr da! Der Herr hat uns gesegnet, Gott sei Lob und Preis für seine Hilfe in schwierigen Lagen!“

Es war am Ende aber genau andersrum.

Die Frauen sagten niemandem etwas.

Obwohl der Stein ja weggewälzt gewesen war.

Die waren völlig fassungslos.

Und glücklich und dankbar waren die überhaupt nicht.

Was das Problem hier war

Das Problem hier war, dass Gott Probleme gelöst hatte, um deren Lösung ihn niemand gebeten hatte.

Oder anders gesagt:

Gott hatte hier wahrhaft als Gott gehandelt.

In unbeschreiblicher Größe.

In absoluter Fülle.

In unüberbietbarer Vollkommenheit.

Das hatte aber niemand verlangt, niemand erwartet und niemand gewünscht.

Gewünscht hatte man sich einen Zauberer.

Einen, der den Stein wegzaubert.

Das ist unser Problem in den Gemeinden:

Gewünscht wird ein Zauberer.

Einer, der den Tumor wegzaubert.

Einer, der Corona anhält.

Einer, der an der richtigen Stelle das Geld vermehrt.

Einer, der schwierigen Menschen mal ins Gehirn reinzaubert, dass die wieder brauchbar werden. Weniger schwierig halt.

Was Gott hier gemacht hat.

Was Gott hier gemacht hat, ist dass er alle Probleme auf der ganzen Welt für alle Zeiten gelöst hat.

Das ist ein Handeln, das eines wahren Gottes würdig ist.

Um es an einem Beispiel zu erklären: Adam hatte keine Probleme. Es war ja alles sehr gut.

Bis zu dem Tag, an dem Adam von dem Baum aß.

Mit der Sünde kam der Tod und die Probleme.

Mit der Auferstehung Jesu ist der Tod aber dem Wesen nach besiegt.

Es gibt noch seine äußere Form.

Aber die äußere Form des Todes führt nicht mehr zum Tod.

Wenn aber der Tod besiegt ist, dann ist logischerweise auch seine Ursache besiegt, nämlich die Sünde. Denn die Sünde führt zu nichts anderem als zum Tod. Wenn die Sünde nur ein Produkt hat, und das wird ihr genommen, dann ist die Sünde ebenfalls besiegt.

Damit sind auch alle Probleme besiegt.

Und so wie es vom Tod noch die äußere Form gibt, die aber ihres Inhaltes beraubt ist, so gibt es auch von den Problemen noch die äußere Form, aber auch die ist ihres Inhaltes beraubt.

Gott hat alle Probleme gelöst.

Zumindest für die Leute, die dieses Angebot mit Jesus annehmen.

Die Probleme der drei Damen

Dass Gott alle Probleme gelöst hat, sieht man exemplarisch an den Problemen dieser drei Damen:

  • Das Problem, dass ihr Lebenstraum und ihre Vision kaputt sind, hat Gott gelöst.

Wenn der Tote auferstanden ist und in Galiläa auf sie wartet, dann ist die Geschichte mit dem Messias und dem Reich noch nicht zuende.

  • Das Problem, dass die Damen gegen den Tod anstinken wollten, hat Gott auch gelöst.

Es ist niemand mehr da, den sie mit aromatischen Kräutern eindecken können.

Man kann nur hoffen, dass der Verkäufer ihnen ein 14tägiges Rückgaberecht eingeräumt hat.

  • Das Problem mit dem großen Stein hatte Gott ohnehin gelöst.

Dafür hatten die Frauen jetzt das Problem, dass ihr Bild von der Welt und vom Leben nicht mehr stimmte.

Die konnten doch jetzt nicht zu den Jüngern hingehen und sagen, Jesus sei auferstanden.

Und dass sie einen jungen Mann im Nachthemd im Grab gesehen hätten.

Und der hätte mit ihnen geredet. Noch nicht einmal auf russisch.

Das kann nicht sein.

Da ist irgendwas schief.

Das kannst du niemandem erzählen.

Denn wenn die Leute nachfragen: Man hat es ja nicht verstanden. Man kann nichts erklären.

Also ignoriert man und schweigt.

Da war nichts.

Unser Problem

Wir können ja jetzt nicht hingehen und Gott im Gottesdienst laut danken für das Coronavirus.

Und wenn da hundertmal steht, und zwar in Gottes Wort Eph 5,20

20 Sagt allezeit für alles dem Gott und Vater Dank im Namen unseres Herrn Jesus Christus!

An diesem Coronavirus sterben Menschen, da ist es doch politisch völlig unkorrekt, dafür zu danken!

Wer das macht, dem fehlt es doch völlig an Einfühlungsvermögen!

Und vor allem: Wir selbst könnten doch auch daran sterben! Wer sagt denn, dass ausgerechnet ich einen milden Krankheitsverlauf habe?

Oder mein naher Mitmensch. Und dann sitze ich da mit den Beerdigungskosten und der Erbschaft!

Da interessiert es doch nicht, dass in Gottes Wort steht 1.Thess 5,18

18 Sagt in allem Dank! Denn dies ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch.

Und was heißt hier „Gottes Wort, Gottes Wort, Gottes Wort“? Das kann doch nicht sein!

Gott hat gelöst

Gott hat mit der Auferstehung Jesu alle Probleme der Welt gelöst.

Auch das Problem des Coronavirus.

Vorausgesetzt, man gehört zum Leib Christi.

Sonst nicht. Aber dann eben schon.

Ich habe mal irgendwo gelesen Mt 10,29-31

29 Werden nicht zwei Sperlinge für eine Münze verkauft? Und nicht einer von ihnen wird auf die Erde fallen ohne euren Vater.

30 Bei euch aber sind selbst die Haare des Hauptes alle gezählt.

31 Fürchtet euch nun nicht! Ihr seid wertvoller als viele Sperlinge.

Es gibt, sagt Jesus laut Matthäus, kein Problem mehr, vor dem man sich fürchten müsste.

Paulus hat daraus gemacht, dass alle Dinge zu unserem Vorteil sein müssen.

Denn zu unserem Nachteil können sie nicht mehr sein, und neutral ist egal, das wäre ja ohnehin nicht zu unserem Nachteil gewesen.

Also der Coronavirus kann nur zu unserem Vorteil sein.

Aber das kann man natürlich so nicht sagen.

Ja ja, das steht so in Gottes Wort, aber wen interessiert …

Nicht wahr, das ist ja, warum Jesus sagt, dass unsere Freude vollkommen sein wird, wenn er mal seine Aufgabe erfüllt haben wird.

Weil es dann eben keine Probleme mehr geben wird. Und wenn es keine echten Probleme mehr gibt, sondern nur noch die äußere Form, dann kann man sich natürlich enorm freuen. Es hindert einen ja nichts mehr.

Nicht erwünscht

Allerdings ist das ja nicht erwünscht.

Erwünscht wäre der Zauberer.

Der den Tumor wegzaubert, uns unfallfrei durchs Quartal kommen lässt und unsere Angehörigen gesund und halbwegs zufrieden sein lässt.

Oder eben den Stein vom Grab wegrollt.

Aber ein Gott, der tatsächlich wie ein Gott handelt, allmächtig und durchdringend und vollkommen und siegreich über jedes und alles …

1.Kor 3,22

22 Es sei Paulus oder Apollos oder Kephas, es sei Welt oder Leben oder Tod, es sei Gegenwärtiges oder Zukünftiges; alles ist euer,

Das muss man sich mal überlegen: Früher waren wir des Todes. Jetzt ist der Tod unser.

Früher waren wir dem Tod ausgeliefert, jetzt ist der Tod uns …

Aber das ist zu groß und zu gewaltig, das ist zu wenig kleine Münze und zu wenig alltagstauglich.

Wenn das alles wahr wäre, dann müssten wir unser Leben radikal ändern.

Wenn es wahr wäre, dass vom Tod nur noch die Form da ist, aber nicht mehr der Inhalt.

Und wenn es wahr wäre, dass jedes Problem, dem wir begegnen, nur noch die Form eines Problems hat, aber nicht mehr dem Inhalt nach ein Problem ist – weil Gott alle Probleme der Welt längst gelöst hat, und weil darum alles zu unserem Vorteil sein muss und man darum für Corona und Diktatoren und Unfälle danken kann –

nein, man müsste danken, denn es steht in Gottes Wort –

- es gibt ja nichts mehr, von dem man sich fürchten müsste – wegen der Sperrlinge!

wenn man so leben müsste, dass man jedem Problem den Problemcharakter absprechen könnte und müsste –

und man müsste den Problemen den Problemcharakter absprechen, denn es steht in Gottes Wort –

wenn man so völlig anders leben müsste, weil Gott als Gott gehandelt hat und nicht als Reparaturbetrieb für nach unserer Meinung gestörte Lebensabläufe –

und man müsste anders leben, denn alles andere wäre eines so großen Gottes unwürdig und wäre eine Beleidigung und Missachtung eines Gottes, der wie ein richtiger Gott gehandelt hat.

Die Frauen am Grab sind daran gescheitert.

Als der Engel ihnen sagte, was jetzt aufgrund der veränderten Tatsachen dran wäre, haben sie es nicht gemacht.

Das, was der Engel gesagt hat, wäre der Wille Gottes gewesen.

Aber die Frauen sind weggelaufen und haben es verschwiegen.

Weil es zu groß, zu neu, zu anders und zu unbegreiflich war.

Und das Elend ist, das sich in 2000 Jahren nichts geändert hat.

Die Christen haben immer noch Probleme.

Und wenn sie miteinander sprechen, sprechen sie über Probleme.

Denn wenn Gott tatsächlich alle Probleme gelöst hätte und nur noch die leere Problemhülle übrig wäre –

man würde es nicht wollen.

Auch die Frauen am Grab haben es nicht gewollt.

Am Ende hätte man noch diese vollkommene Freude, von der Jesus gesprochen hat.

Und wie soll man denn damit leben?